Mini Cooper S Fünftürer im Test:Verzückung und Verzicht

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Als Fünftürer kostet der Mini Cooper S mindestens 24 900 Euro. (Foto: BMW Group)

Ach, was macht der Mini Cooper S Spaß - auf der Landstraße. Auf der Autobahn ist er wegen seiner Hibbeligkeit dagegen einfach nur anstrengend.

Von Thomas Harloff

Ein Mini war mal eine rollende Verzichtserklärung. Ein 3,06 Meter kurzer Straßenzwerg mit drei Türen, der trotzdem irgendwie Platz für vier Insassen bot. In dem eine Fahrt für jeden Passagier unbequem war, wegen der furchtbar unkomfortablen Federung und der bestimmt nicht gemütlichen Sitze, die eine ungesunde Körperhaltung erforderten. Vor allem für den Fahrer, der sich mit einem ungewohnt flach stehenden Lenkrad plagen musste. Aber das war früher.

Seit BMW den britischen Autokult 2001 als eigene Marke reanimierte, hat sich einiges geändert. Nun ist der Platz hinter dem Steuer der beste im ganzen Auto. Gegen Zahlung von 900 Euro gibt es den Kleinwagen inzwischen sogar als Fünftürer. Dem Design hilft das nicht. Die hinteren Seitentüren sehen aus, als mussten sie kurzfristig ins Blech gepresst werden. Die Proportionen profitieren ebenfalls nicht davon. Das mag daran liegen, dass der Mini bei der Metamorphose vom Drei- zum Fünftürer zwar um 15,5 Zentimeter in die Länge gewachsen, aber der Radstand nur gut sieben Zentimeter größer geworden ist.

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Er ist 192 PS stark, 230 km/h schnell und 24 900 Euro teuer: Der Mini Cooper S macht auch als Fünftürer viel Spaß. Doch nicht jedes Detail überzeugt.

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Fünftüriger Zweisitzer

Womit auch der Grund gefunden ist, warum der Mini trotz der beiden zusätzlichen Türen weiterhin ein verkappter Zweisitzer ist. BMW zufolge soll es mehr Platz für die Knie geben, aber zu spüren ist das kaum. Wer dem Kindesalter entwachsen ist und im Fond Platz nimmt, geht fast zwangsläufig auf Tuchfühlung mit den Vordersitzen und dem Dachhimmel. Immerhin wächst der Kofferraum von 211 auf 278 Liter. Dank klappbarer Rücksitzlehnen kann der Rauminhalt des Gepäckabteils auf 941 Liter erweitert werden. Damit ist auch der Möbelhaus-Parkplatz kein Feindesland mehr.

Das Armaturenbrett ist ähnlich verschachtelt gestaltet wie früher, aber viel besser zu bedienen. Obwohl viele Tasten anders aussehen, befinden sie sich doch dort, wo sie auch in anderen Autos sind. Aber so ganz kann der Mini auch als Fünftürer nicht raus aus seiner Haut - die markentypische Verspieltheit hat er sich bewahrt. Das zeigt sich zum Beispiel an der Cockpitbeleuchtung, die fast jede Eingabe mit einem Farbenspiel quittiert. Aber das Beste an ihr ist, dass man sie auch ausschalten kann, denn dieser Schnickschnack lenkt nur ab.

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Und spätestens dann, wenn der Cooper S seine liebste Spielwiese, die Landstraße, erreicht hat, benötigt er die volle Aufmerksamkeit seines Fahrers. Je mehr Kurven es gibt und je enger sie sind, umso wohler fühlt sich der Brite. Dirigiert von einer sehr direkten Lenkung hält er auch bei hohem Tempo so stabil die Spur, dass sich die Vorderräder mit dem Asphalt zu verzahnen scheinen. Auch das Heck bleibt stets zuverlässig auf Kurs. Die Bremsen beißen fest zu, das Sperrdifferenzial mit elektronischer Steuerung lässt den Mini am Kurvenausgang trotz Vorderradantrieb souverän beschleunigen. Mit seinem zwar straffen, aber nicht völlig komfortbefreiten Fahrwerk hält er auch auf schlechten Straßen sicher die Spur.

