Minivan im Test:Der neue Zafira bündelt Opels Stärken

Denn er ist ungemein praktisch und für einen Minivan ziemlich fahraktiv. Die Schwächen finden sich im Detail - und einige davon haben im Test ziemlich genervt.

Von Thomas Harloff

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Quelle: Axel Wierdemann; Adam Opel AG

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Bis zu sieben Sitzplätze, die sich nach Bedarf und mit wenigen Handgriffen verschieben, um- oder ausklappen ließen: Sein innovatives Raumkonzept brachte dem Opel Zafira 1999 viele Freunde, Kunden und gar einige Bewunderer. Es dauerte nicht lange, und die Konkurrenz kopierte das Sitz-Origami des Minivans - und machte dem Zafira Käufer abspenstig. Seit 2003 der VW Touran auf den Markt kam, ging es für den einstigen Trendsetter gar nur mehr darum, Platz zwei in seinem Segment zu verteidigen.

Um wenigstens diesen Status zu erhalten, tut gelegentliche Auffrischung Not. Die gibt es nun in Form eines Facelifts, das dem Zafira ein leicht verändertes Design, einen aufgewerteten Innenraum und weitere Assistenzsysteme beschert.

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Quelle: Axel Wierdemann; Adam Opel AG

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Beim Aussehen macht sich die Verjüngungskur vorrangig an der Front bemerkbar. Der Zafira blickt durch neue Scheinwerfer mit anders gestaltetem Tagfahrlicht. Auch den Kühlergrill haben die Designer ummodelliert - was man eben so macht, um ein Auto optisch aufzufrischen.

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Quelle: Adam Opel AG

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Das Cockpit hat Opel analog zum ebenfalls kürzlich modellgepflegten Mokka umgestaltet. Die auffälligste Neuerung: Der zentrale Sieben-Zoll-Monitor, der zuvor auf dem Armaturenbrett thronte, rückt nun hinein in die Mittelkonsole. Dabei handelt es sich um einen Touchscreen, der viele der bisher vorhandenen Knöpfe überflüssig macht. Ergebnis: Hier sieht es aufgeräumter aus als zuvor, was den Innenraum insgesamt wohnlicher und hochwertiger macht. Obendrein bindet das Infotainmentsystem jetzt Smartphones per Apple Carplay oder Android Auto ein, was im Alltag wunderbar funktioniert.

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Quelle: Adam Opel AG

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Einige Eigenheiten lassen jedoch mangelnde Liebe zum Detail erkennen. Zum Beispiel die laute Klimaautomatik, die stets unangenehm rauscht. Oder das verpixelte, schwarz-weiße Zusatzinstrument zwischen Drehzahlmesser und Tacho, das aussieht, als stamme es von 1999. Außerdem schaltete sich das Infotainmentsystem immer wieder ohne erkennbaren Grund aus und wieder an. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn in diesem Moment das Lieblingslied läuft oder eine unübersichtliche Kreuzung naht, an der man sich gerne per Navi über den richtigen Weg informieren möchte.

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Quelle: Adam Opel AG

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Das sind jedoch Mankos, über die sich hinwegsehen lässt. Wichtiger sind die zahlreichen Möglichkeiten, den Innenraum umzugestalten. Der Zafira ist auch in seiner dritten Generation noch hochgradig flexibel. Zum Beispiel dann, wenn vier Personen mitfahren, die beiden Fondpassagiere ihre Plätze nach hinten schieben und den Mittelsitz nach vorne klappen, um ihn als Armlehne mit Getränkehaltern zu nutzen. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass das variable Sitzsystem 750 Euro extra kostet, und zwar auch in den teuren Ausstattungslinien.

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Quelle: Adam Opel AG

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Auch für Gütertransporte ist der Zafira geeignet: Der Kofferraum schluckt, wenn alle Sitze bis auf die vorderen umgeklappt sind, fast 1800 Liter.

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Quelle: Adam Opel AG

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Die Kosten dürften für Käufer des 170 PS starken Turbodiesels zweitrangig sein. Dem Preis nach ist der Zweiliter-Vierzylinder nämlich das Topmodell der Baureihe. Aber die mindestens 30 875 Euro sind gut angelegt, denn der 2.0 CDTI-Motor ist ein souveräner Antrieb für den knapp 1,8 Tonnen schweren Minivan. Bei niedrigen Drehzahlen holt das Triebwerk noch Luft, um den Zafira ab etwa 1800 Touren durchzugsstark anzuschieben. Er stellt seine Kraft also da bereit, wo sie ein solches Auto braucht: im mittleren Drehzahlbereich. Nur der Verbrauch überzeugt nicht. Aus versprochenen 5,2 Litern auf 100 Kilometer wurden im Test 7,6 - eine schwer vertretbare Differenz.

