Mazda MX-5:Ein Grund zur Unvernunft

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Der japanische Roadster zählt schon zu den Klassikern

(SZ vom 24.08.1994) Roadster scheinen zu der Kategorie Auto zu gehören, die große Beachtung finden und Emotionen freisetzen - egal, ob sie schon länger auf dem Markt sind, oder erst als Erlkönig-Photo durch die Zeitungen schwirren. Sie treffen für gewöhnlich genau in die Herzensmitte der Autointeressierten. Ein Vertreter der Roadster-Sparte ist der schon bald als klassisch zu bezeichnende Mazda MX-5, von dem seit seiner Einführung im Jahre 1989 bereits mehr als 300 000 Exemplare vom Band gerollt sind.

Aller Roadster Anfang ist natürlich ein schnell und leicht zu öffnendes Verdeck, denn wer will schon mit einem geschlossen, zweisitzigen Cabrio fahren. Man beugt sich zu dem 1,20 tiefen Wagen hinunter und schlüpft in den Sportsitz wie in einen gutsitzenden Schuh. Wenn die Sonnenblenden umgeklappt sind, entriegelt man per Knopfdruck die Henkel rechts und links und stülpt das Verdeck nach hinten. Ist ein Windschott, wie bei unserem Modell vorhanden, ist es günstig, den Windschutz mit einer Hand festzuhalten, damit es nicht an einer Querstrebe hängenbleibt. Der Zeitaufwand für diesen befreienden Vorgang beträgt etwa 15 bis 20 Sekunden. Mindestens ebenso schnell ist das Cabriolet etwa bei einem drohenden Gewitter wieder geschlossen.

Kein Platz für Argumente

Kennt man auch andere Cabrios so fällt einem sofort auf, daß beim MX-5 keine Sicherheitssperre eingebaut ist, die einen daran hindert, das Verdeck auch während der Fahrt zu öffnen. Offengestanden hat das schon etwas sympathisches an sich, auch wenn es grundsätzlich nicht zu empfehlen ist. Aber von solchen kleinen Eigenheiten besitzt der japanische Roadster mehrere. Mazda scheint sich nicht darum zu kümmern, wo die Insassen - und es können ja nur zwei sein - ihre Utensilien unterbringen. In der Mittelkonsole ist ein kleines Fach integriert, in das höchstens ein Brillenetui und vielleicht noch ein Päckchen Taschentücher passen.

Beim Stichwort Kofferraum sollte man genau überlegen, was man zum Badeausflug oder gar in den Urlaub mitnimmt. Ein kleines dunkles Kämmerchen, in das unter Garantie keine Golftasche paßt. Wer jetzt den Eindruck bekommen hat, daß der MX-5 ein schrecklich unpraktisches Auto ist, dem sei gesagt: Wer sich einen Roadster kauft, sollte nicht mit dem Argument Raumangebot kommen. Die Qualitäten des Mazda sind ganz woanders zu suchen.

Zum Beispiel beim heute so oft verpönten Fahrvergnügen. Es macht schlicht und ergreifend Spaß, sich mit diesem Auto bei Sonnenschein fortzubewegen. Die Leistung des 1,9-Liter-Aggregats beträgt 96 kW (131 PS) und verhilft zu einer Höchstgeschwindigkeit von 197 km/h. Offen wird diese Geschwindigkeit sowieso kein vernünftiger Mensch fahren. Erstaunlich ist dennoch, daß bei geschlossenem Verdeck die Geräuschkulisse gut erträglich ist, und das auch noch, wenn der Tacho die 200-km/h-Marke streift.

Das Fahrwerk des kleinen Japaners verhält sich bei klassischem Cabrio-Tempo tapfer und wird erst bei schnellerer Fahrt etwas schwammig. Ein echtes Go- cart-Feeling kommt bei der kurzen und präzisen Schaltung auf. Der knaufartige Schaltknüppel verleitet zu häufigem Schalten. Auch wenn der Motor sein maximales Drehmoment von 152 Nm erst bei 5000/min bereitstellt, ist das kein Hindernis, um mit diesem Auto schaltfaul über die Straßen zu gleiten.

Der nette kleine Wagen, für den Airbag und ABS gegen Aufpreis zu haben sind, kostet stolze 39 980 Mark - kein Pappenstil. Aber für eingefleischte Fans des Offenfahrens wird dieser Preis kein Hindernis sein, sich den MX-5 als als Sommerfahrzeug vor die Tür zu stellen. Zumal es schon immer etwas kostspieliger war, unvernünftig zu sein.

Von Marion Zellner

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