Auf der Autobahn kann der Cooper S theoretisch mit den meisten anderen mithalten. Der durchzugsstarke Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner beschleunigt den Fünftürer bei Bedarf in 6,8 Sekunden von Null auf Hundert und auf maximal 230 km/h. Das 1850 Euro teure Sechsgang-Automatikgetriebe schaltet, auf Wunsch vom Fahrer per Schaltwippen befehligt, komfortabel und sehr flott - auch beim Kickdown.

Doch die auf der Landstraße begeisternde Lenkung beschert der Autobahn Unbehagen - umso mehr, je schneller das Tempo wird. Jede Unebenheit und jede Spurrille - denen fährt das Auto nur zu gern nach - bringt es ein wenig aus der Balance, was Korrekturen am Lenkrad erfordert. Da jeder Millimeter, den sich das Volant dreht, für eine direkte Reaktion der Vorderräder sorgt, ist es eine echte Herausforderung, den Cooper S gerade in der Spur zu halten. Zumindest in den Fahrmodi "Sport" und "Mid".

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Deutlich ausgeglichener präsentiert er sich in der "Green"-Abstimmung, die nicht nur der Lenkung viel von ihrer Aggressivität nimmt, sondern auch dem Antrieb. Natürlich büßt der Cooper S dann einiges an Agilität ein, dennoch kommt man zügig voran. In der Stadt ist dieser Modus sowieso der passende - jedenfalls dann, wenn man möglichst effizient fahren möchte. Die Automatik schaltet früh hoch, was neben dem Drehzahlniveau auch die Lautstärke senkt. Nicht, dass der Cooper S ein Krawallmacher wäre; eigentlich klingt er sogar zahm für einen dermaßen dynamischen Kleinwagen. Aber wer sich täglich durch den Berufsverkehr quält, weiß auf Dauer jedes gesparte Dezibel zu schätzen. Und jeden gesparten Liter Sprit, wenn auch der Green-Mode den Durst nicht im vermuteten und nötigen Maße zügelt. Während des Tests konsumierte der Mini im Schnitt acht Liter auf 100 Kilometer - dabei sollen es laut Datenblatt doch höchstens 5,5 sein.

So teuer wie ein Großer

Aber das passt ins Bild, denn auch der Fünftürer hält sich an die seit 2001 geltende Mini-Regel: Er ist teuer wie ein Großer. Schon der Basispreis ist hoch angesetzt, bei knapp 25 000 Euro. Doch dabei bleibt es nicht. Die lange Aufpreisliste hält noch mehr verlockende - und teure - Individualisierungsmöglichkeiten bereit als früher. Der Mini bietet auf Wunsch vieles, wovon Fahrer anderer Kleinwagen nicht zu träumen wagen. Beispielsweise einen Tempomaten mit Abstandsradar, eine Notbremsfunktion, LED-Scheinwerfer, im Härtegrad einstellbare Dämpfer oder ein famoses Lautsprechersystem von Harman/Kardon. Aber das treibt den Preis im Fall des Testwagens auf fast 36 000 Euro. Sogar 40 000 Euro sind ohne Anstrengung drin.

Genau diese Preispolitik macht den Mini Cooper S - egal ob mit drei oder fünf Türen - auch heute noch zur rollenden Verzichtserklärung. Weil man auf vieles andere verzichten muss, um ihn sich leisten zu können.

Technische Daten Mini Cooper S Automatik Fünftürer:

R4-Benzinmotor mit 2,0 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 141 kW (192 PS); max. Drehmoment: 280 Nm (300 mit Overboost) bei 1250 - 4750/min; Leergewicht: 1315 kg; Kofferraum: 278 - 941 l; 0 - 100 km/h: 6,8 s; Vmax: 230 km/h; Testverbrauch: 8,0 l / 100 km (lt. Werk: 5,4 - 5,5; CO2-Ausstoß: 125 - 128 g/km); Euro 6; Grundpreis: 24 900 Euro

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