Mazda CX-5 vs. Renault Koleos:Welches SUV ist das bessere?

Leistungsstarke Dieselmotoren, Allrad und viel Platz bieten beide neuen Soft-Geländewagen. Spaß macht aber nur der Mazda CX-5. Der Renault Koleos enttäuscht gleich mehrfach.

Von Thomas Harloff

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SUVs sind groß, schwer, sie verbrauchen viel Sprit und stoßen mehr Schadstoffe aus als andere Autos. Darüber sind sich alle einig. Trotzdem wächst der Automarkt nirgends so stark wie in diesem Segment. Ob es einem gefällt oder nicht: Die soften Geländewagen liegen im Trend. Zum Beispiel Mazda. Der CX-5 ist in Deutschland das meistverkaufte Auto der Japaner. Renault, das hierzulande vorrangig von seinen Klein- und Kompaktwagenmodellen lebt, schnuppert mit dem Koleos dagegen erst mal verhalten in den Bereich der 4,50- bis 4,70-Meter-SUVs hinein.

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Das zeigt: Für Neueinsteiger ist es schwer, in dieser so hart umkämpften Klasse Fuß zu fassen. Bei Renault wissen sie das und scheinen deshalb bemüht, das finanzielle Risiko im Falle eines Scheiterns des Koleos so gering wie möglich zu halten. Deshalb ist er keine Eigenentwicklung, sondern eine leicht angepasste Europaversion des Samsung QM6. Ja, das Unternehmen, welches hierzulande wegen seiner Handys und Fernseher bekannt ist, vertreibt in Asien auch Autos. Der QM6 wiederum basiert auf der Plattform des Nissan X-Trail. Damit schließt sich der Kreis, denn Renault und Nissan bilden seit Jahren einen gemeinsamen Konzern, der wiederum Teil eines Joint Ventures mit Samsung ist. So funktioniert die Autoindustrie im Jahr 2017.

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Die unübersichtliche Konstellation beschert dem Koleos einen Turbodiesel, der aus zwei Litern Hubraum 177 PS schöpft und ein maximales Drehmoment von 380 Newtonmetern liefert. Der 1,8-Tonner lässt kein Turboloch, aber eine kraftvolle Leistungsentfaltung erkennen, die auch bei Autobahntempo Reserven für Zwischenspurts bereithält. Das CVT-Getriebe vermeidet eine Unart anderer stufenloser Schaltungen, die beim Beschleunigen meist lange nach der richtigen Übersetzung suchen und den Motor laut und ausdauernd aufheulen lassen. Der Koleos-Diesel verhält sich dagegen akustisch zurückhaltend und klingt nur beim Starten wie ein Nutzfahrzeugmotor.

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Ähnlich der Mazda CX-5: Das Dieselnageln beim Kaltstart verschwindet bei Betriebstemperatur fast vollständig, weshalb er noch etwas leiser ist als der Renault - und kraftvoller. Ein Turboloch ist nicht spürbar, auch bei hohem Tempo auf der Autobahn bleibt der 2,2-Liter-Vierzylinder mit 175 PS und maximal 420 Newtonmetern leistungsbereit. Im Gegensatz zum Koleos mit seinem gedrosselten Eco-Modus verzichtet er auf unterschiedliche Abstimmungen und zeigt sich in allen Fahrsituationen als passende Antriebsquelle, die gut mit der gelungenen manuellen Sechs-Gang-Schaltung harmoniert. Motor, Getriebe, dazu das um 200 Kilogramm leichtere Auto: Es gibt einige Gründe, warum der Renault zwar einen guten, aber der Mazda den besseren Antrieb hat.

