Mercedes S 400 BlueHybrid:Der weiße Riese

Mercedes stellt mit dem S400 den ersten Serien-Hybrid mit Litium-Ionen-Batterie vor - und schlägt damit ein neues Kapitel auf.

Jörg Reichle

Die wichtigste Nachricht zuerst: Das Problem mit den Batterien ist gelöst. Sagt jedenfalls Mercedes und erklärt damit den bislang entscheidenden Stolperstein auf dem Weg in die Elektromobilität für aus dem Weg geräumt. "Der S400 Hybrid", betont Baureihen-Chef Hans-Dieter Multhaupt, "ist weltweit der erste serienmäßige Hybrid mit Litium-Ionen-Batterie." Und die sollen, heißt es, ein Autoleben lang halten.

Mercedes S 400 BlueHybrid: Detail-Arbeit: Die neue Modellgeneration der S-Klasse ist unter anderem an neu geformten LED-Leuchten zu erkennen. Der Hybrid-Antrieb schlägt ein neues Kapitel auf.

Detail-Arbeit: Die neue Modellgeneration der S-Klasse ist unter anderem an neu geformten LED-Leuchten zu erkennen. Der Hybrid-Antrieb schlägt ein neues Kapitel auf.

(Foto: Foto: Mercedes)

Technisch ist die S-Klasse-Version ein sogenannter Mild-Hybrid. Ein - verbrauchsoptimierter - V6 mit 3,5 Liter Hubraum und 205 kW (279 PS) Leistung wurde kombiniert mit einem 15 kW (20 PS) starken Elektromotor, was eine Systemleistung von 299 PS ergibt. Das kompakte Hybrid-Modul, ein scheibenförmiger Elektromotor, der auch als Anlasser und Lichtmaschine dient, verfügt auch über eine Start-Stopp-Funktion und sitzt direkt am Sieben-Gang-Automatikgetriebe. Verzögert das Fahrzeug, arbeitet der E-Motor als Generator und gewinnt durch Rekuperation Bewegungsenergie zurück. Die so gewonnene Energie wird dann in den Batterien gespeichert und von dort - je nach Bedarf - wieder abgerufen. Als Dirigent in diesem komplexen System wirkt ein entsprechend leistungsfähiges Steuergerät.

"Luxus und Effizienz" verspricht Mercedes, oder wie es Entwickler Multhaupt ausdrückt, "Green Luxury". In Zahlen heißt das, dass die Hybrid-S-Klasse einen Normverbrauch von 7,9 Liter erreicht, aufs Zehntel genau derselbe Wert übrigens, den Lexus für den GS 450h nennt. Der allerdings schöpft seine Kraft aus einer Systemleistung von 340 PS. Auf einer ersten Testfahrt mit dem neuen Mercedes blieb der Verbrauchswert freilich ohnehin graue Theorie. Im Mix von City, Landstraße und Autobahn schafften wir gerade mal 10,5 Liter und das auch nur, weil wir ausgesprochen sanft mit dem Gaspedal umgingen. Dennoch: Für ein Auto dieser Größe und Leistung ist auch das noch ein ordentlicher Wert.

Ansonsten fährt sich der Hybrid nicht wesentlich anders als eine normale S-Klasse auch. Nur das Bremspedal fühlt sich ungewohnt gummiartig an - Tribut an das aufwendige Zusammenspiel zwischen Hybrid-Modul, Rad- und Motorbremse beim Verzögern. Allerdings gewöhnt man sich bald an die weiche Welle. Ansonsten herrscht hier S-Klasse vom Besten vor: höchste Laufruhe, bestechender Federungskomfort, Materialmix und Verarbeitung innen sind der Preisklasse angemessen.

Die neue, überarbeitete Modellgeneration ist übrigens von außen an diversen LED-Leuchten erkennbar und an einer geglätteten Heckschürze, in die sich die rechteckigen Auspuffrohre nahezu bündig einfügen. Innen gibt es da und dort noch ein bisschen mehr sichtbare Wertigkeit. Neues auch zum Thema aktive Sicherheit: Das elektronische Fahrwerk namens Active Body Control wurde jetzt ergänzt um einen sogenannten Seitenwind-Assistenten. Er soll das gefürchtete Versetzen beim Überholen eines Lkw verhindern - und tut das auch, wie erste Fahreindrücke eindrucksvoll zeigten.

Das 3500 Euro teure E-Fahrwerk ist allerdings für den Hybrid nicht lieferbar. Ihn bewegt der Kunde wohl vermeintlich eher sanft - ein Gleiter auf Reisen. Besonders angenehm ist, dass trotz Hybrid der Kofferraum nicht eingeschränkt ist. Zu verdanken ist das den kompakten, nur 75 Kilogramm schweren Batterien und ein wichtiger Praxis-Vorteil gegenüber dem stark beschnittenen Lexus. Das der grüne Aufwand bei Mercedes seinen Preis hat, zeigt der S400 freilich auch. Nicht nur, dass der Lexus GS Hybrid 26000 Euro billiger ist, eine S-Klasse 350 CDI verbraucht auch fast einen halben Liter weniger.

Mercedes S 400 BlueHybrid: 3,5 Liter Hubraum; Verbrennungsmotor: 205 kW (279 PS), max. Drehmoment: 350 Nm bei 2400-5000/min: Hybridmodul: 15kW (20 PS), Nenndrehmoment. 160 Nm; 0-100km/h: 7,2s; Vmax: 250km/h; Verbrauch (lt. Werk): 7,9 l Super; CO2: 186 g/km; Euro 5; Grundpreis: 85.323 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: