Mazda MX-5 im Test:Dach auf, auch im November

20 Grad im Herbst - und trotzdem ist das Verdeck der meisten Cabrios geschlossen. Warum? Eine Tour im neuen Mazda MX-5 zeigt, was Frischluft-Verweigerern entgeht.

Von Thomas Harloff

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Der neue Mazda MX-5.

Quelle: Thomas Harloff

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So ein Cabrio hat einen entscheidenden Vorteil: Man kann das Dach öffnen. Offenbar muss man immer wieder auf diese Banalität hinweisen, denn schaut man sich auf den Straßen um, scheinen sich die meisten Cabriofahrer dieses Vorteils nicht bewusst zu sein. Meist ist das Dach zu. Im August, weil die Sonne zu stark herunterbrennt. Im September, weil von den Bäumen fallende Blätter den Innenraum verschmutzen. Und ab Oktober ist Herbst, da fährt man nicht mehr offen. Anscheinend selbst dann nicht, wenn 20 Grad Celsius herrschen. Wie in diesem Jahr sogar im November.

Das Wetter ist, zumindest in Süddeutschland, einfach herrlich. Trotzdem lassen die meisten Cabriofahrer die Dächer ihrer Autos zu. Nachvollziehbar ist das nicht, wie eine Fahrt durch den goldenen Herbst im Mazda MX-5 zeigt.

Der Innenraum des neuen Mazda MX-5.

Quelle: Mazda Motors Deutschland GmbH

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Man muss etwas speziell sein, um Spaß beim Umgang mit einem Auto wie dem MX-5 empfinden zu können. Spätestens in dem Moment, wenn man neben dieser Flunder steht und sich fragt, wie man seinen 1,82-Meter-Körper in diesen nur 1,22 Meter hohen und 3,91 Meter kurzen Roadster zwängen soll. Doch das Sortieren der Gliedmaßen klappt erstaunlich problemlos. Natürlich ist alles eng, man sieht auch nicht gut heraus aus den kleinen Fensterflächen und nicht jedes der verwendeten Materialien ist hochwertig. Aber man bekommt die Beine im winzigen Fußraum geordnet, der Oberkörper findet sich fest umschlossen zwischen dem Gurt und den stark konturierten Sitzen wieder, die Hände gehören eh ans Lenkrad.

Es ist ein bisschen wie in einem dieser Fahrgeschäfte auf dem Jahrmarkt, nachdem einen diverse Bügel und andere Sicherheitsvorkehrungen fest im Sitz verankert haben: Anfangs ist das unbequem, manchmal sogar unangenehm. Aber man nimmt das in Kauf, weil man weiß: Gleich geht die wilde Fahrt los.

Der neue Mazda MX-5.

Quelle: STG

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Ein Knopfdruck, und der Spaß beginnt. Welche Ambitionen der Mazda hegt, macht der Motor von Beginn an durch seinen Klang klar. Ein Geräusch, das an das Bellen eines Jack Russel Terriers erinnert. Für diesen kleinen Hund ist es die größte Wonne, mit Höchsttempo von einer Ecke seiner Spielwiese in die andere zu fetzen, und das stundenlang ohne den kleinsten Anflug von Müdigkeit. Und genau das macht der Mazda auf kurvigen Straßen. Rechts, links, Zwischensprint auf der kurzen Geraden. Bremsen, lenken, schalten, Ideallinie halten, all das ist in diesem Zweisitzer, in dem alle Fahrdynamik-Komponenten so knackig und verbindlich arbeiten, ein intuitives Ganzes. Es ist das pure Autofahren, so nah am Asphalt, und mit geöffnetem Dach irgendwie auch nah am Himmel. Es ist ein Genuss, und es ist ein Frevel, dass so viele Cabriofahrer freiwillig darauf verzichten, an diesen Tagen im November.

Das Cockpit des neuen Mazda MX-5

Quelle: Mazda Motors Deutschland GmbH

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Es ist beileibe nicht so, dass der Mazda seine Insassen frieren lässt, sobald es doch etwas frischer wird. Gut, er hat nicht diesen Windschutzscheiben-Spoiler des Mercedes E-Klasse Cabrios, der den Luftfluss ins Cockpit begrenzt. Oder Ausströmer unter den Kopfstützen, deren warme Luft sich wie ein Schal um den Hals legt. Aber er hat ein Windschott. Und eine Klimaautomatik mit starker Heizung. Zudem eine dreistufige Sitzheizung. Genug Ausstattungsdetails, um auch an Novembertagen, an denen das Thermometer nicht auf die 20-Grad-Marke klettert, mit offenem Dach zu fahren.