Der neue Opel Zafira

Quelle: Adam Opel AG

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Verbesserungswürdig ist auch das Getriebe. Die Wege der Sechs-Gang-Schaltung sind zu lang geraten und der Hebel ist nicht exakt geführt. Mehr Kritik muss sich der Zafira in dieser Hinsicht jedoch nicht gefallen lassen. Das Fahrwerk findet in der Normalabstimmung einen gesunden Kompromiss aus Komfort und Härte. Ist das 980 Euro teure Flex-Ride-Fahrwerk installiert, ändert es auf Tastendruck seinen Charakter. Im Tour-Modus dämpft es Unebenheiten effizient weg, was selbst lange Fahrten zu einer entspannten Angelegenheit werden lässt. In der Sport-Einstellung straffen sich die Dämpfer spürbar, und der Zafira fährt sich sehr agil für ein so großes und schweres Auto.

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Quelle: Adam Opel AG

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Fahrdynamisch mag der Zafira den meisten Konkurrenten enteilen. Doch bei den Assistenzsystemen hechelt er hinterher. Es gibt zwar die Basics wie den Tempomaten mit Abstandsradar und Systeme, die vor Fahrzeugen im toten Winkel warnen oder piepsen, wenn der Opel droht, die eigene Spur zu verlassen. Eine Verkehrszeichenerkennung gibt es außerdem, aber deren Angaben nimmt man kaum wahr in der bereits erwähnten Schwarz-Weiß-Anzeige. Dafür sind die Assistenten mit 700 Euro im Paket vernünftig eingepreist. In der Topversion "Innovation" ist zudem das adaptive Lichtsystem, das die Ausleuchtung der LED-Scheinwerfer an die jeweilige Fahrsituation anpasst und auch das Fernlicht automatisch steuert, ohne Mehrkosten an Bord. In Verbindung mit der "Edition"- oder "Active"-Ausstattung kostet es 1250 Euro extra.

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Quelle: Axel Wierdemann; Adam Opel AG

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Bleibt der Preisvergleich. Etwa 1500 Euro günstiger als der Opel ist der Citroën C4 Picasso mit 150 Diesel-PS. Die 150 PS starken BMW 218d Gran Tourer und VW Touran 2.0 TDI kosten etwa 2000 Euro mehr als der Zafira. Der Ford S-Max mit 180-PS-Diesel ist sogar erst ab 34 450 Euro zu haben.

Scharfe Rechner dürften sich schon in der "Edition"-Basisausstattung mehr Dreingaben als einen Sieben-Zoll-Touchscreen, eine Klimaanlage und elektrische Fensterheber vorne und hinten wünschen. Leichtmetallräder gibt es aufpreisfrei erst in der 500 Euro teureren "Active"-Version. Das intelligente Licht, eine Einparkhilfe und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik sind erst serienmäßig in der "Innovation"-Variante dabei, die 3610 Euro extra kostet. Wie bei Opel üblich sind weitere Optionen günstig kalkuliert, weshalb der Zafira 2.0 CDTI für 40 000 Euro sehr gut ausgestattet ist. Das ist gewiss keine kleine, aber im Vergleich zur Konkurrenz faire Summe.

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Quelle: Adam Opel AG

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Ein praktischeres Auto als den Opel Zafira wird man für vergleichbares Geld nur schwer finden. Er hat seinen Trendsetter-Nimbus zwar eingebüßt, ist aber trotzdem ein gutes Angebot für Vernunft-Autokäufer, die hin und wieder ein wenig Fahrspaß genießen möchten. Und Schwächen im Detail gehören bei einem Opel einfach dazu.

Technische Daten Opel Zafira 2.0 CDTI Ecoflex 7-Sitzer:

R4-Dieselmotor mit 2,0 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 125 kW (170 PS); max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750 - 2500/min; Leergewicht: 1760 kg; Kofferraum: 152 - 1792 l; 0 - 100 km/h: 9,8 s; Vmax: 208 km/h; Testverbrauch: 7,6 l / 100 km (lt. Werk: 4,9 - 5,2; CO-Ausstoß: 129 - 137 g/km); Euro 6; Grundpreis: 31 625 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/ihe/dd
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