Mazda 3 Skyactiv-G 165 im Test:Kein Turbo, kein Problem

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Mit der Skyactiv-G-165-Variante tritt die derzeit stärkste Version des Mazda 3 zum Test an.

(Foto: Mazda)

Aus der Masse der Kompakten sticht der Mazda 3 heraus. Mit schickem und schlankem Design, aber auch mit ungewöhnlichen Lösungen. Im Test zeigt der Japaner, dass er ein zu Unrecht unterschätzter Golf-Gegner ist.

Von Thomas Harloff

Obwohl SUVs weiterhin boomen, Vans wieder in Mode kommen und das Oberklasse-Segment derzeit besonders große Absatz-Zuwächse verzeichnet, bilden die Kompakten das Rückgrat der Autoindustrie. Mehr als ein Viertel aller in Deutschland verkauften Neuwagen entstammen der Golf-Klasse. Natürlich vor allem wegen des anhaltendes Erfolgs des Namensgebers, aber auch aufgrund guter Absatzzahlen ausländischer Kompakter, bleibt dieses Segment das wichtigste überhaupt.

Auch bei Mazda spielt ein Kompaktwagen eine wichtige Rolle, auch wenn in der eigenen Verkaufshitparade der CX-5, ein SUV, ganz vorne liegt. Knapp dahinter folgt der im Herbst 2013 eingeführte Mazda 3. Das wäre so, als würde bei VW der Tiguan vor dem Golf liegen. Aber bei den Japanern laufen einige Dinge anders als bei anderen Herstellern. In Zeiten, in denen fast die gesamte Autowelt auf im Hubraum geschrumpfte Turbomotoren setzt, halten sie am Saugmotor-Konzept fest. Und statt wie die meisten Konkurrenten optisch in der Masse unterzugehen, zeigt der Mazda 3 Gesicht und damit - zumindest optisch - Charakter.

Viel Platz, schlechte Rundumsicht

Anders als einige Konkurrenten erkauft sich der Mazda 3 das schicke Design nicht mit Nachteilen beim Praxisnutzen.Im Gegenteil, seine üppige Länge von 4,47 Metern münzt er in sehr gute Platzverhältnisse um. Vorne wie hinten gibt es genug Platz für die Passagiere. Bequeme Sitze, ein großer (364 bis 1263 Liter) Kofferraum und die mit 595 Kilogramm sehr groß ausgefallene Zuladung rüsten den Japaner auch für Urlaubsreisen zu viert, zur Not gar zu fünft. Zwar könnte die Ladekante etwas niedriger liegen und einige weitere Ablagemöglichkeiten würden den Nutzwert des Interieurs nochmals verbessern, aber in puncto Raumausnutzung gehört der Mazda 3 zu den besten Vertretern seiner Klasse. Ein Schwachpunkt ist die schlechte Rundumsicht, die Parkpiepser und eine Tote-Winkel-Überwachung zum absoluten Muss machen.

Mazda 3 Skyactiv-G 165 im Test: In Sachen Platzangebot, Bediensicherheit und Qualitätsanmutung erreicht der Mazda 3 ein hohes Niveau.

In Sachen Platzangebot, Bediensicherheit und Qualitätsanmutung erreicht der Mazda 3 ein hohes Niveau.

(Foto: Mazda)

Eine Stärke ist dagegen das Bedienkonzept. Mazda hat sich für ein System mit Dreh-/Rückstellknopf und zentral auf der Mittelkonsole platziertem Sieben-Zoll-Monitor entschieden. Wie bei Audi, BMW oder Mercedes befindet sich die Kommandozentrale, mit der man durch die übersichtlichen Menüs des Infotainmentsystems navigiert, hinter dem Schalthebel. Das alles funktioniert weitgehend selbsterklärend und flott. Die wichtigen Funktionen für das Unterhaltungsprogramm, den Geschwindigkeitsregler und die Telefonfunktionen lassen sich zudem direkt am kompakten und gut in den Händen liegenden Lenkrad steuern.

Hubraum und Drehzahl statt Aufladung

Standen für das Bedienkonzept die Systeme von Audi, BMW und Mercedes Pate, hat sich Mazda bei der Instrumentierung von Porsche inspirieren lassen. Alle Anzeigen gruppieren sich um den im Zentrum angeordneten Drehzahlmesser. Für einen klassisch als Rundinstrument ausgeführten Tacho bleibt kein Platz, die Geschwindigkeit wird digital als Ziffer im Drehzahlmesser oder als sehr gut ablesbares Head-Up-Display vor ein zwischen Lenkrad und Windschutzscheibe angeordnetes Feld projiziert. Ein wenig altbacken kommen die verpixelten Zusatzanzeigen daher. Vor allem die lieblos gestaltete Tankanzeige konterkariert den ansonsten modernen und hochwertigen Qualitätseindruck.

Für altbacken könnte man auch den Antrieb halten - aber nur dann, wenn man der aktuellen Downsizing-Doktrin, nur kleine Hubräume und große Turbolader würden den Durst von Verbrennungsmotoren zügeln, unhinterfragt folgt. In Wahrheit macht der Zweiliter-Saugmotor nämlich kaum etwas schlechter als die Turbo-Benziner, dafür vieles anders. Zum Beispiel verzichtet er auf die vom Lader hervorgerufene Gedenksekunde beim Tritt auf das Gaspedal, sondern beschleunigt spontan, sobald der entsprechende Befehl per Gaspedal erteilt wird. Wenn auch nicht so vehement, da ihm das letzte Bisschen Drehmoment fehlt. Dafür zeigt er eine Drehfreude, die heutzutage sonst fast nur noch bei Sportwagen existiert. Er präsentiert sich keineswegs brummig, wenn er knapp über Leerlaufdrehzahl im Verkehr mitschwimmt, dafür aber umso leistungsbereiter im Drehzahlbereich oberhalb von 6000 Touren.