Der neue Mazda MX-5.

Quelle: Thomas Harloff

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Er hat übrigens noch einiges mehr. LED-Scheinwerfer, ein Radio sowie elektrische Außenspiegel und Fensterheber in der 22 990 Euro teuren Basisausstattung. Das Infotainmentsystem MZD, eine Klimaautomatik sowie eine Lederausstattung mit Ziernähten erhält man mit der zweithöchsten Ausstattung Exclusive-Line (25 390 Euro). Für weitere 690 Euro gibt es ein Navigationssystem. Dennoch bleibt das Leergewicht nah an der Ein-Tonnen-Marke. Und das ist einer der Hauptgründe für das begeisternde Fahrerlebnis: Der MX-5 tritt den Beweis an, dass ein Auto flink die Kurven kratzt, wenn es leicht ist.

Der 1,5-Liter-Motor des neuen Mazda MX-5.

Quelle: Mazda Motors Deutschland GmbH

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Das geringe Gewicht hat aber noch andere positive Effekte. Etwa für den Verbrauch, der im Test bei 6,2 Litern lag. Und natürlich auf die Performance des kleinen 1,5-Liter-Motors, der Mazda-typisch komplett ohne Aufladung auskommt. 131 PS und maximal 150 Newtonmeter, das hört sich nach wenig an. Aber für den MX-5 ist der Vierzylinder kräftig genug, weil er spontan auf das Gas reagiert und heiß auf Drehzahlen ist. Wer unbedingt möchte, kann zum 160 PS starken Zweiliter-Motor greifen (mit dem der Roadster mindestens 26 890 Euro kostet), aber das ist absolut kein Muss.

Der neue Mazda MX-5.

Quelle: Thomas Harloff

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Mit jedem Kilometer wächst das Unverständnis für diejenigen, die ihr Cabrio bei solchem Wetter zweckentfremden, indem sie das Dach geschlossen lassen. Die bunten Blätter der Bäume scheinen näher als sonst, der Wind streicht kräftig, aber nicht unangenehm über das Haar und die Geräusche und Gerüche der Natur dringen ungefiltert bis zur Nase vor. Man ist mittendrin in diesem traumhaften Herbst. Bis man später in einem Tunnel auf dem Mittleren Ring in München im Stau steht, umzingelt von den ganzen Vertreter-Dieseln, Lieferwagen und Lastwagen, deren Abgase man wegen der Kombination aus offenem Dach und tiefer Sitzposition besonders intensiv einatmet.

Der neue Mazda MX-5.

Quelle: STG

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"Echt eine blöde Idee, im Herbst offen zu fahren!", schießt es plötzlich durch den Kopf. Und überhaupt, dieses Auto mit dem lächerlich kleinen Kofferraum (130 Liter) und der armseligen Zuladung (240 Kilogramm). Muss man das haben? Nein, ganz sicher nicht.

Aber dass man es will, ist nach dieser Fahrt gut nachvollziehbar. Diese typische Roadster-Romantik, dieses reine Fahrvergnügen für günstiges Geld, bieten nur noch wenige Autos. Das macht den MX-5 zu einem der letzten Aufrechten, zu einem der letzten bezahlbaren Spaßmobile. Und gegen das Stadtverkehr-Problem gibt es eine einfache Lösung: entriegeln, Verdeck nach vorne ziehen, einrasten. Nach fünf Sekunden ist das Dach zu und bei Bedarf auch wieder auf. Man muss noch nicht einmal aufstehen oder aussteigen. So hat sogar Cabriofahren seine praktischen Seiten - auch im Herbst.

Technische Daten Mazda MX-5 Skyactiv-G 131 Exclusive-Line:

R4-Benzinmotor mit 1,5 Litern Hubraum; Leistung 96 kW (131 PS); max. Drehmoment: 150 Nm bei 4800/min; Leergewicht: 1050 kg; Kofferraum: 130 l; 0 - 100 km/h: 8,3 s; Vmax: 204 km/h; Testverbrauch: 6,2 l / 100 km (lt. Werk: 6,0; CO2-Ausstoß: 139 g/km); Euro 6; Grundpreis: 25 390 Euro (22 990 Euro mit Basisausstattung)

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/harl/reek/dd
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