
Wenn es um seinen Luxusableger Mercedes-Maybach geht, gelten im Hause Daimler nur Superlative. Größer, edler, teurer als alles andere auf dem Markt müssen die Autos sein. Keine Allerweltsfahrzeuge für Max Mustermann, eher Preziosen für die oberen Zehntausend. Ölmilliardäre, Fußballprofis und Hip-Hop-Produzenten fahren diese Autos. Der neue Mercedes-Maybach G 650 Landaulet ist demnach nicht nur irgendein Geländewagen, sondern laut Daimler ein "Meisterstück der Automobilkunst". Wobei man dem ersten Teil sofort zustimmen würde. Um kurz danach die zweite Hälfte des Vergleichs durch "Irrsinn" zu ersetzen. Was nicht als Kompliment zu verstehen ist. Der Mercedes-Maybach ist nicht der Wahnsinn eines genialen Künstlers, sondern eher der eines arabischen Scheichs, der zum Nachmittagstee noch einmal kurz durch die Dünen pflügt. Mit seinem Jagdfalken auf dem Beifahrersitz.

Nur so jemand käme wohl auf die Idee, ein Auto wie den G 650 Landaulet zu ersinnen. Weit über fünf Meter lang und so hoch wie ein Center der NBA - der Mercedes-Maybach ist im Straßenverkehr wie der Trump-Tower unter Einfamilienhäusern. Um diesen zu erklimmen, braucht es allerdings Hilfe. An der Seite des Offroaders klappt eine elektrisch ausfahrbare Einstiegshilfe aus.

Platz für viele Insassen bietet der Mercedes-Maybach trotzdem nicht. Gerade einmal vier Personen passen auf die Sessel aus der S-Klasse. Dafür kneten die ihre gut betuchten Insassen mittels Luftpolster und Wärme durch. Eine "Hot-Stone-Massage" fürs Auto. Also genau das, was Fans der G-Klasse von einem Offroader erwarten. Nicht.

Aber dieser Mercedes-Maybach wird ohnehin nie eine Schlammgrube auch nur aus der Nähe zu sehen bekommen. Eher schon die Wüstenlandschaften des Nahen Ostens. Da ist der Monster-Truck für Superreiche auch besser aufgehoben als in deutschen Innenstädten. Zu groß ist die Gefahr, im Nahverkehr aufgrund der Überbreite stecken zu bleiben. Daimler sieht den Landaulet aber offensichtlich eh zu Höherem berufen. Das zumindest legt dieses Bild nah, auf dem der Mercedes-Maybach über Wasser schwebt. Ein Offroader als Heilsbringer.

Mit der ursprünglichen G-Klasse, die Mercedes seit 1979 baut, hat das nicht mehr viel gemein. Es ist das nächste Auto der neuen Marke Mercedes-Maybach und ein weiteres Statement, wie luxuriös ein Auto sein kann. Oder wie es Daimler ausdrückt: "Es erfüllt die Erwartungen von Kunden, die allerhöchste Ansprüche an ihr Fahrzeug stellen". Zu diesen gehören offenbar unter anderem mit Leder überzogene Schreibunterlagen an der Rückseite der Vordersitze, beheizbare Becherhalter und zwei zehn Zoll große Displays für die Rückbank.

Verständlich, dass bei all diesen Vorzügen auf der Rückbank niemand mehr den Landaulet selbst fahren will. Stattdessen lenkt der Chauffeur. Eine Scheibe zwischen ihm und den Passagieren macht den Klassenunterschied bei Bedarf noch deutlicher.

Die Zwei-Klassen-Gesellschaft des V12 mit 630 PS setzt sich beim Faltdach fort. Das startet aber erst ab der zweiten Sitzreihe. Wer immer den Landaulet steuert, bleibt im Schatten. Viele Chauffeure werden dieses Schicksal allerdings nicht erleiden müssen. Der Mercedes-Maybach ist auf 99 Exemplare limitiert. Der Preis steht bisher noch nicht fest. Aber wer denkt bei einem "Meisterstück der Automobilkunst" schon an Geld?