Mit Herz und Verstand

Mazda 3 Skyactiv-G 165 im Test: Der Zweiliter-Vierzylinder-Benziner des Mazda 3 Skyactiv-G 165 zeigt, dass klassische Saugmotoren keineswegs zum alten Eisen gehören.

Der Zweiliter-Vierzylinder-Benziner des Mazda 3 Skyactiv-G 165 zeigt, dass klassische Saugmotoren keineswegs zum alten Eisen gehören.

(Foto: Mazda)

Mit Fahrleistungen von maximal 210 km/h oder einem Null-auf-Hundert-Wert von 8,2 Sekunden steht der Mazda 3 Skyactiv-G 165 der Konkurrenz in nichts nach. Beim Normverbrauch dagegen schon: Auf dem Papier glänzen viele ähnlich starke, aber von Turbomotoren angetriebene Kontrahenten mit der Vier vor dem Komma, während der Japaner einen Wert von 5,8 im Datenblatt stehen hat. Im Test erreicht der Mazda einen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Litern - und liegt damit wieder auf Augenhöhe, denn die Turbo-Benziner brauchen unter diesen Bedingungen genauso viel Sprit. Womit einmal mehr bestätigt wäre, dass sich die Verbrauchsvorteile des Downsizings vielleicht unter Laborbedingungen niederschlagen, aber im Alltag kaum reproduzieren lassen. Ein mit Verstand bewegter Saugmotor ist keineswegs durstiger.

Wer gerne schaltet, findet im exakt geführten, knackig durch die Gassen flutschenden und nur kurze Wege zurücklegenden Schalthebel des manuellen Sechsgang-Getriebes das passende Werkzeug. So lässt es sich verkraften, dass eine sechsstufige Automatik nur für den 120-PS-Benziner und den 150 PS starken Dieselmotor angeboten wird. Eine Gemeinsamkeit aller Motorvarianten ist dagegen das sehr agile, neutrale und jederzeit sichere Fahrverhalten, das auch dem geringen Leergewicht von nicht einmal 1,3 Tonnen geschuldet ist. Der Mazda untersteuert nur dann, wenn es der Fahrer mit dem Gaseinsatz übertreibt. Alle anderen freuen sich auf jede Kurve - auch deshalb, weil die Lenkung sehr direkt und weitgehend ohne Antriebseinflüsse agiert und die Bremse bestens dosiert werden kann.

Gutes Auto, faire Preise

Den Fahrspaß erkauft sich der Mazda 3 jedoch nicht auf Kosten des Federungskomforts. Trotz straffer Abstimmung sprechen die Dämpfer sensibel genug an, um Fahrbahnunebenheiten souverän zu schlucken.

Mazda 3 Skyactiv-G 165 im Test: Der Mazda 3 ist schön anzusehen, aber die schmalen Fenster im Heckbereich schränken die Rundumsicht ein.

Der Mazda 3 ist schön anzusehen, aber die schmalen Fenster im Heckbereich schränken die Rundumsicht ein.

(Foto: Ingo Barenschee; Mazda)

Auch bei der Preisgestaltung verfolgt Mazda eine andere Philosophie als die meisten Konkurrenten, vor allem im Vergleich zu den deutschen Herstellern. Schon mit der 22 490 Euro teuren Basisausstattung bietet der Mazda 3 Skyactiv-G 165 alle wichtigen Komfort- und Sicherheitselemente. Für kleine Aufpreise gibt es zusätzlich ein Navigationssystem (600 Euro), einen Tote-Winkel-Warner (im 900 Euro teuren "Touring-Paket") oder Bi-Xenon-Scheinwerfer (im "Licht-Paket" für 650 Euro). Moderne Assistenzsysteme wie den Abstandsregeltempomaten mit automatischer Notbremsung, dynamisches Kurvenlicht samt automatischer Fernlichtsteuerung sowie einen Spurhalteassistenten gibt es auch. Diese sind im 1650 Euro teuren "Technik-Paket" zusammengefasst, das leider nur mit der Topausstattung "Sports-Line" (mindestens 25 490 Euro) kombiniert werden kann.

Wiegt man Stärken und Schwächen gegeneinander auf, bleibt festzuhalten: Der Mazda 3 ist als Top-Benziner ein geräumiger, sicher zu bedienender, ebenso fahraktiver wie komfortabler und vergleichsweise günstiger Vertreter der Kompaktklasse, der optisch und technisch aus der Konformität dieses Segments heraussticht. Perfekt ist er nicht, aber ihm sind lediglich Detailschwächen anzulasten. Und so ist er die Alternative für all jene, die keinen Golf oder eines seiner Derivate wollen, aber weder die Premium-Preise von BMW oder Mercedes zahlen noch Verzicht üben wollen.

Technische Daten Mazda 3 Skyactiv-G 165:

R4-Benzinmotor mit 2,0 Litern Hubraum; Leistung 121 kW (165 PS); max. Drehmoment: 210 Nm bei 4000/min; Leergewicht: 1295 kg; Kofferraum: 364 - 1263 l; 0 - 100 km/h: 8,2 s; Vmax: 210 km/h; Testverbrauch: 7,2 l / 100 km (lt. Werk: 5,8; CO2-Ausstoß: 135 g/km); Euro 5; Grundpreis: 22 490 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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