Kfz-Versicherung:Senioren müssen deutlich mehr zahlen

Ältere Verkehrsteilnehmer sind öfter in Unfälle verwickelt. Darauf haben die Autoversicherer reagiert: Wer alt ist, zahlt deutlich mehr für die Kfz-Police. Unfälle werden für Senioren künftig richtig teuer. Dann kommt zum Rabattverlust auch noch der Alterszuschlag.

Uwe Schmidt-Kasparek

Kfz-Typklassen

Aufsteiger und Absteiger: Bei diesen Modellen gibt es die größten Veränderungen.

(Foto: SZ)

Am Ende war es Glück im Unglück: Ungebremst fuhr eine Frau Anfang September in Wuppertal auf einen Gehweg und verletzte 12 Menschen, teilweise lebensgefährlich. Die 80-Jährige hatte die Gewalt über ihr Auto verloren. Gestorben ist dabei glücklicherweise niemand.

Leider kein Einzelfall: "Nach unseren Berechnungen ist das Risiko, einen Unfall mit Toten und Verletzten zu verschulden, bei den über 75-Jährigen höher als bei den jungen Fahrern zwischen 18 und 24 Jahren", warnt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer in Berlin. Die Senioren seien vor allem in Abbiege- und Kreuzungsunfälle verwickelt.

Einflussfaktoren: Fahrzeug, Wohnort und Nutzung

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Ältere Autofahrer haben ein höheres Schadensrisiko. Darum werden die Alten von den Autoversicherern kräftig zur Kasse geben

(Foto: SZ-Grafik)

Für dieses höhere Risiko werden die Alten von den Autoversicherern kräftig zur Kasse geben. Das zeigt obenstehende Tabelle. Für den gleichen Schutz zahlt demnach ein 60-Jähriger bei der Badischen Allgemeinen 515 Euro pro Jahr. Für einen 85-Jährigen kostet es mit 1050 Euro mehr als das Doppelte. Auch andere Versicherer verlangen deutliche Seniorenzuschläge. Deren Höhe kann der einzelne Versicherer selbst bestimmen. Sie schwankt dabei stark nach Fahrzeug, Wohnort und Nutzung. So kassiert die Allianz für einen in Hamburg zugelassenen Mercedes 200 D von einem 85-Jährigen im Vergleich zum einem 60-Jährigen mehr als die 2,5-fache Prämie. Bei der Axa liegt der Zuschlag in der Regel zwischen 43 und 47 Prozent. Marktführer HUK-Coburg gibt sich mit rund 38 Prozent fast schon bescheiden.

Gegen den Vorwurf, sie würden Senioren abkassieren, wehren sich die Versicherer jedoch mit Händen und Füßen. "Einen speziellen Zuschlag für Senioren gibt es bei uns nicht", behauptet Christian Weishuber. Gleichzeitig bestätigt der Allianzsprecher aber, dass "das Alter der Versicherungsnehmer und der Fahrer einen Einfluss auf die zu entrichtende Prämie hat". Die Axa betont, dass es keinen festen prozentualen Zuschlag für Senioren gibt, weil mit einem "multivariaten Tarif" gearbeitet werde - mehrere Faktoren bestimmen also die Kosten. Vollkommen verschlossen hält sich HDI-Gerling: Den Einfluss des Alters auf die Prämie nennt der Versicherer "Interna unseres Hauses". Bei LVM aus Münster heißt es ebenfalls, es würde kein Seniorenzuschlag erhoben. Man folge aber einer Empfehlung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Unfälle werden für Senioren künftig richtig teuer

Der weist darauf hin, dass ältere Fahrer in der Regel ohnehin vergleichsweise geringe Beiträge zahlen - schon allein, weil bei der Prämienhöhe ihre Erfahrung hinterm Lenkrad berücksichtigt wird. "Senioren profitieren weiterhin, soweit sie schadenfrei geblieben sind, von einer sehr guten Einstufung in eine Schadenfreiheitsrabattklasse", betont Sprecherin Katrin Rüter de Escobar. Teilweise zahlten sie nur 20 Prozent der Grundprämie. Dennoch dürfte der Senioren-Zuschlag der Versicherer dem alten Streit um regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfungen neue Nahrung geben. Denn Unfälle werden für Senioren künftig richtig teuer. Dann kommt zum Rabattverlust auch noch der Alterszuschlag.

Bei zwei Schäden in einem Jahr kostet dann etwa die Vollkasko-Versicherung für einen VW Golf bei der Allianz über 1900 Euro jährlich. So könnte sich der Seniorenzuschlag in der Autoversicherung als Fahrverbot durch die Hintertür entpuppen - weil die Police für viele unbezahlbar wird. Abhilfe schaffen Vergleiche. Noch immer gibt es Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern von bis zu 70 Prozent. Oder man steigt aus der Vollkaskoversicherung aus, wenn der Wagen nicht mehr so viel wert ist, weil er schon mehrere Jahre auf dem Buckel hat. "Bei der Teilkaskoversicherung bekommen Senioren oft einen Bonus", sagt Ivana Höltring vom Marktbeobachter Nafi aus Höxter. Hintergrund: Der nicht genutzte Wagen steht meistens wohlbehütet in der Garage.

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