Süddeutsche Zeitung

Manipulation beim Gelben Engel:ADAC trickste schon früher

Was bereits vermutet wurde, ist nun offiziell: Der ADAC bestätigt, auch bei früheren Wahlen zum Gelben Engel die Reihenfolge geändert zu haben. Von "systematischer Täuschung" ist die Rede.

Beim Autopreis "Gelber Engel" des ADAC hat es schon seit Jahren umfangreiche Manipulationen bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen gegeben. Wie der Automobilclub am Montag in München mitteilte, wurde dabei zwischen 2009 und 2013 neben der Teilnehmerzahl auch die Reihenfolge gefälscht. Das hat die Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte ergeben.

Durch diese bewussten Veränderungen sei bei dem Preis eine größere Markenvielfalt erreicht worden, zitiert der ADAC aus dem Bericht der externen Prüfer. Für den Zeitraum zwischen 2005 und 2008 war eine Prüfung laut ADAC nicht mehr möglich, weil dazu nicht mehr ausreichende Daten vorhanden sind. "Die Ergebnisse lassen vermuten, dass einzelne Personen offenbar bereits seit Jahren bei der Preisverleihung die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht haben", sagte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair.

Autohersteller geben Preise zurück

Vergangene Woche hatten die Prüfer bereits Manipulationen bei der diesjährigen Wahl bestätigt. Bereits damals hatten sich Schummeleien bei früheren Abstimmungen für den Autopreis abgezeichnet. Die Vorjahre "sahen ähnlich übel wie die Wahl 2014 aus", sagte damals ein Informant der Süddeutschen Zeitung. Weitere Kategorien des "Gelben Engels" sind noch auf dem Prüfstand.

Die in den vergangenen Jahren beim Autopreis "Gelber Engel" erfolgreichen Autohersteller haben bereits die Konsequenzen aus den bekanntgewordenen Manipulationen gezogen und geben ihre Preise nun zurück. Ein BMW-Sprecher kündigte der Bild am Sonntag die Rückgabe von zehn Preisen an, Volkswagen will sogar 19 erste Preise und weitere Auszeichnungen retour gehen lassen.

Die Enthüllungen um den ADAC-Preis "Gelber Engel" hatten den größten deutschen Automobilclub in eine tiefe Krise gestürzt. Als Konsequenz trat Präsident Peter Meyer am vergangenen Montag von seinem Posten zurück. Zudem hat der ADAC inzwischen einen Zehn-Punkte-Plan verabschiedet, um einen umfassenden Reformprozess in Gang zu bringen.

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SZ.de/dpa/hart
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