Süddeutsche Zeitung

Mercedes S-Klasse 2011:Meister aller Klassen

Schade eigentlich! Das zumindest denken sich die, die seit letztem Jahr die überarbeitete Mercedes S-Klasse gekauft haben. Denn erst 2011 kommen die großen Neuerungen.

Stefan Grundhoff

Die Mercedes S-Klasse ist die bekannteste Luxuslimousine der Welt. Auch wenn BMW 7er und Audi A8 längst überaus gekonnt an ihrem Thron sägen und dem Aushängeschild aus Stuttgart so manche schmerzhafte Niederlage zugefügt haben, ist und bleibt diese insbesondere in Sachen Komfort das Maß der automobilen Dinge. "Die Mercedes S-Klasse feiert im kommenden Jahr 60. Geburtstag", so Mercedes-Chef Dieter Zetsche, "sie hat die zweite Hälfte der Automobilgeschichte mit geprägt."

Gab es in den letzten Jahren für das Topmodell der Schwaben einige Schelte, weil die Motoren nicht mehr in der ersten Reihe deutscher Ingenieurskunst mitspielten, so gehört das ab dem Modeljahr 2011 der Vergangenheit an.

Besonders der neue Achtzylinder im Mercedes S 500 lässt automobile Feingeister jubeln. War der 388 PS starke Motor des S 500 bisher bereits ein Wunder auf Laufruhe, so kommen nunmehr wahre Raketengene dazu. Dank doppelter Turboaufladung leistet der Mercedes S 500 beeindruckende 320 kW / 435 PS und gewaltige 700 Nm maximales Drehmoment. Ab 1800 U/min legt der 500er los wie der Teufel.

Die Leistungsentfaltung des neu entwickelten Achtzylinders mit nunmehr nur noch 4,7 Litern Hubraum ist schlicht grandios. Das Triebwerk hält in allen Lebenslagen Leistung im Überfluss bereit und beschleunigt die über zwei Tonnen schwere Luxuslimousine in exzellenten fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. In der Realität spielt der Imagespurt kaum eine Rolle, doch wer aus dem fließenden Verkehr bei 80, 120 oder 160 km/h einmal auf das Gaspedal drückt, wird für den alles andere als schwächlichen Vorgängermotor nur noch ein mitleidiges Lächeln übrig haben.

Das neue Antriebspaket beeindruckt darüber hinaus durch die präzisen Schaltvorgänge der ebenfalls überarbeiteten Siebengang-Automatik. Und: Trotz deutlich mehr Leistung und einem himmelweiten Unterschied an Fahrfreude soll sich der neue Achtzylinder mit 9,4 Litern Super auf 100 Kilometern zufrieden geben. Möglich wird die Einsparung durch den kleineren Hubraum, die Start-Stopp-Automatik, regenerative Bremsen und bedarfsgeregelte Nebenaggregate. Sogar die Allradversion soll knapp unter zehn Liter bleiben.

Leichte Abstriche muss man am Steuer des neuen Mercedes S 500 nach wie vor bei der Fahrdynamik machen. Die Zahnstangenlenkung könnte direkter sein und eine bessere Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Der Achtzylinder liegt nach wie vor schwer auf der Vorderachse. Wankbewegungen bei flotter Gangart und ein deutliches Untersteuerverhalten dürften allein Fahrdynamiker stören - die sind in Ingolstadt oder München nach wie vor besser aufgehoben.

Doch die eigentliche Paradedisziplin der S-Klasse ist der Komfort - in Sachen Reise- und Langstreckenkomfort hat die S-Klasse von Mercedes kaum Konkurrenz. Beim Ampelstopp geht der Motor durch die neue Start-Stopp-Automatik sanft und nicht spürbar aus. Allein beim automatischen Neustart vibriert der 5,10 Meter lange Wagen leicht.

Neu entwickelt wurde nicht nur das Triebwerk des S 500. Auch der S 350 bekam eine leichte Leistungsspritze auf 306 PS, der Verbrauch soll sich aber dennoch auf 7,6 Litern Super reduzieren.

Langstreckenkapitäne und Sparfüchse dürften sich gerade ein Europa vorrangig für den Mercedes S 350 Bluetec entscheiden. Statt ehemals 235 PS leistet der V6-Diesel nunmehr 190 kW / 258 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 620 Nm. Der Normverbrauch soll sich auf 6,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern einpendeln. Den Sprint von Tempo 0 auf 100 schafft der Saubermann-Diesel in 7,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h.

Der Leistungszuwachs und ein besseres Ansprechverhalten sind ebenfalls spürbar, doch der Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger ist bei weitem nicht so groß wie beim 4,7-Liter-Triebwerk des S 500. Im Rahmen der nachträglichen zweiten Modellpflege bekam die Mercedes S-Klasse auch neue Innenraumdetails sowie zusätzliche Fahrerassistenzsysteme. So kann die neue S-Klasse unter anderem mit einem Totwinkel-Assistenten sowie einem aktiven Spurhalte-Assistenten ausgestattet werden, der den Fahrer bei Überfahren von Fahrbahnmarkierungen warnt oder durch einen leichten Bremseingriff des ESP gegenlenkt.

Hörgenuss bietet das neue Bang & Olufsen Soundsystem, dessen Boxenabdeckungen in der unteren Türverkleidungen jedoch den edlen Innenraum etwas verunglimpfen.

Die überarbeitete Mercedes S-Klasse ist ab Ende September im Handel. Der Einstiegspreis für das Basismodel Mercedes S 350 Bluetec liegt bei 76.279 Euro. Der S 500 dürfte knapp 100.000 Euro kosten. Optional bleiben Lang- und Allradversion.

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