Mercedes-Starverkäufer Vinnie Mandzak:Smart statt AMG

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Der Starverkäufer bei Mercedes of Beverly Hills brachte bislang nur exklusivste AMG-Versionen an die Stars. Jetzt hat er umgesattelt - auf Smart.

Stefan Grundhoff

Direkt hinter dem Glasportal von Mercedes-Benz of Beverly Hills am exklusiven Beverly Drive biegt man scharf nach links. Dort, wo ehemals Maybach und McLaren SLR ihre kaufkräftigen Kunden anstrahlten, hat sich seit Frühjahr 2008 dick und breit der Kleinwagenableger Smart eingenistet. Im Verkaufsraum stehen gleich fünf Fortwo - in schwarz-rot, rot-schwarz, blau, gelb und gold.

Vinnie Mandzaks privater Smart fährt mit Flügeltüren vor. (Foto: Foto: Pressinform)

Auch Vinnie Mandzak, einer der charismatischsten Autoverkäufer Kaliforniens, wechselte sein Büro. Der ehemalige AMG-Chefverkäufer bei einem der umsatzstärksten Mercedes-Händler des Landes widmet sich nun nahezu ausschließlich dem 71 PS starken Winzling aus Hambach. "Der Smart ist einfach das richtige Auto zur richtigen Zeit. Die Kunden laufen uns die Türen ein", erzählt Vinnie mit einem Strahlen in den Augen.

Er, der den Hollywood-Stars in der Los-Angeles-Area seit Jahren mit Rat und Tat in Sachen Luxuskarossen zur Seite stand, hat sein Herz für die knuffigen Zweisitzer namens Smart Fortwo entdeckt. "Der Name Smart ist Programm. Natürlich steigen die Leute hier jetzt nicht von einem SL 55 oder einem AMG-Mercedes auf einen Smart um", erzählt der Star-Verkäufer, "aber der Fortwo ist so cool und trendig wie ein iPhone. Jeder will einen. Natürlich customized."

Das heißt: Mit einem langweiligen Serienmodell muss Vinnie Mandzak seinen exklusiven Kunden gar nicht kommen. Mit Ledersitzen, Navigation und Breitreifen allein ist es da nicht getan. Wie bei den anderen Fahrzeugen im hauseigenen Fuhrpark wollen die VIPs einen Smart, den sonst keiner hat. Mit entsprechenden Individual-Lackierungen, Karosserie-Kits, Soundsystem oder Leistungssteigerungen kostet ein Smart Fortwo dann nicht 15.000, sondern schnell 25.000 bis 40.000 Dollar. That's Beverly Hills.

Eines hat sich ebenfalls nicht geändert. Mit Wartezeiten muss Starverkäufer Vinnie seinen treuen Kunden - egal ob Mercedes SL 63 AMG, Smart Fortwo oder Maybach 57 S - gar nicht kommen. "Sie wollen ihr Auto sofort. Und wer fragt, bekommt das bei mir eben. Auch einen Smart", erzählt Vinnie mit einem Lachen.

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Wir haben den Smart auf den ersten Kilometern in seiner neuen Heimat begleitet.

Vinnie macht es seinen Kunden stilecht vor. Auch er hat nach wie vor einen stattlichen privaten Wagenpark, kommt jedoch mit einem Power-Smart im schwarz-grünen Karo-Lack ins Büro. Fledermaustüren, ein 6000-Dollar-Soundsystem, Sportfahrwerk und ein speziell angefertigter Innenraum machen Vinnie's Smart mit dem Kennzeichen "SMRT4U" in Los Angeles einzigartig. Neben dem Kennzeichen am Heck dreht sich aus Gag ein überdimensionaler Aufziehschlüssel. Wie viel Leistung der hat, verrät Mandzak nicht. "Aber er schafft locker über 120 Meilen pro Stunde", lacht der grauhaarige Autoverkäufer. Das sind immerhin 200 km/h.

Die finanzstarken Kunden in Kalifornien sind heiß auf den Smart Fortwo. Knapp 600 Fahrzeuge hat Mercedes of Beverly Hills 2008 bisher verkauft. Im gleichen Zeitraum verkaufte man am Beverly Drive knapp 2200 Mercedes-Fahrzeuge - bevorzugt SL, S-und die noch junge C-Klasse. In ganz Kalifornien waren es 2500 Smarts, in den USA mehr als 20.000. Der Konzern ist damit ebenso zufrieden wie die Händler.

Trotzdem gibt es nicht nur lachende Gesichter. "Die Unsicherheit der Kunden ist riesengroß. Viele Firmen kaufen sich erst einmal gar keine neuen Autos und warten die Trends an den Finanzmärkten ab", erzählt Vinnie Mandzak, "das trifft hier alle. Einige haben sich auch verzockt und können sich eine AMG S-Klasse für 150.000 Dollar auch nicht mehr erlauben."

Wenn dem Smart Fortwo derzeit etwas zu schaffen macht, ist es der günstige Benzinpreis. Vor einem halben Jahr kostete die Gallone (3,8 Liter) Super in Kalifornien fast fünf Dollar. Mittlerweile bezahlt der Kunde an der Zapfsäule nicht einmal mehr die Hälfte. Ein sparsames Auto sucht da kaum jemand. "Doch für viele ist es das Statement, das zählt", so Mister Smart. "Die Leute haben natürlich nach wie vor mehrere ihrer PS-starken Autos und so verkauft man einem Smart auch öfter einmal zusammen mit einem SL oder einem CLS - bevorzugt als AMG."

Kunden und Vinnie warten mit scharrenden Hufen auf eine Sportversion des Smart. Viele schicken ihren "kleinen Freund" direkt zum Tuner, um ihm Beine zu machen und die Optik anzuschärfen. Zwar wurde am Rande der Los Angeles Autoshow verkündet, dass der sportliche Brabus Smart nun auch in die USA kommt, jedoch nur mit dem entsprechenden Karosserie-Kit. Der knapp 100 PS starke Powermotor aus dem Hause Bodo Buschmann bleibt den Amerikanern bisher ebenso vorbehalten wie Diesel-, Hybrid- oder Elektroversionen des Smart Fortwo.

Trotzdem halten viele Passanten auf der Straße den Smart Fortwo wegen seiner geringen Größe für ein Elektro- oder zumindest Hybridauto. Die meisten Kunden wollen den Smart zudem als geschlossene Version. Vinnie Mandzak: "Wir verkaufen 65 Prozent Coupés. Cabriolets wollen deutlich weniger - dazu ist es bei uns in Kalifornien einfach zu heiß."

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