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Auch fahrdynamisch ist der Japaner dem Franzosen überlegen. Der CX-5 integriert den Fahrer stärker und gibt mehr Rückmeldung von der Straße. Der Koleos dagegen entrückt ihn - auch aufgrund seiner höheren Sitzposition - von der Straße, weder das schwammige Fahrwerk noch die ungenaue Lenkung teilen viel mit. Der Mazda hat nicht nur eine leichtgängige und zielgenaue Lenkung, sondern auch ein straffes, aber keinesfalls unkomfortables Fahrwerk. Das erspart seiner Besatzung jene Gemeinheiten bei groben Straßenschäden, mit denen der Koleos immer wieder auffällt.

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Bei den Assistenzsystemen hinkt der Renault ebenfalls hinterher. Serienmäßig bietet er nur einen Front-Kollisionswarner und einen akustischen Spurhalteassistenten, gegen Aufpreis kommen Tempomat und Totwinkelwarner hinzu. Mazda schnürt dem CX-5 ein Paket aus acht Sicherheitssystemen, das auf Wunsch eine automatische Abstandsregelung und einen Stauassistenten (nur in Verbindung mit Automatik) beinhaltet. Im Alltag funktioniert das perfekt: Exemplarisch stehen der sanft lenkende Spurhalteassistent und das Head-up-Display mit schöner, übersichtlicher Grafik. Anders der Renault: Seine Totwinkelüberwachung besteht aus kleinen, schwer sichtbaren roten Punkten in den Außenspiegeln, und der Tempomat hält die eingestellte Geschwindigkeit an Steigungen und Gefällstrecken nicht zuverlässig. Im Zusammenspiel wirken die Systeme unausgereift.

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In den Innenräumen halten sich die Vor- und Nachteile die Waage. Renault spendiert dem Koleos ein Infotainmentsystem mit vertikal angeordnetem 8,7-Zoll-Touchscreen. Der lässt sich sicher, wenn auch nicht optimal bedienen. Eine farbliche Differenzierung der Menüpunkte fehlt. Ein Ärgernis ist die Lautstärkeregelung: Sie versteckt sich am rechten Rand des Bildschirms oder an einem Bediensatelliten hinter dem Lenkrad und muss immer wieder mühsam erfummelt werden. Außerdem sind die verwendeten Kunststoffe für diese Preisklasse nicht hochwertig genug.

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Besser schlägt sich der Renault beim Platzangebot, das auf allen der bequemen, aber zu wenig Seitenhalt bietenden Sitze stimmt. Auch der Kofferraum (498 bis 1706 Liter) dürfte groß genug für die meisten Transportaufgaben sein. Allerdings ist es wegen der hohen Bodenfreiheit gar nicht so einfach, das Gepäckabteil zu beladen. Hinzu kommt die schlechte Übersichtlichkeit der Karosserie, die eine Rückfahrkamera (serienmäßig ab der mittleren Intens-Ausstattung) unverzichtbar macht.

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In dieser Disziplin ist der Mazda besser. Dass er zudem zwölf Zentimeter kürzer ist, fällt auf den Plätzen für Fahrer und Beifahrer auf; hier geht es etwas enger zu als im Renault. Im Fond herrscht Gleichstand, auch das Kofferraumvolumen (506 bis 1620 Liter) ist vergleichbar. Die Materialien sind von höherer Güte als im Renault, wenn man von den Kippschaltern im Lenkrad absieht.

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Die Kommandozentrale bietet zwar nur einen Sieben-Zoll-Bildschirm, gefällt aber mit hübscher Grafik und flacher, gut zu durchschauender Menüstruktur. Trotzdem lässt sie einen hin und wieder ratlos zurück. Nämlich dann, wenn man die Menüebene wechseln möchte, es sowohl per Touch-Befehl als auch mit dem Dreh-/Rückstellknopf probiert, - und sich trotzdem nichts tut.

