Kleinwagen-Test:Die Konkurrenz hat den Mini überholt

Bei Mini zahlt der Kunde auch für das hippe Image der Marke. Im Vergleich mit dem Audi A1 und dem Seat Ibiza Beats sieht der einstige Trendsetter aber alt aus.

Von Christina Müller

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Mini Cooper

Quelle: Mini

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Der überdimensionale Tacho in der Mittelkonsole, die Kippschalter und ein Lichtkonzept, das den Innenraum in unterschiedlichste Farben taucht - damit war der Mini das erste echte Lifestyle-Auto im Kleinwagensegment. Wer einen Mini kaufte, der bekam kein gewöhnliches Design. Auf der Straße lag der Wagen zudem wie ein Brett, flitzte durch Kurven wie ein Gokart. In den ersten Jahren des "New Mini" grüßten sich die Fahrer sogar noch, wenn sie sich auf der Straße begegneten. Doch das Konzept, ein kleines Auto mit allerhand Schnickschnack so durchzustylen, dass Kunden dafür auch schnell über 30 000 Euro ausgeben, hat Mini nicht mehr exklusiv. Im Vergleichstest tritt der Mini One deshalb gegen den Audi A1 und den Seat Ibiza Beats an. Und um es gleich vorwegzunehmen: Er sieht dabei in vielen Belangen im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aus.

Seat Ibiza Beats

Quelle: SEAT

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Der Seat Ibiza ist von außen kein Design-Wunder. In der Beats-Version kommt er zwar mit 16-Zoll-Alurädern und orangenen Farbakzenten an den Außenspiegeln und in der Frontschürze. Damit sticht er aber selbst in der Sonderedition kaum aus der Masse heraus.

Seat Ibiza Beats

Quelle: SEAT

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Im Innenraum sieht das anders aus, was vor allem am Infotainment-System liegt. Hinter dem Lenkrad blickt der Fahrer auf ein virtuelles Cockpit, das nicht nur Drehzahl und Geschwindigkeit zeigt, sondern auf Wunsch auch zusätzlich Navigationsbefehle oder die aktuelle Musikauswahl. Dazu gibt es in der Mittelkonsole ein Touchdisplay, über das man zahlreiche Funktionen steuern kann: Navigation, Musik, Fahreinstellungen oder das Smartphone, dessen Bildschirm sich über Apple Car Play oder Android Auto spiegeln lässt. Auch wenn die Möglichkeiten für einen Kleinwagen schon fast übertrieben sind: Schon nach ein paar Kilometern findet man sich im Infotainment-Dschungel zurecht. Das Navi führt auch per Spracheingabe zuverlässig das gewünschte Ziel auf und das Touchdisplay reagiert ohne Verzögerung auf die Eingaben. Nettes Gimmick: Man kann dafür ausgelegte Smartphones auch kabellos in einem Fach in der Mittelkonsole laden.

Seat Ibiza Beats

Quelle: SEAT

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Überhaupt vermisst man im Ibiza wenig, was man aus größeren (und teureren) Modellen gewohnt ist. Das gilt auch bei den Sicherheitssystemen. So hat der Testwagen als Zusatzausstattung einen Abstandstempomaten (ACC) und eine Müdigkeitserkennung an Bord. All das gibt es inklusive eines schlüssellosen Zugangs für 510 Euro Aufpreis. Alleine für das ACC lohnt sich die Investition. Der Abstandstempomat macht das Fahren auf der Autobahn deutlich entspannter. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass das System relativ spät, aber dann doch zuverlässig bremst, kann man längere Strecken fahren, ohne selbst Gas und Bremse benutzen zu müssen.

Beim Fahrkomfort indes zeigt sich rasch, dass der Seat nicht unbedingt für die Langstrecke gemacht ist. Die Sitze sind sportlich hart, aber mit einem Kleinwagen werden auch die wenigsten Fahrer regelmäßig mehrere hundert Kilometer am Stück abspulen. Auch das Fahrwerk ist straff abgestimmt, was in der Stadt nicht stört und auf Landstraßen richtig Spaß macht. Auf der Autobahn aber wird es nach einer Zeit ungemütlich, nicht zuletzt, weil der Dreizylinder mit 115 PS bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 Stundenkilometer recht laut wird. Auch die Verbrauchsangabe von 4,7 Litern schafft der Ibiza im Test nicht annähernd: Wenn man auch mal auf der Autobahn Gas gibt, muss man zwischen sechs und sieben Liter einkalkulieren. Damit ist er allerdings keine Ausnahme: Auch A1 und Mini lassen sich im Mischverkehr nur schwer unter sechs Litern bewegen.

Seat Ibiza Beats

Quelle: SEAT

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Platz ist bei Kleinwagenkäufern oft nicht das wichtigste Kriterium. Dennoch ist es gut zu wissen, dass im Seat Ibiza auch vier oder auf kurzen Strecken sogar fünf Personen mitfahren können, ohne gleich Platzangst zu bekommen. Ähnliches gilt für den Kofferraum: Dort passen ohne umgelegte Sitze 355 Liter Gepäck rein, was für den Alltagseinkauf oder ein paar Tage Urlaub locker reicht. Ansonsten klappt man die Sitze einfach um und bringt dann auch größere Gegenstände unter. Ein Transportkönig ist der Ibiza - wie auch die anderen Kleinwagen im Vergleichstest - natürlich nicht.

