Lancia Dedra Station Wagon:Das etwas noblere Lastentier

Der Fronttriebler braucht die Konkurrenz nicht zu scheuen

(SZ vom 01.02.1995) Es ist immer ein Risiko, sich in einem Marktsegment durchsetzen zu wollen, das zum großen Teil von einer sehr starken Konkurrenz belegt ist. Lancia hielt diese Tatsache nicht davon ab, von der Limousine Dedra einen Kombi abzuleiten, der Dedra Station Wagon heißt. Da sich die Tochterfirma von Fiat schon traditionell als luxuriöser Hersteller versteht, soll der Station auch nicht ein herkömmlicher Kombi beispielsweise für den Handwerker sein, sondern eine Limousine, die eben etwas mehr Platz bietet.

Die Visite rund um das Auto gibt den Italienern recht - die Karosserie ist schlank und elegant, vorne prangt der Lancia-typische Kühlergrill, die Seitenlinien sind präzise und ohne überflüssigen Zierat, nur unterbrochen durch eine Kunststoffleiste auf Höhe der Stoßstangen. Die Heckpartie wirkt feingliedrig, die schräg nach unten verlaufende Heckscheibe rundet den positiven Eindruck ab. An den Maßen des Kombis erkennt man, daß er nicht zu den größten der Klasse gehört: Er ist 4,34 Meter lang, 1,70 Meter breit und 1,45 Meter hoch - das ist vergleichbar mit einem VW Golf Variant.

Der Dedra bietet einen variablen Innenraum, die Fondbank kann asymetrisch geteilt und umgeklappt werden. Unter der serienmäßigen Abdeckung finden 448 Liter, bei umgeklappter Rücksitzbank 803 Liter und bei einer Beladung bis unter den Wagenhimmel 1338 Liter Transportgut Platz. Die gerade Fläche ermöglicht ein leichtes Schieben des Gepäcks und die Ladekante, die bis zur Stoßstange heruntergezogen ist, ein bequemes Einladen. Das Schloß für den Kofferraum ist nicht mit der Zentralverriegelung gekoppelt - ein unpraktisches Detail. Die Heckklappe unseres Wagens ließ sich nur schwer öffnen, ein Hindernis, daß besonders bei voll bepackten Händen ärgerlich war, zumal die fünfte Tür auch nicht von alleine nach oben schwingt.

Die Instrumententafel ist mit vier Rundinstrumenten übersichtlich und auch die analoge Uhr ist gut ablesbar. In der Mittelkonsole wurde der Klimaanlage viel Platz eingeräumt, was sie auf der einen Seite übersichtlich macht, aber auf der anderen Seite keinen Raum für sonstige, notwendige Schalter mehr läßt. Deshalb wurden die Schalter für Heckscheiben- und Spiegelheizung sowie Nebenscheinwerfer in den Blinker- und Scheibenwischerhebel integiert, was ein umständliches Gefummel zur Folge hat, wenn man den Heckscheibenwischer aktivieren will.

Wesentlich besser gefallen hat uns da die Motorisierung, denn der 2,0-Liter 16V mit einer Leistung von 102 kW (139 PS) hinterläßt einen drehfreudigen und sonor klingenden Eindruck. Das straffe Fahrwerk und die präzise Schaltung unterstreichen die guten Fahrleistungen des Fronttrieblers, der eine Höchstgeschwindigkeit von 202 Stundenkilometer erreicht und die 100 km/h-Marke nach zehn Sekunden passiert. Dem sportlich ambitionierten Fahrer vermittelt das grollende Motorgeräusch im Inneren Zufriedenheit, wobei der Wagen von außen ruhig und leise läuft. Allein schon diese Eigenschaft wird viele Interessenten überzeugen, 39 150 Mark auf den Tisch des Hauses zu legen.

Von Marion Zellner

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