Mini Cooper S All4 Countryman:Mehr Mini darf nicht sein

Mini macht in SUV: Der Countryman baut die Mini-Palette nach oben aus - auch als Bindeglied zum BMW X1. Aber ist das wirklich noch ein Mini?

Günther Fischer

Nein, dieser Mini darf nicht mehr Mini heißen. Schon eher Maxi. Stehen beide Autos nebeneinander, stellt man erstaunt fest, dass der Countryman dieselben Ausmaße wie ein Golf III hat und darüber hinaus sogar noch ein wenig höher baut.

4,11 Meter Mini in der Länge, mehr geht nicht. Mehr darf nicht sein, soll das Wort Mini nicht vollends seiner Bedeutung beraubt werden. Weil der Wagen darüber hinaus zur Kategorie SUV gezählt werden will (ohne SUV kein Erfolg in den USA), wuchs er für einen Mini gehörig in die Höhe - bis auf 1,56 Meter. Zum Erwachsenwerden gehört da wohl auch, sich von den Rundscheinwerfern zu verabschieden. Der Maximini guckt etwas eckig aus seinen Leuchten.

Die höhere Sitzposition ist für die Insassen, die vorne und hinten ausreichend Platz vorfinden, in jeder Hinsicht fein, das erhöhte Auto aber führt aber beim Fahrwerk zu unumgänglichen Kompromissen. 1380 Kilogramm Leergewicht wollen bewegt und vor allem auf der Straße gehalten werden. Allein der permanente Allradantrieb, All4 geheißen, der dabei kräftig mithilft, wiegt 70 Kilogramm.

Er funktioniert einwandfrei - wie immer bei BMW. Sein direkt am Hinterachsgetriebe angeordnetes elektromagnetisches Mitteldifferenzial regelt stufenlos, wieviel Kraft wann und wo ankommen soll. Im Normalfall heißt das: Frontantrieb, bei Schlechtwetterbedingungen werden dann bis zu 50 Prozent des Antriebsmoments nach hinten geleitet. Theoretisch wäre es sogar möglich, bis zu 100 Prozent der Kraft nach hinten zu leiten - aber dafür bräuchte es schon Extremsituationen.

Das Fahrwerk aber gibt sich straff, einige Straßenbeläge lassen es auch mal poltern. Wankbewegungen sind durchaus vorhanden, auch muss beim starken Abbremsen aus hohem Tempo das Lenkrad schon mal etwas kräftiger angepackt werden. Auch sind die vielgerühmten Gokart-Talente des Mini beim Countryman nicht wirklich wiederzufinden - in diesem Fall richtet's die Größe leider nicht.

Der Motor des Cooper S leistet 135 kW / 184 PS, stellt dem Fahrer ein Drehmoment von 240 Nm zur Verfügung - und das über ein ziemliche langes Drehzahlband hinweg. Damit kommt man in der Stadt ganz gut voran. Überland, auch auf der Autobahn, ist der Wagen damit zwar keine Rakete, aber allemal ausreichend flott. Nur: Stand die Bezeichnung Cooper S nicht einst für andere Eigenschaften?

Dieser Mini ist in vielerlei Hinsicht ein Maxi

Ein großer Wermutstropfen ist das Kapitel Verbrauch: Trotz serienmäßiger Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rekuperation und andere Effizientmaßnahmen kamen wir nicht annähernd an den Normverbrauch heran: 9,8 Liter waren es im Schnitt.

Wer also braucht den Maxi-Mini? Wahrscheinlich viele, die sich bisher für den nur leicht familiär angehauchten Clubman interessierten. Sie dürften zeitnah auf den deutlich variableren Countryman umschwenken und so für hausinterne Konkurrenz sorgen.

Denn endlich ist Platz für den üblichen Alltagskram: 350 bis 1170 Liter fasst der Kofferraum - das liegt etwa auf Augenhöhe mit einem Allrad-VW-Golf (4motion) mit seinen 275 bis 1230 Litern (wobei der aktuelle Golf aber noch etwas länger ist).

Im Basispreis von 27.900 Euro fehlen allerdings einige sinnvolle Dinge wie Xenonlicht oder Navigation. Nimmt man noch die Ledersitze dazu, dann klettert der Kaufpreis schnell und deutlich über 35.000 Euro. Auch in diesem Sinne ist der neue Mini dann wieder Maxi.

Aber der Preis war ohnehin noch nie ein Argument für Mini-Fans.

Mini Cooper S Countryman All4: 135 kW / 184 PS; max. Drehmoment 240 Nm bei 1600-5000 U/min (mit Overboost: 260 Nm bei 1700-5400 U/min); 0-100 km/h: 7,9 sec.; Vmax 210 km/h; Testverbrauch 9,8 l (Werksangabe: 6,7 l); Euro 5, CO2: 157 g/km; Preis: ab 27.900 Euro

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