Kostenvergleich: Benzin contra Diesel:In barer Münze

Dieselmotoren haben einen kräftigen Vorteil eingebüßt - mit Preisen von 1,50 Euro und mehr für einen Liter ist der Selbstzündertreibstoff inzwischen genauso teuer wie Superbenzin. Da stellt sich doch die Frage: Lohnt sich der Kauf eines Dieselfahrzeugs überhaupt noch?

Klaus Justen

Diesel hatten in den letzten Jahren alle Trümpfe auf ihrer Seite: kräftige und durchzugsstarke Motoren für das Fahrvergnügen, niedriger Verbrauch und erheblich günstigere Preise an den Zapfsäulen für das Gefühl, wirtschaftlich vernünftig zu fahren.

Kostenvergleich: Benzin contra Diesel: Mit 3,3 Litern macht der Smart Fortwo das Rennen unter den Diesel-Sparmeistern.

Mit 3,3 Litern macht der Smart Fortwo das Rennen unter den Diesel-Sparmeistern.

(Foto: Foto: Smart)

Fast jeder zweite Neuwagenkäufer entschied sich noch im vergangenen Jahr für einen Diesel: 47,7 Prozent exakt betrug die Dieselquote, zehn Jahre zuvor lag sie bei knapp 15 Prozent.

Einen gewaltigen Vorteil haben Dieselfahrzeuge eingebüßt: Mit Preisen von 1,50 Euro und mehr für einen Liter ist der Selbstzündertreibstoff inzwischen genauso teuer wie Superbenzin. Trotz eines Steuervorteils von rund 21 Cent je Liter, den Diesel im Vergleich zu Superbenzin hat, ist nicht damit zu rechnen, dass der Preis wieder sinkt, prognostiziert Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Gelsenkirchen. Die große Nachfrage, angeheizt durch die USA und Asien, werde auch in Zukunft bestehen, Raffineriekapazität für schwefelarmen Dieselkraftstoff sei aber nicht kurzfristig aufzubauen.

Autokäufer, die sich heute nach einem neuen Fahrzeug umschauen, finden in allen Fahrzeugklassen Benziner, die es beim Verbrauch fast mit den Dieselmodellen aufnehmen können. Der BMW 318i, immerhin 143 PS stark, führt in der Mittelklasse mit 5,9 Liter Durchschnittsverbrauch - damit hätte er noch vor drei Jahren in Reichweite des entsprechenden Diesel-Modells 318d mit 5,7 Liter gelegen, der heutige 318d hat sich aber inzwischen auf 4,7 Liter verbessert.

In barer Münze

Welten zwischen Benziner und Diesel sind das aber nicht mehr, und die höheren Aufwendungen für Motorentechnik und Abgasreinigung beim Diesel schlagen mit einem üppigen Mehrpreis bei der Anschaffung zu Buche - der will hereingefahren werden.

Kostenvergleich: Benzin contra Diesel: Der Citroën C1 HDi 55 liegt auch bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometer immer noch bei Kilometerkosten von 19,2 Cent, während der vergleichbare Benziner C1 1.0 nur 19,1 Cent kostet.

Der Citroën C1 HDi 55 liegt auch bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometer immer noch bei Kilometerkosten von 19,2 Cent, während der vergleichbare Benziner C1 1.0 nur 19,1 Cent kostet.

(Foto: Foto: Citroën)

Diesel-Interessenten müssen also mit spitzerem Bleistift rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt auch der ADAC in einer aktuellen Untersuchung: War im vergangenen Jahr noch knapp jedes zweite Dieselmodell schon nach 10.000 Kilometern Jahresfahrleistung günstiger als das Benziner-Pendant, ist diese Quote nun auf 39 Prozent gefallen. Vielfahrer müssen sich aber nach wie vor keine Sorgen machen: In 89 Prozent aller Modellpaare ist der Diesel nach 20.000 Jahreskilometer auf jeden Fall in den schwarzen Zahlen.

Je kleiner das Auto, desto geringer der Spareffekt

Je kleiner das Auto, desto später oder auch gar nicht rechnet sich der Diesel. Grund: Die Diesel-Modelle sind meist deutlich teurer, und vor allem sind die Benzinmotoren dieser Kleinwagen so sparsam, dass der Spareffekt des Diesels kaum zum Tragen kommt.

