Mazda RX-8:Vergnügen am Wankel-Mut

Nur die Japaner pflegen noch Felix Wankels Erbe und bauten ein bemerkenswertes Auto drumherum.

Georg Kacher

(SZ vom 29. 1. 2003) - Der Begriff Crossover stand bisher für die Kreuzung aus Geländewagen, Kombi und Minivan. Mazda erweitert jetzt diesen Begriff und bringt mit dem RX-8 den ersten Crossover- Sportwagen, bei dem Limousine und Coupé miteinander gekreuzt wurden.

Mazda RX-8: Ein Spaßmobil - aber ein fixes: der Mazda RX-8

Ein Spaßmobil - aber ein fixes: der Mazda RX-8

(Foto: Foto: Mazda)

Coupé mit vier Türen

Das erkennt man nicht nur an der schlanken und eleganten Stufenheck-Silhouette, sondern auch an den vier Türen, die gegenläufig zur Seite wegschwingen. Damit niemand aus Versehen herauspurzelt, können die schmalen hinteren Freestyle-Luken erst nach den vorderen Einstiegspforten geöffnet werden.

Leider ist im Fond wenig Platz, und die durch breite C-Säulen und hohe Sitzlehnen beeinträchtigten Sichtverhältnisse erinnern eher an einen Panzerspähwagen als an ein Sportcoupé. Wir haben die Rücksitzbank daher vor allem als großzügige Ablagefläche schätzen gelernt.

Eine weitere Besonderheit des RX-8 ist der weltweit einzige überlebende Wankelmotor, der zwar in Deutschland erfunden wurde, aber von den Japanern vor dem Aussterben bewahrt wird.

Das Phänomen Wankel

Wankel ist ein Synonym für klein, leicht und drehfreudig, doch in der Vergangenheit waren Kreiskolbentriebwerke auch berüchtigt für ausgeprägte Lust auf Öl, exzessiven Treibstoffkonsum und eine kurze Lebensdauer.

Mazda will diese Schwächen ausgemerzt haben und verspricht einen Durchschnittsverbrauch von 11,4 Litern auf 100 Kilometer - das sind zwei Liter mehr als beim stärksten Audi TT. Wenn alle 10.000 Kilometer der Schmierstoff gewechselt wird, soll das High-Tech-Schnurrwerk genauso lange halten wie ein herkömmlicher Kolbenstampfer.

Das Kammervolumen von zweimal 654 Kubikzentimetern wird vom Gesetzgeber auf einen Hubraum von fast 2,7 Liter hochgerechnet.

Es gibt zwei Leistungsstufen: das 26.300 Euro günstige Grundmodell mit 141 kW (192 PS) und die von uns bewegte stärkere Version mit 177 kW (240PS), die zum Preis von 31.600 Euro mit Ausnahme von Ledersitzen und dem Navigationssystem fast komplett ausgestattet ist.

Nur wer schaltet, waltet

Der RX-8 mit dem schwarzen Gürtel beschleunigt in 6,5 Sekunden von Null auf 100 km/h und ist 240 km/h schnell. Weil der Motor ungefragt bis 9.000 Touren dreht und weil das erst bei 5.500/min anstehende maximale Drehmoment nur 211 Nm beträgt, hat das Getriebe alle Zähne voll damit zu tun, das tatsächlich vorhandene Leistungsangebot mit den ehrgeizigen Wünschen des Fahrers zu koordinieren. Das heißt: Nur wer viel schaltet, kommt wirklich zügig vorwärts.

Der Wankelmotor klingt bei Volllast unverwechselbar nach getuneter Nähmaschine und in Watte gepackter Turbine, dezent überlagert von sonorem V8-Ansaugbrabbeln und metallischem Superbike-Knattern.

Doch der Reiz dieses Triebwerks liegt genauso im absolut vibrationsfreien Lauf, dem spontanen Ansprechverhalten, dem schier unendlichen Drehvermögen und in der Rasanz, mit der die Nadel im Zentralinstrument den roten Bereich erreicht.

Wermutströpfchen

Auch Kritik am Fahrzeug ist anzubringen. Den Oberflächen im Innenraum fehlt es an haptischem und optischem Charme, die Sicherheitsgurte im Fond verdienen sich als Fußangeln ein hübsches Zubrot, in der Mittelkonsole ist gar nicht genug Platz für die vielen Tasten und Knöpfe, der Schaltknüppel ist zu weit hinten platziert und die Handbremse wohnt auf der Beifahrerseite des Getriebetunnels.

Außerdem hätten wir gerne gewusst, warum es in modernen Autos beinahe unmöglich ist, die Entriegelungsmethodik für den Kofferraumdeckel und die Tankklappe zu enträtseln...

Der RX-8 wiegt kalorienbewusste 1.330 Kilogramm. So leicht wie er ist, so leichtfüßig fährt sich der Japaner auch, vor allem auf verwinkelten Landstraßen und auf schnellen Bergauf-bergab-Passagen.

Irgendwie erinnert der Mazda mit seinem tänzelnden Handling, dem gierigen Einlenkverhalten und den bombigen Bremsen an das alte BMW M3 Coupé. Außerdem besitzt die Coupé-Limousine ein zweistufiges Stabilitätsprogramm, das nicht auf einen Schlag alle Fahrhilfen deaktiviert, sondern zunächst nur die Traktionskontrolle.

Pure Agilität

Vor allem bei Nässe zaubert einem das mitteilsame Chassis immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Es gibt in dieser Preisklasse kaum ein zweites Auto, bei dem man die Lastwechselreaktionen derart bewusst nutzen kann, das sich ähnlich spielerisch mit Lenkung und Gaspedal kontrollieren lässt, das ohne nachzutreten vergleichbar tief in Kurven hineinzubremsen vermag, das so bereitwillig den Grenzbereich ausleuchtet und transparent macht.

Aber bitte nicht weitersagen - sonst kommt man in Berlin noch auf die Idee, auf Spaßmobile wie dieses Vergnügungssteuer zu erheben.

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