Süddeutsche Zeitung

Peugeot Pulsion im Test:Dieser Roller taugt nicht nur für den Stadtverkehr

Peugeot bietet mit dem Pulsion einen flotten, geräumigen Roller, den man schon ab 16 Jahren fahren kann. Nur der Preis schreckt etwas ab.

Von Marco Völklein

In Deutschland verbinden die meisten mit der Marke Peugeot vor allem die Autos des französischen Herstellers. Ganz anders in Frankreich: Dort wissen viele, dass das traditionsreiche Unternehmen auf eine Ölmühle und eine Gerberei zurückzuführen ist und dass unter dem Markennamen Peugeot auch Pfeffermühlen vertrieben wurden (und werden). Und dass auch der Motorrollerhersteller Peugeot Scooters bis zum Einstieg des indischen Investors Mahindra vor vier Jahren irgendwie mit dem Peugeot-Reich verbandelt war. Seit einiger Zeit nun geben also die Inder den Ton an, haben den Firmennamen in das ursprüngliche Peugeot Motocycles zurückverwandelt, wollen künftig (wieder) Peugeot-Motorräder anbieten - und haben sich vor allem vorgenommen, den seit Längerem schon defizitären Motorroller-Bereich deutlich aufzumörteln. Bis zum Jahr 2020 will Peugeot Motocycles allein in diesem Segment sieben neue Produkte auf den Markt bringen.

Eines dieser Neuheiten ist der Peugeot Pulsion, ein Leichtkraftroller mit einem Einzylinder-Viertakter, der 14,6 PS aus 125 Kubikzentimeter Hubraum holt. Gefahren werden darf der Leichtkraftroller mit einem A1-Führerschein (also ab einem Alter von 16 Jahren). Interessant ist so ein Roller aber vor allem auch für ältere Semester: Denn wer seinen Kfz-Führerschein vor dem 1. April 1980 erworben hat, bei dem ist die Klasse A1 enthalten. Die Marketing-Leute bei Peugeot preisen den Pulsion deshalb auch als "Urban GT" an, als ein Fahrzeug, das in der Stadt durch seine Handlichkeit überzeugt, aber auch auf längeren Fahrten über Landstraßen genug Komfort bietet, um ohne schmerzhaftes Rückenleiden anzukommen. Als ein Fahrzeug also, das sich vor allem für Pendler im Umfeld großer Städte eignet. Los geht's deshalb auf Strecken rund um die Pendler-Metropole München.

Der erste Eindruck beim Fahren: Der Pulsion macht einen sehr kompakten Eindruck, genau richtig also für die vollen Straßen rund um die bayerische Landeshauptstadt. Der flüssigkeitsgekühlte Viertakter kommt flott von der Ampel weg und beschleunigt damit spürbar besser als andere 125er-Modelle aus dem Hause Peugeot. Auch die Lärmentwicklung hält sich in Grenzen, Kurven nimmt der Roller präzise, die ABS-unterstützten Bremsen lassen sich gut dosieren und packen ordentlich zu. Auch im Überlandverkehr schwimmt der Pulsion gut mit, auf der Autobahn erreichte er ein Spitzentempo von etwas mehr als 110 Stundenkilometern - auch das schaffen nicht viele Roller dieser Klasse. Der Verbrauch lag bei den Testfahrten mit knapp drei Litern auf 100 Kilometer aber eher im Mittelfeld.

Einziges Manko: Der relativ hohe Preis

Auch ansonsten fühlt man sich wohl auf dem kompakten Franzosen. Die abgestufte Sitzbank bietet zwei Personen ausreichend Platz und ist gut gepolstert, das Fahrwerk federt Unebenheiten lässig weg. Die beiden Federbeine sind ohne größeren Aufwand einstellbar; das Windschild schirmt den Oberkörper zwar gut ab, lässt sich allerdings nur unter Zuhilfenahme von Werkzeug verstellen. Bei manchem Konkurrenzmodell ist das smarter gelöst. Um dem Beifahrer (oder der Beifahrerin) noch mehr Komfort zu bieten, empfiehlt es sich, das "Voyage-Kit" für 280 Euro extra zu ordern. Dafür schraubt der Händler dann ein 39 Liter fassendes, in Fahrzeugfarbe lackiertes Topcase auf den Roller, das zudem noch mit einer Sozius-Rückenlehne ausgestattet ist.

So erhält man noch mehr Stauraum auf dem ohnehin schon geräumigen Roller. Unter der Sitzbank finden zwei Jethelme locker Platz. Auch der Raum hinter der Frontschürze ist groß, das Beinschild wehrt Wind und Nässe gut ab. Leider ist das Bodenblech nicht eben, sodass man sich etwas schwer damit tut, einen mittelgroßen Supermarkteinkauf einigermaßen verkehrssicher zu verstauen - trotz des vorhandenen Taschenhakens. Wer möchte, kann das TFT-Display des Rollers auch per Bluetooth mit seinem Smartphone verbinden und sich so ein Navigationssystem auf den Bildschirm holen. Bleibt als einziges größeres Manko der relativ hohe Listenpreis von mindestens 4549 Euro für die Basisversion Active. Wer den Pulsion RS mit Zwei-Farben-Lackierung und hoher Windschutzscheibe möchte, muss 4949 Euro hinlegen.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2019/cku
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