So liegt ein Citroën C1 HDi 55 auch bei einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometer immer noch bei Kilometerkosten von 19,2 Cent, während der vergleichbare Benziner C1 1.0 nur 19,1 Cent kostet. Je größer das Fahrzeug, umso durstiger als Benziner, desto eher erreicht der Diesel die Schwelle, an der sich die Mehrausgaben amortisieren.

In barer Münze

Wer selbst ausrechnen will, ob sich der Kauf der Dieselversion lohnt, muss einfach ein paar Zahlen zusammentragen und seine Kosten ermitteln.

Anschaffungskosten: Ermitteln Sie den Preis des jeweiligen Modells. Im Normalfall ist das Dieselmodell teurer als der Benziner. Allerdings berücksichtigen Sie für Ihren Vergleich nicht die komplette Preisdifferenz, denn wenn Sie das Auto wieder verkaufen, erzielen Sie beim einst teureren Diesel auch einen höheren Erlös. Als Faustregel bietet es sich an, zwölf Prozent der Preisdifferenz in die Kalkulation aufzunehmen. Kostet der Diesel 2000 Euro mehr, also 240 Euro.

Fixkosten pro Jahr: Was kosten Steuer und Versicherung? Im Normalfall ist der Diesel teurer - diese Differenz wird ihm in der Kalkulation belastet. Die Kfz-Steuer lässt sich im Internet zum Beispiel auf der Seite der Oberfinanzdirektion Niedersachsen (www.ofd.niedersachsen.de) berechnen, Versicherungstarife nennen Portale wie www.fss-online.de oder www.moneyworld.de.

Aktuellen Benzin- und Dieselpreis miteinrechnen

Betriebskosten pro 100 Kilometer: Nehmen Sie den Normverbrauch plus zehn Prozent Praxis-Aufschlag, multiplizieren Sie diesen Verbrauchswert mit dem aktuellen Benzin- und Dieselpreis. Ein schneller Weg, die Kosten für Wartung und Reparaturen zu ermitteln: auf den Posten für Treibstoff 30 Prozent aufschlagen. Bei diesem Punkt hat der Diesel die Nase vorn - alle 100 Kilometer fährt er einen Vorteil von mehreren Euro heraus.

Nun addieren Sie die ermittelten Werte bei Anschaffungs- und Fixkosten: Das ist die Summe, die der Diesel jedes Jahr teurer ist. Wenn man nun diesen Betrag durch den Vorteil, den der Diesel bei den Betriebskosten hat, teilt und mit 100 multipliziert, hat man die Jahresfahrleistung in Kilometer, ab der sich ein Diesel lohnt.

In barer Münze

Neidisch schauen viele Autofahrer unterdessen auf die Preisschilder an den Zapfsäulen für Autogas: Hier kostet der Liter weniger als 70 Cent. Lohnt sich der Umstieg? Wer viel fährt, für den lohnt sich die Nachrüstung einer Gasanlage. Als Faustregel lässt sich sagen, dass die Kosten von 2300 bis 3500 Euro zwischen 40 000 und 60 000 Kilometer wieder hereingefahren sind.

Berücksichtigen müssen Interessenten, dass großvolumige Motoren aufwendiger nachzurüsten sind. Das Tankstellennetz für den flüssigen Gastreibstoff (LPG: Liquified Petrol Gas) umfasst mehr als 3200 Tankstellen. Eine Liste der Umrüstbetriebe findet sich unter www.autogastanken.de. Prinzipiell müssen Autogasfahrer von einem Mehrverbrauch von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Benziner ausgehen.

Nicht verwechseln darf man LPG mit Erdgas, meist erkennbar am Kürzel CNG (Compressed Natural Gas). Nachrüstung spielt bei Erdgas fast keine Rolle, CNG-Autos werden überwiegend ab Werk angeboten - zu Mehrpreisen zwischen 2000 und 4000 Euro. Dafür bieten die regionalen Gasversorger meist 400 bis 900 Euro, in Einzelfällen bis zu 2500 Euro Zuschuss als Tankguthaben an. Eine Liste findet sich unter www.erdgas-fahren.de.

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