Familienunternehmen:Läuft gut

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Die Grünen hatten im Wahlkampf vorgeschlagen, den privaten Kauf von Lastenrädern zu fördern. Nun gehen einige Firmen voran und statten Mitarbeiter mit Rädern statt Dienstwagen aus. (Foto: Mewa)

Das Familienunternehmen Mewa bringt in Berlin saubere Wäsche mit Lastenfahrrädern zu den Kunden. Das spart den Mitarbeitern Zeit und schont die Umwelt.

Von Christine Demmer

Noch bevor Umweltschützer das "Sharing" als ressourcensparende Besitzvariante entdeckten, war die Wiesbadener Unternehmensgruppe Mewa bereits am Start: Sie vermietet und wäscht Arbeitskleidung, Putztücher und andere Betriebstextilien im Mehrwegverfahren. 5700 Mitarbeiter sind an 45 Standorten in 14 europäischen Ländern für das Familienunternehmen tätig, der Umsatz betrug 2020 rund 745 Millionen Euro. Neuester Clou in Sachen Nachhaltigkeit ist der Einsatz von Lastenfahrrädern am Standort Berlin. Bei Erfolg soll der Pilotbetrieb auf andere Standorte ausgeweitet werden. Service-Vorstand Hans Peter Weidling erklärt, was die Kunden davon haben und warum das auch dem Unternehmen nutzt.

SZ: Saubere Betriebswäsche bringen Sie in Berlin per Lastenfahrrad zu den Kunden. Haben sich die Grünen schon bei Ihnen bedankt?

Hans-Peter Weidling: Das ist nicht nötig. Viel wichtiger ist, dass die Idee der Berliner Stadtluft guttut und dass sie unseren Kunden gefällt. Es kommt in jedem Fall gut an, dass wir nicht nur über Umweltschutz reden, sondern konkret etwas dafür tun.

Wie muss man sich das vorstellen: Radeln jetzt Tag für Tag Hunderte Servicefahrer quer durch die Hauptstadt?

Aktuell sind wir noch im Pilotbetrieb. Wir setzen Lastenfahrräder zunächst testweise auf bestimmten Strecken in Berlin-Mitte ein, um zu erfahren, wie gut der Service per Pedale funktioniert und ob das eine nachhaltige Option für uns ist.

Service-Vorstand Hans Peter Weidling. (Foto: Jürgen Mai/Mewa)

Bisher beliefern Sie Apotheken, Kfz-Werkstätten, Bäckereien, das Bauhandwerk und den Lebensmitteleinzelhandel per Lastwagen. Ist das nicht effizienter?

Auch das ist Gegenstand unseres Tests. Wir wollen herausfinden, welche Lösung für die Zukunft die sinnvollste ist. Dabei denken wir sowohl an die Wirtschaftlichkeit als auch an die Umwelt und die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter. Von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt haben wir zwar noch keine Rückmeldung. Aber unsere Fahrer freuen sich, die zermürbenden Staus hinter sich lassen zu können.

Vielerorts gibt es Bestrebungen, Lastkraftwagen aus den Innenstädten zu verbannen. Wollen Sie dem zuvorkommen?

Selbstverständlich ist das für uns ein wichtiger Punkt. Wie auch andere Zulieferer müssen wir uns dieser Herausforderung stellen, und das tun wir mit dieser Idee. Wir möchten rechtzeitig eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung parat und etabliert haben. Schließlich können wir von den Kunden schlecht verlangen, dass sie ihre Berufsbekleidung bei uns im Betrieb abholen.

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Dauert die Belieferung per Fahrrad nicht deutlich länger?

Sollte man denken, nicht wahr? Stimmt aber nicht. Wir haben ein intelligentes System aus kleinen Lagern in den Stadtrandgebieten errichtet. Von diesen City-Hubs aus bringen wir die saubere Kleidung per Lastenfahrrad oder mit elektrisch betriebenen Transportern zu den Kunden und nehmen die gebrauchte Wäsche mit. Weil wir mit den Rädern leichter durch den dichten Stadtverkehr kommen, geht das sogar oft schneller als vorher. Und es gibt noch einen Vorteil. Wir können jetzt auch Kunden bedienen, die wir bisher nicht erreichen konnten, weil die Straße zu eng oder für den Lastkraftwagen gesperrt ist. In Summe führt das nicht nur bei unseren Kunden, sondern auch bei unseren Mitarbeitern zu erfreulichen Rückmeldungen.

Wird der Bring- und Abhol-Service per Lastenfahrrad für die Kunden teurer?

Das muss nicht sein, wenn man den Ablauf sorgfältig plant und zuverlässige Fahrer an Bord hat, die Spaß an ihrer Tätigkeit haben und verstehen, dass man eine saubere Umwelt nicht frei Haus bekommt. Wir sind ja erst seit wenigen Wochen dabei, aber nach ersten Schätzungen geht der Wechsel des Transportmittels mindestens kostenneutral aus. Wenn sich das bestätigt, können wir von einer Win-win-win-Situation sprechen - für die Umwelt, unsere Kunden und uns.

Haben Sie die Berufskraftfahrer durch billigere Radler ersetzt?

Man darf die Tätigkeit nicht unterschätzen. Die Lastenfahrradfahrer werden von uns ebenso ausgebildet wie die LKW-Fahrer. Wir werden bestimmt nicht unsere hochqualifizierten Servicefahrer durch günstige Kurierfahrer ersetzen.

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