Mercedes A 140 Lang:Schwäbische Klein-Kunst

Innen größer als außen: Dieser abgestandene Verkäuferspruch hat bei der neuen Lang-Version der Mercedes A-Klasse seine volle Berechtigung.

Michael Harnischfeger

Denn dank 17 Zentimetern mehr Radstand können auch die Rücksitzpassagiere ihre Beine gaaanz weit ausstrecken.

Mercedes A 140 Lang: Blick nach vorn mit guter Laune: Front des A-140 Lang

Blick nach vorn mit guter Laune: Front des A-140 Lang

(Foto: Foto: Mercedes-Benz)

Warum es denn unbedingt 357 Zentimeter sein mussten, als die A-Klasse Ende 1997 auf den Markt kam, weiß auch in Stuttgart niemand mehr so richtig. Man habe wohl demonstrieren wollen, wie viel Platz auf weniger als 3,60 Metern machbar sei, wenn man denn nur ein pfiffiges Konzept wie den Sandwich-Boden einsetze, mutmaßt ein Marketing-Mann von Mercedes-Benz auf Nachfrage.

Warum 3,60 Meter? Keine Ahnung. Mit einer Vorliebe für Primzahlen, so Mercedes-Chef Jürgen Hubbert, hatte das Maß jedenfalls nichts zu tun.

Zwischen der Rücksitzbank und den Vordersitzen ist fast mehr Platz als in der E-Klasse

Nun, die kurze A-Klasse ist in der Tat ein Raumwunder, denn sie bietet mehr Platz als mancher Kompakte, ist aber rund 50 Zentimeter kürzer. Jetzt, im Mai, wird der verblüffende Platzvorteil aber erst richtig spürbar. Denn jetzt kommt im Rahmen einer Modellpflege, die außen neben einer auf 3,61 Meter gewachsenen Karosserie eine frischere Optik und innen mehr Bedienkomfort und einen besseren Qualitätseindruck bringt, die Lang-Version des kleinen Benz auf den Markt.

17 Zentimeter (merkwürdigerweise wieder eine Primzahl...) mehr Radstand lassen einiges erwarten, denn der Radstand bestimmt eben nun mal die Länge des Innenraums.

Beim Öffnen der hinteren Türen, die durch das Längenwachstum ebenfalls breiter wurden und nun einen bequemen Ein- und Ausstieg zulassen, sehen sich die kühnsten Träume erfüllt: Zwischen der zierlichen, etwas niedrig angebrachten Rücksitzbank und den Lehnen der Vordersitze erstreckt sich so viel Raum wie in der Mercedes E-Klasse, vielleicht sogar etwas mehr.

Die neue A-Klasse ist gleichzeitig auch das Ende der Elch-Test-Debatte

Hier ist in der Tat Platz zum Strecken und Recken, selbst wenn die Vordersitze ganz nach hinten geschoben sind. Aha-Klasse wäre ein passender Name, denn auf Gepäck müssen vier oder fünf Reisende in diesem nicht einmal 3,80 Meter langen Klein-Künstler auch nicht verzichten.

Sind die nach wie vor klapp- und demontierbaren Rücksitze ganz nach hinten geschoben, fasst der glattflächige Kofferraum 390 Liter. Schiebt man sie nach vorn, wächst das Volumen auf 470 Liter. Das ist so viel wie im C-Klasse-Kombi.

Sind die Rücksitze ausgebaut, passen 1530 Liter Gepäck hinein, und bei ausgebautem Beifahrersitz (Aufpreis: 352 Mark) sind es nahezu 2 000 Liter. Da ist die Zuladung von maximal 445 Kilogramm schon recht knapp bemessen.

Platz satt also, und der lange Radstand hat noch einen zweiten Effekt: Er erlaubt eine komfortablere Abstimmung des Fahrwerks, so dass die Federung jetzt ihrem Namen wirklich gerecht wird. Das war beim kurzen Modell nicht immer so.

Denn nach dem Elchtest-Debakel Ende 1997, als der kurze Schwabe bei einem simulierten Ausweichmanöver schlicht umgekippt war, suchten die Mercedes-Techniker ihr Heil nicht nur im elektronischen Stabilitätsprogramm ESP, sondern auch in einer härteren Fahrwerksabstimmung.

Zusammen mit breiteren Reifen lässt diese die A-Klasse so enthemmt über Bodenwellen hoppeln wie es ein Hase auf der Flucht tut. Nach und nach korrigierte Mercedes diese Härte zwar, doch noch immer federt die kurze A-Klasse vergleichsweise holprig.

Immerhin lässt das ESP dem kleinen Auto jetzt etwas mehr Spielraum, ehe es einzelne Räder abbremst, um eine drohende Instabilität im Keim zu ersticken.

Die neue A-Klasse besticht durch die Laufruhe

Das Motorenangebot für die Lang-Version entspricht weitgehend dem des Normal-Modells. Außer dem von 60 auf 75 PS erstarkten 160 CDI sind alle Triebwerke lieferbar bis hin zum 1,9-Liter-Benziner, der mit 125 PS für ausnehmend flotte Fahrleistungen sorgt. Besonderen Charme entwickelt der Baby-Benz nach wie vor mit dem Basis-Benziner, dem 82 PS starken 1,4-Liter.

Der kleine Vierzylinder ermöglicht völlig ausreichende Fahrleistungen bei moderatem Verbrauch, und dass er bei Beladung höhere Drehzahlen braucht, fällt wegen der guten Laufruhe nicht negativ ins Gewicht. Schön auch, dass dieser Motor sich gut mit der Halbautomatik verträgt, die Schalten ohne Kuppeln ermöglicht.

Wer noch mehr Antriebskomfort wünscht, findet den in der Fünfstufen-Vollautomatik, die allerdings mit 2723 Mark knapp 1500 Mark mehr kosteta ls die Halbautomatik.

32.330 Mark kostet der lange A 140 in der Basisausstattung Classic, 2155 Mark mehr als sein kurzer Bruder. Das ist das Plus an Platz und Komfort allemal Wert. Drei von zehn A-Klassen sollen, so die Mercedes-Prognose, künftig als Lang-Version verkauft werden. Dies könnte erheblich zu niedrig gegriffen sein.

Quelle: autocert.de

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