Local Motors Strati:Druckfrisch auf die Straße

Lesezeit: 2 min

Fahren kann der Local Motors Strati schon. Wegen fehlenden Genehmigungen allerdings noch nicht auf öffentlichen Straßen. (Foto: Local Motors)

Ein Auto zu bauen, ist ein komplizierter Prozess. Ein Pkw besteht heute aus bis zu 10 000 Einzelteilen. Die US-Firma Local Motors geht einen anderen Weg. Der Strati besteht nur aus 50 Teilen - und wurde von einem 3-D-Drucker ausgedruckt.

Von Felix Reek

Auf den ersten Blick erinnert das Auto an den Smart Roadster. Oder an ein Bobby Car. Was kein Kompliment ist. Ausgestellte Kotflügel, extreme Formen. Der Kunststoff der Karosserie ist von Rillen überzogen, als hätte man ihn aus einer Regentonne geschnitten. Im Video einer Testfahrt sieht und hört man, wie es während der Fahrt rappelt und knirscht. Und doch ist der Local Motors Strati revolutionär. Es ist das erste Auto, dessen Karosserie und Chassis komplett aus einem Stück sind, gefertigt von einem 3D-Drucker. Deswegen gibt sich der CEO des US-Unternehmens, Jay Rogers, selbstsicher: "Tesla hat den Elektroantrieb weltberühmt gemacht - wir werden das ganze Auto verändern", erklärte er Mashable.

Bei dieser Technik erstellt der Designer am Rechner zunächst ein Modell. Der 3D-Drucker erweckt es dann zum Leben. Das Material wird Schicht um Schicht hinzugefügt, wie bei einer Klebepistole. Meist handelt es sich um eine Kunstfaser auf einer Rolle. Sie wird geschmolzen, verarbeitet und erhärtet sofort. Die Einsatzmöglichkeiten sind unbegrenzt: Die medizinische Forschung hat so schon künstliche Körperteile reproduziert. In China druckte im April dieses Jahres ein gigantischer Drucker die Blöcke für zehn Häuser. Die Gebäude wurden innerhalb von zehn Tagen fertiggestellt - zum Preis von 4000 Euro pro Stück.

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"Ziel ist es, die Anzahl der Konstruktionsteile zu minimieren"

Der 3D-Druck verspricht in jedem Einsatzbereich eine Vereinfachung der Prozesse. Zwar wird diese Technik schon seit Jahren von der Autoindustrie verwendet, ist dort aber auf die Konstruktion von Teilen für Prototypen beschränkt. "Ziel ist es, die Anzahl der Konstruktionsteile zu minimieren", sagte John B. Rogers Jr. von Local Motors der New York Times. Bis zu 10 000 sind es bei einem normalen Auto, der Strati besteht aus weniger als 50.

Das Unternehmen aus Phoenix setzt bei seinen Automobilen, wie etwa dem Geländewagen "Rally Fighter", auf Open Source und Crowdfunding. Vorschläge für Design und Technik werden in einer Online-Community mit circa 30 000 Mitgliedern erstellt und diskutiert, die Entwicklungsschritte als Wettbewerbe ausgeschrieben. Auch der Strati entstand so. Im April diesen Jahres rief das 2007 gegründete Unternehmen dazu auf, Designs einzuschicken für ein Auto, das auf der 3D-Druck-Technologie basiert. Unter den 200 Entwürfen setzte sich der Italiener Michele Anoè durch. Er nannte sein Modell Strati - italienisch für "schichten", eine Anspielung auf das Produktionsverfahren beim 3D-Druck.

Zum Leben erweckt wurde der Strati vor Zuschauern auf der Manufacturing Technology Show in Chicago im September dieses Jahres. Ein Drucker in der Größe eines Schiffscontainers fertigte das Auto in 227 Schichten in 44 Stunden aus Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), einem synthetischen Terpolymer, aus dem auch Lego-Steine sind. Danach wurden die Konturen verfeinert und die mechanischen Komponenten eingebaut. Der 45 Kilowatt Elektromotor und das Getriebe stammen vom Renault Twizy, die Ledersitze sind Spezialanfertigungen. Das Elektrofahrzeug wiegt knapp eine Tonne und bringt es auf 80 km/h, mit einer Reichweite von 100 Kilometern.

Die Mechanik des Autos aus dem 3D-Drucker stammt von Renault. (Foto: Local Motors)

Trotzdem ist die Technik des 3D-Drucks noch ganz am Anfang. Eine Knautschzone aus Stahl, wie bei herkömmlichen Autos, gibt es beim Strati nicht. Auf die Frage, was bei einem Unfall passieren würde, antwortete Local Motors Ingenieur James Earle der New York Times: "Es ist wie ein Fels, der auf eine Mauer trifft". An der Sicherheit werde das Unternehmen aber weiter arbeiten. Schon jetzt sorgen Carbonfasern für mehr Stabilität. Weitere zusätzlich eingearbeitete Stoffe sollen diesen Effekt verstärken, Sicherheit habe oberste Priorität, so Geschäftsführer Rogers. Ziel sei es, in Zukunft bei Crashtests Ergebnisse zu erzielen, die genauso gut beziehungsweise besser als die aktueller Autos seien.

Das Unternehmen geht davon aus, in den nächsten zwölf bis 18 Monaten die ersten Bestellungen annehmen zu können. Der Preis soll zwischen 14 000 und 27 000 Euro liegen. Bis dahin darf der Strati auch auf US-Straßen fahren. Aufgrund von amerikanischen Gesetzen und Regulierungen muss er sich bisher von diesen nämlich fern halten.

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