Marktübersicht:Gib Gas

Immer mehr Hersteller bieten Autos mit dem alternativen Antrieb an. Bislang konnten sie sich aber nicht durchsetzen. Warum eigentlich?

Von Thomas Harloff

Welchen Antrieb soll man als umweltbewusster Autofahrer bevorzugen? Bei Dieselautos und Benzinern halten sich die Vor- und Nachteile bei allem, was da aus dem Auspuff kommt, die Waage. Die Elektromobilität ist noch nicht so weit und - Stand heute - lange nicht so sauber wie erhofft.

Wie können Autokäufer also schon jetzt ihren Beitrag für eine sauberere Stadtluft leisten? Nun, sie könnten sich, wie sogar von der Deutschen Umwelthilfe empfohlen, ein Erdgasauto kaufen. Motoren, die sowohl Benzin als auch "Compressed Natural Gas" (CNG) als Treibstoff nutzen, emittieren im Gasmodus etwa 25 Prozent weniger CO₂ als ein reiner Ottomotor. Sie stoßen im Vergleich zum Diesel auch nur einen Bruchteil an Stickoxiden aus. Feinstaub ist ebenfalls kein Thema.

Hinzu kommt ein finanzieller Vorteil: Ein Kilogramm CNG kostet im Schnitt 1,07 Euro; so erreicht man mit einer 20- bis 25-Euro-Tankfüllung je nach Modell eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern. Das schaffen sonst nur die sparsamsten Diesel. Zudem bleiben die Preise noch eine Weile stabil: Erst von 2024 an reduziert sich das Steuerprivileg für das Gas schrittweise, 2026 läuft es ganz aus. Und ein Erdgasauto wird nicht einmal bei hohen Drehzahlen zum Säufer; der Realverbrauch kommt der NEFZ-Norm deutlich näher als Diesel oder Benziner.

Automobil mit Gasantrieb, 1939

Das Automobil mit Gasantrieb ist keine ganz neue Erfindung. Im SZ-Archiv findet sich zum Beispiel dieses Foto eines Wagens aus den Dreißigerjahren mit Gasflasche am Heck.

(Foto: SZ Photo/Knorr + Hirth)

Bleibt die Sicherheitsfrage, die 2016 verstärkt gestellt wurde. Damals explodierte in Niedersachsen der Erdgastank eines VW Touran, der Fahrer wurde schwer verletzt. Der stark verrostete Tank hätte zuvor jedoch im Rahmen eines Rückrufs, dem der Fahrer nicht gefolgt war, getauscht werden müssen. Ein generelles Sicherheitsproblem gibt es also nicht. Fachleute von TÜV und Dekra halten die Anlagen für unauffällig, ebenso der ADAC, der Erdgasautos ausgiebigen Crashtests unterzogen hat.

Um die gesamte Umweltbilanz zu beurteilen, muss die Herstellung des CNG einbezogen werden. Bildet Erdgas, das mit der umstrittenen Fracking-Methode gefördert wird, die Basis für den Treibstoff, macht das einen Teil der guten Umweltbilanz wieder zunichte. Wird das weitgehend aus Methan bestehende CNG dagegen aus erneuerbaren Quellen gewonnen, sind nicht nur die Abgase, sondern auch der Kraftstoff selbst relativ umweltfreundlich. Und sollte das Tankstellennetz tatsächlich von aktuell gut 900 auf die deutschlandweit angestrebten 2000 Standorte wachsen, spricht nicht einmal mehr das derzeit noch richtige Argument der lückenhaften Infrastruktur gegen CNG-Autos.

Die Liste an Herstellern, die ab Werk Erdgasautos anbieten, mag kurz sein. Dennoch gibt es eine gewisse Vielfalt. Die SZ stellt einige interessante Modelle vor.

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