Luxusyacht Zeydon Z 60:Aus Freude am Segeln

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In den Münchner Studios von Designworks, einer BMW-Tochter, entsteht eine neue Luxusyacht.

Joachim Beck

Der schmucklose Hinterhof liegt versteckt im Münchner Stadtteil Nymphenburg, ein alter Lastenaufzug bringt Besucher hinauf in den vierten Stock. Nichts deutet darauf hin, dass in dieser ehemaligen Fabriketage eine neue Luxus-Segelyacht entsteht.

Klare Linien: Vier Jahre arbeiteten Laurenz Schaffer und sein Team am Auftritt der neuen Zeydon Z 60. (Foto: Foto: Beck)

Elegant sollte das neue Boot sein

"Es war schon eine mächtige Herausforderung", gesteht Laurenz Schaffer, Leiter des Entwicklungsteams bei der BMW-Tochter Designworks, ein. "Wir haben bei null angefangen und sollten etwas erfinden, was es im Yachtbau bisher noch nicht gegeben hat." Schließlich sollte das erste Schiff, das auf dem Reißbrett der Münchner Designer entsteht, gleich die ganze nachfolgende Bootsfamilie stilistisch prägen. Denn so wie die Topmarken Wally, Swan oder Oyster auf Anhieb zu erkennen sind, soll auch die neue Marke Zeydon unverwechselbar werden.

Das Lastenheft, das die belgischen Zeydon-Gründer Ben Van Hool und David Van Nieuwnhove geschrieben hatten, klingt eigentlich ganz einfach: Elegant sollte das neue Boot sein, komfortabel und sportlich, schnell und sich vor allem von allen anderen deutlich unterscheiden. Auf der Suche nach dem richtigen Partner für das Vorhaben wurden die Belgier schließlich in München fündig. "Wir wollten ganz bewusst Designer, die bisher mit dem Bootsbau nichts zu tun hatten und deshalb ganz anders an die Sache herangehen", sagt Ben van Hool.

Der Designworks-Verbund mit Büros in Miami und Singapur konnte sich mit seiner Erfahrung im Umgang mit Mobilitätsprodukten und einer internationalen Kundenliste durchsetzen - so wurde für das Sportlabel Head eine exklusive Skiserie entworfen, Nokia ließ bei Designworks den berühmten Communicator zeichnen und nach Arbeiten für John Deere, dem amerikanischen Fachmann fürs Grobe, gab es für den Traktor einen Designpreis.

Der Entstehungsprozess ist dabei immer wieder ähnlich. "Zuerst setzen wir uns zusammen und legen die Grundwerte fest, für die das neue Produkt stehen soll", erklärt der Designchef. Für eine Segelyacht sind das zum Beispiel Werte wie Geschwindigkeit, Verlässlichkeit, Eleganz, Dynamik. Aus diesen Werten ergibt sich eine Formensprache, die dann in einem langen Prozess mit der Produktwirklichkeit in Einklang gebracht werden muss.

Große Fenster, helle Farbtöne, strukturierte Flächen geben dem naturgemäß begrenzten Innenraum eine überraschende Großzügigkeit. (Foto: Foto: Beck)

Die Konkurrenten: Wally, Swan und Oyster

Simpel gesagt: Eine Segelyacht muss nicht unbedingt gut aussehen, aber sie muss unbedingt gut im Wasser unterwegs und funktional sein. Ein Beispiel dafür, so Schaffer, waren die zahlreichen Winschen, mit deren Hilfe die Segel bedient werden: "Wir haben die Kurbeln an die optisch besten Plätze gesetzt, aber die Yachtbauexperten wollten sie ganz woanders haben. Da können wir natürlich nicht dagegen anzeichnen."

Und bei anderen zentralen Bauteilen der Yacht hatten ohnehin Experten das Sagen - so ist der Kiel eine Neuentwicklung des Niederländers Piet van Oossanen, der auch über Erfahrungen durch die Arbeit für America's-Cup-Yachten verfügt; das Unterwasserschiff stammt von dem Schiffsdesigner Peter Bosgraaf.

Wenn Gäste in die Designworks-Studios kommen, verhüllen normalerweise große weiße Tücher die jüngsten, noch geheimen Entwürfe. Von der Zeydon Z60 aber, die 183 Quadratmeter Segel tragen wird, haben die Designer jetzt nach immerhin vier Jahren Entwicklungsarbeit erstmals einen Tuchzipfel gehoben.

Und schon der erste Blick macht deutlich, dass die 18-Meter-Yacht erfrischend klar, elegant und schnörkellos ist. Konkave Wölbungen, fließende Linien - fast meint man, den ersten eleganten Zeichenstrich von Laurenz Schaffer noch zu spüren. Große Fenster, helle Farbtöne, strukturierte Flächen geben dem naturgemäß begrenzten Innenraum eine überraschende Großzügigkeit.

Ein Designtrick, so Schaffer: "Mit klaren Linien und Einbauten im Baukastenprinzip wirkt die Yacht maximal aufgeräumt und bietet sechs Personen komfortabel Platz." Die Eignerkabine hat ein eigenes En-Suite-Badezimmer, die Gästekabinen teilen sich getrennte Toilette und Dusche - eine Seltenheit in dieser Größenklasse. Jede Kammer verfügt über eine eigene Klimaanlage, Waschtisch, TV- und DVD-System; in der Küche sind Elektrogeräte in Ausmaßen verbaut, wie man sie vom Leben an Land kennt.

Eine 30-Meter-Version liegt schon in der Schublade

Ob der Käufer den Designvorstellungen im Inneren folgt, wird vom jeweiligen Geschmack des Auftraggebers abhängen. Denn derjenige, der zwei Millionen Euro in eine handgefertigte Yacht investiert, hat bei der Einrichtung natürlich das letzte Wort.

Ob die Segeleigenschaften mit dem spektakulären Design mithalten können, wird sich bald herausstellen. In der Zeydon-Werft in der Nähe von Eindhoven laufen die Vorbereitungen für den ersten Stapellauf. Wenn alles gutgeht und der Zeitplan zu halten ist, wird die Zeydon Z60 in wenigen Wochen das erste Mal Wasser unter dem Kiel haben; der Beginn der Serienfertigung ist dann für das zweite Halbjahr 2008 geplant. Wobei Serie natürlich eine etwas irreführende Vokabel im Zusammenhang mit dem Bau einer solchen Luxusyacht ist. Denn mehr als zehn der von Hand gebauten Yachten im Jahr sind von den Zeydon-Gründern nicht geplant.

Es sei denn, es gibt betuchte Segler, denen 18 Meter Schiffslänge einfach zu wenig sind - denn die Pläne für eine 30-Meter-Version liegen schon in einer verschlossenen Schublade.

© SZ vom 19.01.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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