Mercedes R-Klasse:Reisewagen

Die R-Klasse ist eines der großen Sorgenkinder in der Mercedes-Palette - trotz unbestrittener Qualitäten wollten sie nur wenige haben. Jetzt kommt der zweite Versuch.

Stefan Grundhoff

Viele hatten erwartet, dass die Mercedes R-Klasse auslaufen und keinen Nachfolger bekommen würde - zu enttäuschend waren die Verkäufe in Europa und den USA. Über Wohl und Wehe eines etwaigen Nachfolgers wird eine gründliche Modellpflege entscheiden, die dem Multitalent in diesem Frühjahr weltweit verabreicht wird. Seine Weltpremiere feierte die R-Klasse 2010 auf der New York Motorshow.

Gerade in den USA sollte die R-Klasse einst neue Kunden anlocken. Gut betuchte Familien mit Kind und Hang zu Freizeitvergnügungen aller Art sollten vor Jahren Lust auf die Mercedes-Mischung aus S- und GL-Klasse bekommen. Doch der Erfolg des als besonders innovativ und variabel gefeierten R-Modells blieb aus. Die Mercedes-Kunden kauften weiterhin die heiß geliebte S-Klasse, die mittlerweile auch mit Allradantrieb verfügbar war. Wer es robuster wollte, bediente sich bei den großen SUV der M- und GL-Klasse, die zusammen mit der R-Klasse im amerikanischen Tuscaloosa vom Band laufen.

Neue Kunden ließen sich mit dem üppig dimensionierten R-Modell also kaum gewinnen. Besonders an der wenig eleganten Optik störten sich die etwaige Interessenten. Mercedes musste bei der Modellpflege deswegen in die Vollen gehen. Zwar halten sich die optischen Veränderungen schon wegen der eng kalkulierten Produktionskosten bei Überarbeitungen zumeist im Rahmen, das neue R-Modell wirkt dennoch - zumindest von vorn - wie ein völlig neues Auto.

Die weiblich-organischen Frontscheinwerfer mit dem traurigen Schlafzimmerblick sind verschwunden. Die neue R-Klasse präsentiert sich mit der tief in die Frontschürze gezogenen Motorhaube und den neuen Lichteinheiten deutlich breiter und selbstbewusster als bisher - Mercedes hat sich in diesem Punkt kräftig bei der Optik der deutlich erfolgreicheren M-Klasse bedient.

Wenig Änderungen im Innenraum

Die Scheinwerfer sind breiter, massiger und passen deutlich besser als die Leuchteinheiten des bisherigen Modells zu dieser Fahrzeugklasse. Auch die Seitenlinie und das Heck mit roten Rückleuchten im Mandelaugen-Look lassen im Grunde an eine komplett neu entwickelte R-Klasse denken.

Im Innenraum halten sich die Veränderungen in Grenzen. Schließlich gab es hier deutlich weniger Handlungsbedarf als beim Außendesign. Wie bisher auch schon kann man wählen, mit welcher Sitzkonfiguration das R-eisemobil bestückt sein soll: Das R-Modell des Jahres 2010 ist als Vier-, Fünf-, Sechs- oder Siebensitzer zu bekommen. Wer die Rücksitze nicht benötigt, hat einen großen Laderaum und zwei Sitzgelegenheiten vorn zur Verfügung.

Unverändert ist die R-Klasse auch mit normalem und langem Radstand zu bekommen. Die Version mit langem Radstand bietet ein Gepäckraumvolumen von bis zu 2385 Litern. Bei allen fünfsitzigen Varianten befindet sich ein separates Staufach unter dem Laderaumboden. Unverständlich bleibt jedoch, wieso die neue R-Klasse serienmäßig über keine elektrische Heckklappe verfügt. Auch eine elektrische Sitzverstellung für den Fond bleibt weiterhin außen vor. Diese Dinge sollte es in dieser Klasse aber geben.

Technisch hat sich nur bei den Dieselmotoren etwas getan. So ist die R-Klasse erstmals mit dem überarbeiteten V6-Diesel des R 350 CDI zu bekommen. Der leistet statt der bisherigen 165 kW / 224 PS nunmehr 195 kW / 265 PS und hat sich so näher an die Konkurrenz herangeschoben. Das V6-Triebwerk mit Common-Rail-Diesel bietet jetzt ein Drehmoment von bulligen 620 Nm bei 1600 U/min auf. Der Verbrauch soll bei 8,5 Litern Diesel auf 100 Kilometern liegen. Seine Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h.

Allradantrieb ist sinnvoll

Wer es nicht derart kraftvoll möchte und auf den sinnvollen Allradantrieb verzichten kann, der sollte sich vielleicht für den R 300 CDI erwärmen. Er leistet mit seinen 190 PS ein Drehmoment von 440 Nm bei 1400 Touren und schafft Tempo 215. Dabei soll sein Durchschnittsverbrauch bei nur 7,6 Litern Diesel liegen.

Für den amerikanischen Markt wird die R-Klasse auch mit einem besonders sauberen Bluetec-Diesel angeboten. Der R 350 Bluetec 4matic leistet 155 kW / 211 PS und 540 Nm. Er schafft bereits die Abgasnorm Euro 6.

Die zumindest in Europa weniger wichtigen Benzinversionen der R-Klasse bieten Leistungen zwischen 231 (R 300) und 388 PS (R 500). Im Gegensatz zur Basisversion des R 300 verfügen R 350 und R 500 wie bisher über einen serienmäßigen Allradantrieb.

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