Prämien der Kfz-Versicherungen:Senioren und junge Autofahrer zahlen künftig mehr

Nicht nur der Fahrzeugtyp, auch das Alter der Fahrer beeinflusst künftig, wie teuer eine Kfz-Versicherung ist. Knapp die Hälfte aller Autos wird deshalb neu eingestuft. Das könnte etliche Policen verteuern.

Andreas Jalsovec

Es ist der Hut auf der Heckablage, der einen stutzig macht. Oder der Wackeldackel hinten drin, und gleich daneben noch der gehäkelte Halter für die Klopapierrolle. Autofahrer, die so etwas im Wagen vor sich entdecken, fahren oft instinktiv etwas vorsichtiger. Denn die Gefahr ist groß, dass ein Fahrer, der sein Auto mit solchen Dingen ausstattet, gleich etwas Unfallträchtiges tut - zumal es sich meist um einen älteren Wagenlenker handelt.

Versicherung, Kfz-Versicherung, Police, Kasko

Aufsteiger und Absteiger: Bei diesen Modellen gibt es die größten Veränderungen.

(Foto: SZ-Grafik: Illona Burgarth)

Das ist natürlich nur ein Klischee. Aber eines mit Folgen: Fahrzeuge, die mit Vorliebe von etwas älteren Menschen durch die Straßen kutschiert werden, bekommen von den Versicherern eine vergleichsweise hohe Typklasse zugeteilt. Für diese Autotypen wird dann eine höhere Prämie in der Kfz-Versicherung fällig. Konkret abgefragt wird das Alter der Fahrer dabei aber bislang nicht. Für die Festlegung der Typklassen schauen sich die Versicherer vor allem die Unfall- und Schadenbilanzen der 22 000 Automodelle in Deutschland an. Je höher der Schaden bei einem Fahrzeugtyp, desto höher seine Typklasse - und desto teurer die Police.

Das Alter des Fahrers zählt ab sofort

Das bleibt auch künftig so. Ab dem kommenden Jahr jedoch fließt nun erstmals auch das Alter aller Versicherungsnehmer, die ein bestimmtes Automodell fahren, in die Berechnung der Typklassen ein. Dazu zählt insbesondere das Alter der jüngsten Fahrzeugnutzer. Sie gelten - ähnlich wie Senioren - als Risikogruppe.

Die neuen Typklassen stellte der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jetzt vor. Demnach rutscht etwa die Hälfte aller Fahrzeuge in eine neue Klasse. Für viele Fahrzeughalter könnte die Kfz-Versicherung daher vom kommenden Jahr an teurer werden - je nachdem, ob sich die Typklasse erhöht.

In der Haftpflichtversicherung etwa werden 47 Prozent aller Fahrzeuge neu eingestuft. Sechs von zehn Autos fallen dabei in eine höhere Typklasse, vier in eine niedrigere. In den allermeisten Fällen geht es dabei nur um eine Klasse rauf oder runter. Die Auswirkung auf die Beiträge sei in diesen Fällen überschaubar, heißt es beim GDV. Es gibt jedoch auch Fahrzeuge, die sich drei Klassen verbessern oder verschlechtern (Tabelle). "Das kann dann schon mehrere hundert Euro ausmachen", gibt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV) zu bedenken. In der Voll- und Teilkaskoversicherung sind die Sprünge bei einigen Modellen noch größer. Im Extremfall kann der Beitrag sogar bis zu 500 Euro steigen, hat das Internetportal Check24 ausgerechnet. Die Mehrheit der Pkw in der Kaskoversicherung fällt allerdings in eine tiefere Typklasse. Für Voll- und Teilkaskoversicherte besteht daher durchaus die Chance, dass ihre Versicherung etwas günstiger wird.

Der Versichertenverband kritisiert das neue System

Dennoch kritisierte der Bund der Versicherten (BdV) das neue System. Es bestrafe all jene, die einen bestimmten Fahrzeugtyp fahren, aber nicht zu jener Gruppe gehören, die die Typklasse teuer macht. So legen etwa bei Modellen, die von vielen ganz jungen Fahrern bevorzugt werden, die Prämien eher zu. "Dadurch werden all diejenigen Autofahrer in Sippenhaft genommen, die bewusst keine jungen Fahranfänger ans Steuer lassen", meint Thorsten Rudnik. Der Verband der Versicherungswirtschaft glaubt dagegen, das System werde durch die Berücksichtigung des Alters gerechter. Schließlich fließe nun das Alter sämtlicher Versicherungsnehmer in die Berechnung ein.

Ob und wie stark die Prämien bei den Kfz-Versicherungen zum Jahresende steigen, hängt aber nicht nur von der Neueinteilung der Typklassen ab. "Das ist nur eines von vielen Merkmalen, die den Beitrag bestimmen", sagt Beate Bextermöller, Expertin für Kfz-Versicherungen bei der Stiftung Warentest. Wichtig ist darüber hinaus, wie hoch der Schadenaufwand bei einem Versicherer im laufenden Versicherungsjahr insgesamt war. Fällt er deutlich geringer aus als im Jahr zuvor, lässt das die Prämien sinken. Selbst bei einer höheren Typklasse ist daher nicht ausgemacht, dass die Versicherung teurer wird.

Ohnehin ist noch offen, wohin es zum Jahreswechsel bei den Prämien gehen wird. Im vergangenen Jahr hatten die Versicherer die Preise für die Policen zum Teil deutlich erhöht. Wegen des starken Wettbewerbs gebe es derzeit aber wenig Spielraum bei den Prämien, heißt es beim GDV. "Da wird sich nicht so wahnsinnig viel tun", meint ein Sprecher. Wenn aber doch, so hört man in der Branche, dürfte es erneut eher teurer als billiger werden.

Wem der bisherige Versicherer zu teuer ist, der kann in den allermeisten Fällen zum 1. Januar wechseln. Er muss dazu den alten Vertrag zum 30.November kündigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: