Mazda MX-5 im Fahrbericht:Auto zum Surfen

Der neue Mazda MX-5.

Der neue Mazda MX-5 kostet zwischen 22 900 Euro und 28 990 Euro.

(Foto: obs)

Der neue Mazda MX-5 ist so klein, einfach und direkt, dass es eine Freude ist. Der puristische Charakter wird bewahrt - obwohl der eine oder andere Schnickschnack Einzug hält.

Von Jörg Reichle

So wie er waren früher die Porsche. Klein, leicht, nur das Nötigste und von nichts zu viel. Dieses Einfache ist überlegen, menschengerecht, klug. Deshalb macht es Freude. Nicht nur am Fahren, aber auch. So einer war der Mazda MX-5. Ein Auto, leicht wie aus Balsaholz. Und offen. Und direkt. Als er auf den Markt kam, 1989 war das, erinnerte er ein bisschen an den Lotus Elan, Vergleichbares gab es sonst kaum. Heute ist der MX-5 längst Kult, wie man so sagt. Mehr als 950 000 Stück hat Mazda über die Jahre verkauft, drei Modellgenerationen vergingen darüber.

Jetzt gibt es die vierte. Nicht mehr so minimalistisch wie die Vorgänger, das nicht. Aber klein und leicht ist der MX-5 noch immer: sechs Zentimeter kürzer als ein VW Polo, gerade mal 1000 Kilo wiegt die stärkste Version. Zwei gestandene Männer passen so hinein, dass sie alles vom Sitz aus erledigen können, ohne sich strecken zu müssen. Das Stoffdach auf- und zuklappen zum Beispiel. Oder vergeblich ein Handschuhfach suchen. Der MX-5 hat nämlich keins. Genauso wenig wie Ablagen in den Türen, oder wo immer andere Autos so etwas haben. Dafür gibt es eine abschließbare Box zwischen den Sitzlehnen. Und Tassenhalter natürlich.

Etwas zu hochbeinig

Verändert hat sich der MX-5 trotzdem ziemlich gründlich, vor allem die Form. Abgesehen von der recht gut gelungenen Front mit neuerdings LED-Scheinwerfern, irritiert das eine oder andere. Die katzbuckelhohen Schwünge über den hinteren Kotflügeln zum Beispiel, in denen man schon mehr als nur einen Hauch vom Jaguar F-Type zu erkennen meint. Die Blechwelle mag über einem langen Radstand funktionieren, hier macht sie das kleine Auto ungewohnt hoch und obendrein recht unübersichtlich. Die schmalen Alus, je nach Motor und Ausstattung 16 oder 17 Zoll im Durchmesser, verstärken den etwas zu hochbeinigen Eindruck des neuen MX-5 noch.

Unterm Strich ist der kleine Mazda-Roadster dort am stärksten, wo er es immer schon war: in seiner puristischen Direktheit, mit der sich Lenkung, Schalthebel und Pedale dem Fahrer entgegenrecken und ihre Aufgabe erfüllen. Alles ist knackig, willig und spontan bei der Sache. Fahrer und Beifahrer sitzen jetzt noch ein bisschen tiefer im hautnahen Cockpit, wie eingeschweißt zwischen Tür und Mittelkonsole, und überraschend zugfrei bei offenem Dach. Die neue elektrische Servolenkung freilich ist nicht jedermanns Sache. Direkt und präzise, das schon. Andererseits ist sie extrem leichtgängig und man spürt die Straße kaum. Es mag Gewöhnungssache sein, auf den ersten Testfahrten in den französischen Seealpen gefiel uns die vorgeblich verbesserte Lenkung nicht besonders.

Der Motor ist zweitrangig

Das Cockpit des neuen Mazda MX-5.

Lenkung, Schalthebel und Pedale erfüllen ihre Aufgabe mit puristischer Direktheit. Alles ist knackig, willig und spontan bei der Sache.

(Foto: STG)

Eine eher untergeordnete Rolle spielt dagegen die schiere Kraft des Motors. Zwei muntere und wohlklingende Alternativen bietet Mazda an: Der 1,5 Liter, ein hochverdichteter Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer, leistet 96 kW (131 PS; Verbrauch: 6,0 l/100 km) bei einem Drehmoment von 150 Nm, der andere, ein vergleichbarer Zweiliter-Benziner, bringt es auf 118 kW (160 PS; 6,9 l/100 km) und 200 Nm. Beide sind mit einem knackigen Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt, das im Übrigen einen nicht unerheblichen Beitrag zum Fahrvergnügen leistet.

Dass stärker aber nicht besser bedeutet, liegt einerseits daran, dass das Mehr an PS und Drehmoment nicht wirklich spürbar ist - zumindest auf den engen und kurvigen Straßen Südfrankreichs. Und dass obendrein die härtere Fahrwerksabstimmung des Zweiliters samt der größeren Räder vor allem auf schrundigem Asphalt eher Unruhe ins Auto bringt. Der 1,5-Liter dagegen wirkt ausgewogen, unkompliziert, vergnüglich halt. Und mehr Leistung braucht kein Mensch.

Auch der MX-5 geht mit der Zeit

Brauchen oder nicht ist sowieso ein Thema, denn auch der ehemals minimalistische MX-5 geht inzwischen mit der Zeit. Also gibt es, je nach Ausstattung und in beliebiger Reihenfolge aufgezählt, allerlei Mehrwertiges wie diverse Internet-Funktionen, ein Sieben-Zoll-Touchdisplay fürs prima Navi, einen digitalen DAB-Radiotuner und ein Bose-Soundsystem mit Lautsprechern in den Kopfstützen. Hinzu kommen neuerdings Assistenten zum Anfahren am Berg, zum Spurwechseln und -halten, zum Auf- und Abblenden. Und selbst beim Parken wird einem inzwischen geholfen. Eine Hardtop-Version ist in Vorbereitung, 2016 soll es soweit sein.

Trotz manchen Schnickschnacks: Noch immer ist der MX-5 ein Auto zum Surfen auf der Welle des Vergnügens, wie gemacht für Kurven aller Art. Klein und clever. Freilich eher Zweitauto als Alltagsesel. Insofern sind die Preise, die sich für die vier Ausstattungslinien zwischen 22 900 Euro und 28 990 Euro bewegen, in sehr speziellem Licht zu sehen. Vom 11. September an steht der kleine Roadster bei den Händlern.

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