Audi A1 (2018)

Quelle: Audi AG

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Im Vergleich dazu geht es im Audi A1 zumindest gefühlt enger zu. Zwar gibt es den Kleinwagen in der Neuauflage nur noch mit vier Türen, dennoch sitzen Passagiere im Fond beengter als im Seat. Das Kofferraumvolumen ist mit 335 Litern auf dem Papier nur unwesentlich kleiner als beim Ibiza, durch den ungünstigen Schnitt und die hohe Ladekante ist es trotzdem schwieriger, etwas im Audi zu verstauen.

Dafür bietet der kleine Audi von den drei Wagen im Test dem Fahrer den größten Wohlfühlfaktor. Man setzt sich auf den Fahrersitz und hat da sofort den Eindruck: Jawohl, das passt. Dazu fordert der A1 aber auch deutlich mehr Geld für Sonderausstattungen als der Seat. Beim Grundpreis liegen beide Modelle noch relativ gleich auf (etwa 22 000 Euro), doch beim Ibiza ist da schon viel Serienausstattung inklusive, während man sich beim Audi vieles als Extra dazu konfigurieren muss. So landet der getestete A1 30 TFSI mit 116 PS am Ende bei einem Preis von 35 490 Euro - das sind etwa 7500 Euro mehr als der Seat Ibiza Beats kostet.

Audi A1 (2018)

Quelle: Audi AG

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Aber ist der A1 diesen Preisaufschlag wert? Schaut man sich den Wagen genauer an, wird schnell klar, dass Audi sich vor allem den Lifestyle-Faktor teuer bezahlen lässt. Die Sline-Ausstattung für innen, die dem A1 sein sportliches Aussehen verleiht, kostet alleine 1800 Euro. Weiter geht es mit einer Dachkuppel in Kontrastfarbe für 400 Euro oder einem Optikpaket für 450 Euro. Damit führt Audi genau das Konzept fort, das der Mini einst salonfähig gemacht hat: Die Zahlungsbereitschaft der Kunden richtet sich nicht immer danach, was ein Auto kann, sondern auch, wie es aussieht.

Audi A1 (2018)

Quelle: Audi AG

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Dabei hat der A1 viel mehr zu bieten, als nur eine lange Aufpreisliste. Das unten abgeflachte Lenkrad liegt toll in der Hand, der Wagen lässt sich zackig und präzise durch jede Kurve lenken. Auch hier reichen die 116 PS locker aus, um genug Power zu haben. Der Audi ist noch einen Tick straffer abgestimmt als der Seat, wird aber auch bei höherem Tempo nicht so schnell laut. Was die Technik angeht, bietet auch der A1 fast alles, was man in höheren Fahrzeugklassen findet. Das neue Modell kommt serienmäßig mit einem 10,25-Zoll-Touchdisplay, auch im A1 kann man sein Smartphone kabellos laden und über Car Play oder Android Auto koppeln. Gegen Aufpreis gibt es eine Fülle an Assistenzsystemen, wobei auch hier vor allem der Abstandstempomat eine gute Investition ist. Dass man in einem Kleinwagen eine Berganfahrhilfe braucht, ist dagegen eher zu bezweifeln.

Mini Cooper

Quelle: Mini

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Und wie schneidet der Mini im Vergleich zur neuen Lifestyle-Konkurrenz ab? Zumindest preislich steht er dem A1 in nichts nach. Der Mini-One-Testwagen mit Automatikgetriebe kostet 35 300 Euro und damit sogar noch ein bisschen mehr als der Audi. Dafür merkt man schnell, dass seit dem letzten Modellwechsel schon fünf Jahre vergangen sind: Das runde Display in der Mittelkonsole, das über einen Dreh-Drück-Knopf bedient wird, wirkt gegenüber den Touchdisplays der Konkurrenz nicht mehr zeitgemäß. Das Head-up-Display, für das extra eine kleine Scheibe hinter dem Lenkrad ausfährt, ruft eher ein Kopfschütteln hervor als das Gefühl, in einem hippen, modernen Auto zu sitzen. Auch der Abstandstempomat funktioniert nur bis Tempo 140.

Mini Cooper

Quelle: Mini

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Im Mini One arbeitet ein Dreizylinder mit 102 PS. Dessen Leistung reicht für den Stadtverkehr locker aus, aber auf Landstraßen und Autobahnen könnte es ein bisschen spritziger zugehen. Gerade weil sich der Mini seine Ursprungstugend, das "Gokart-Feeling", trotz in die Jahre gekommener Technik bewahrt hat. Das Doppelkupplungsgetriebe arbeitet geschmeidig und durch das straffe Fahrwerk lässt sich der Mini flink durch jede Kurve jagen.

Mini Cooper

Quelle: Mini

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Platz ist sowieso nur für vier Personen, wer im Dreitürer hinten sitzen will, braucht beim Ein- und Aussteigen Körperbeherrschung. Das sind alles Kleinigkeiten, die Mini-Kunden über die Jahre nie störten und für die sie ohne Murren noch einmal die Höhe des Grundpreises investierten. Doch mittlerweile bietet der A1 für den gleichen Preis eine bessere Kombination aus Optik und Technik. Und wer mit ein bisschen weniger Styling leben kann, der findet im Seat Ibiza das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, vor allem dank der umfangreichen Serienausstattung.

Die Testwagen wurden der SZ-Redaktion von den Herstellern zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/cku
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