Kindersitze im Test:Deutsche Traditionsmarke fällt erstmals durch

Mit 64 km/h frontal gegen ein Hindernis oder ein Seitenaufprall mit Tempo 50: ADAC und Stiftung Warentest haben 16 Autokindersitze überprüft. Zehn schützen ihre Insassen bei Unfällen "sehr gut" und "gut". Fünf Modelle fielen im Test durch - zwei davon von einer teuren Traditionsmarke.

Von Sascha Gorhau

Die Stiftung Warentest und der ADAC haben auch 2013 wieder Kindersitze getestet. Insgesamt haben vier von 15 getesteten Sitzen das Urteil "mangelhaft" erhalten und bestehen den Test nicht. Elf Exemplare hingegen haben den Anforderungen der Prüfer genügt.

Bestes Produkt im Test ist der Cybex Juno 2-Fix mit einer sehr guten Beurteilung. Dieser hat einen Fangkörper und wird in der Klasse eins für Kinder bis zu vier Jahren angeboten. Da allerdings nicht jedes Kind einen Fangkörper akzeptiert, raten die Tester den Eltern, den Sitz vor dem Kauf unbedingt ausprobieren.

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ADAC und Stiftung Warentest haben Kindersitze getestet.

(Foto: dpa-tmn)

Böse Überraschung für Römer

Sechs Kindersitze erhalten die Bewertung "gut": Der Casualplay Q-Retraktor Fix und der Casualplay Q-Retraktor Fix & Support Leg (mit Stützfuß) für die Klasse zwei (bis zu vier Jahren) sowie der Römer Kidfix XP SICT, der Recaro Monza Nova 2, der Storchenmühle Solar und der Recaro Monza Nova 2 Seatfix, alle für die Klassen zwei und drei (bis zu zwölf Jahren).

Eine Überraschung erlebten die Tester bei der deutschen Traditionsmarke Römer: Gleich zweimal fallen Kindersitze von Römer beim aktuellen Test mit "mangelhaft" durch, das gab es noch nie. Ein Sitz versagt beim Frontaufprall, der andere hat viel zu hohe Schadstoffwerte. Die durchgefallenen Exemplare sind zudem in der gehobenen Preisklasse: Das Modell "Max-Fix" (Durchschnittsnote 5,5) kostet 390 Euro, der "Xtensafix" kostet 300 Euro - und erhält die Note 4,6.

Insgesamt erhalten vier von 15 getesteten Sitzen das Urteil "mangelhaft". Bei einem Sitz von Axkid reißt die Isofixverankerung, bei einem Sitz von Nania wird das Kind beim Seitenaufprall ungeschützt an die Autotür gedrückt. Das ist besonders alarmierend, weil Kinder sich gerade bei Seitenaufprallen häufig schwer verletzen.

Die Prüfer urteilen außerdem, dass im aktuellen Test auffallend viele schlechte Modelle vertreten seien. Beim Römer Xtensafix (von etwa ein bis zwölf Jahren) rutscht der Gurt beim Crashtest aus der Führung und schneidet in den Hals des Kindes ein, was ein hohes Verletzungsrisiko darstellen kann - dafür gab es die Beurteilung "mangelhaft".

Kindersitz Stiftung Warentest

Die Ergebnisse der Testkandidaten im Überblick.

(Foto: ADAC)

Experten raten: erst informieren, dann testen.

Auch der rückwärts gerichtete Römer Max-Fix (bis etwa vier Jahre), ein sogenannter Reboarder, erhält aufgrund seiner hohen Schadstoffbelastung das Urteil "mangelhaft". Durchgefallen sind auch die Babyschale Nania Baby Ride (bis etwa anderthalb Jahre) und der Axkid Kidzofix (von etwa einem bis sieben Jahren). Während die Babyschale beim Seitenaufprall versagt und das Kind bei einem Unfall ungeschützt an die Fahrzeugtüre geprallt wäre, reißt beim Axkid die Isofixverankerung im Frontcrash und der Sitz fliegt durch das Fahrzeug. Darüber hinaus ist dieser Sitz hoch belastet mit Schadstoffen.

Die Prüfer haben Kindersitze aus allen Gewichtsklassen in den Kriterien Sicherheit, Bedienung & Ergonomie, Schadstoffgehalt, Reinigung und Verarbeitung getestet.

Eltern sollten den Kindersitz im eigenen Auto testen

ADAC und Stiftung Warentest weisen Eltern darauf hin, dass Kinder bei jeder Fahrt im Sitz richtig gesichert sein müssen. Vor dem Kauf sollten sie sich Bedienung und Einbau ausführlich erklären lassen. Auch die Anweisungen der Bedienungsanleitung sollten genau befolgt werden.

Vor dem Kauf sollte der jeweilige Kindersitz im eigenen Fahrzeug ausprobiert werden. Denn nicht jedes Produkt passe optimal in jedes Auto. Die Tester raten: Der Kindersitz muss sich stabil befestigen lassen und Eltern müssen auf den richtigen Gurtverlauf achten.

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