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Zwei allradgetriebene SUVs mit Dieselantrieb - ist das aus Umweltsicht vertretbar? Zuerst zum Testverbrauch: Beim Mazda beträgt er 8,3 Liter, beim Renault 8,7 - deutlich mehr als der Normverbrauch (5,4 beziehungsweise 5,9 Liter) versprechen. Beide Kontrahenten treten zudem mit Abgasanlagen ohne SCR-Katalysator samt AdBlue-Einspritzung an. Sie eliminieren Stickoxide also nicht per Harnstofflösung aus den Abgasen. Schlechte Voraussetzungen, aus denen der Mazda CX-5 aber das Beste zu machen scheint.

Bei einem Test der Deutschen Umwelthilfe hatte ein ebenfalls mit 2,2-Liter-Diesel ausgerüstetes Vorgängermodell zwar auf der Straße einen fünfmal so hohen Stickoxid-Ausstoß wie erlaubt (403 statt 80 Milligramm pro Kilometer), lag damit aber dennoch im vorderen Bereich des Testfeldes. Die Fachzeitschrift "Auto Motor und Sport" testete den kleineren CX-3 mit vergleichsweise guten 284 Milligramm pro Kilometer, im ADAC-Ecotest schneidet Mazda konstant gut ab. Anders Renault: Zusammen mit den preisgünstigen Modellen der Schwestermarke Dacia liegen die Franzosen im ADAC-Ranking auf dem letzten Platz. Im Schnitt beträgt ihr Stickstoffausstoß auf der Straße das Achteinhalbfache des gesetzlichen Grenzwertes.

Das heißt zwar nicht, dass das Abgasverhalten der beiden Testkandidaten diesen Daten hundertprozentig entspricht. Aber zumindest Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen.

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Und die Kosten? Belässt man es bei der Basisausstattung, fährt es sich mit dem mindestens 35 150 Euro teuren Renault günstiger. Der Grundpreis des Mazda liegt bei 37 990 Euro, allerdings bringt er von vornherein das hohe Sports-Line- Ausstattungsniveau mit. Hebt man den Koleos auf ein ähnliches Level, löst sich der finanzielle Vorsprung auf und wandelt sich bei den Preisen der topausgestatteten Testwagen (Mazda: 41 980 Euro; Renault: 47 400 Euro) sogar in einen Rückstand um. Wobei man dem Renault zugutehalten muss, dass er mit der 1900 Euro teuren Automatik ausgerüstet war. Der CX-5 verzichtete auf das von Mazda für 1800 Euro angebotene selbstschaltende Getriebe.

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Zieht man Bilanz, dann zeigt sich: Perfekt ist weder der Japaner noch der Franzose. Trotzdem ist der Mazda CX-5 in fast allen Belangen überlegen und einfach ein homogen konzipiertes SUV. Der Renault Koleos wirkt für ein neues Auto dagegen schon ziemlich antiquiert und ist der klare Verlierer dieses Vergleichs.

Technische Daten Mazda CX-5 Skyactiv-D 175 AWD:

R4-Dieselmotor mit 2,2 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 129 kW (175 PS); max. Drehmoment: 420 Nm bei 2000/min; Leergewicht: 1595 kg; Kofferraum: 506 - 1620 l; 0 - 100 km/h: 9,0 s; Vmax: 208 km/h; Testverbrauch: 8,3 l / 100 km (lt. Werk: 5,4; CO₂-Ausstoß: 142 g/km); Euro 6; Grundpreis: 37 990 Euro

Technische Daten Renault Koleos dCi 175 4WD X-tronic :

R4-Dieselmotor mit 2,0 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 130 kW (177 PS); max. Drehmoment: 380 Nm bei 2000/min; Leergewicht: 1822 kg; Kofferraum: 498 - 1706 l; 0 - 100 km/h: 9,5 s; Vmax: 201 km/h; Testverbrauch: 8,7 l / 100 km (lt. Werk: 5,9; CO₂-Ausstoß: 156 g/km); Euro 6b; Grundpreis: 37 050 Euro

Die Testfahrzeuge wurden von den Herstellern zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/harl/reek/dd
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