Kamera im Auto:Eine gute Dashcam muss nicht teuer sein

Kamera im Auto: Die Garmin Dash Cam 55 bietet eine Vielzahl von Zusatzoptionen.

Die Garmin Dash Cam 55 bietet eine Vielzahl von Zusatzoptionen.

(Foto: Garmin)

Günstige Modelle kosten nur 30 Euro - doch bei der Bedienung gibt es einiges zu beachten. Denn Dashcams dürfen nicht immer eingesetzt werden.

Von Felix Reek

Autofahrer, die entgegen der Fahrtrichtung in Einbahnstraßen fahren, rechts überholen, zu dicht auffahren oder nach einem Parkrempler fliehen: Jeder kennt Situationen wie diese im Straßenverkehr. Eindeutig beweisen lassen sie sich nachher in den seltensten Fällen. Aus diesen Gründen wurden sogenannte Dashcams in den letzten Jahren immer beliebter. Montiert an der Windschutzscheibe zeichnen sie das Verkehrsgeschehen vor ihnen auf. Viele Autofahrer glauben, im Falle eines Unfalls damit beweisen zu können, dass sie unschuldig beziehungsweise im Recht sind. Doch die Verwendung des Materials ist umstritten. Aus Datenschutzgründen durften die Aufnahmen bisher nicht benutzt werden. Zeichnen doch die meisten der Kameras permanent alles auf - darunter auch die Nummernschilder der anderen Verkehrsteilnehmer.

Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom Dienstag ändert das - zumindest in Ausnahmefällen. Der BGH erkannte das Videomaterial von einem der an einem Unfall Beteiligten als Beweismittel an.

Autofahrer sollten sich aber nicht zu früh freuen: Das Urteil erlaubt zwar die Benutzung der Dashcams, ein Freibrief für das Filmen ist es aber nicht. Eine eindeutige Regelung fehlt weiterhin. Grundsätzlich bleibt das durchgängige Aufzeichnen des Verkehrs verboten. Kündigt sich aber ein Unfall an, darf für einen kurzen Moment mitgeschnitten werden. Zum Beispiel indem der Fahrer diese Funktion manuell auslöst. Aus Sicherheitsgründen sollte er das allerdings dem Beifahrer überlassen. In einer Gefahrensituation gehören die Hände ans Steuer.

Das "G-System" nimmt automatisch auf

Stattdessen empfiehlt sich die neueste Generation von Dashcams, die mit Sensoren ausgestattet sind, die ungewöhnliche Bewegungen erfassen. Dieses sogenannte "G-System" reagiert zum Beispiel auf starke Beschleunigungen oder Vollbremsungen und startet automatisch eine kurze Aufnahme. Für beide Varianten gilt: Egal ob die Dashcam manuell bedient werden muss oder automatisch aufzeichnet, die Daten müssen in regelmäßigen Abständen gelöscht werden.

Wer trotzdem eine Dashcam kaufen will, sollte auf einige Dinge achten. Von Vorteil ist zum Beispiel ein integriertes GPS-Modul. So lassen sich die Fahrtroute und die Geschwindigkeit speichern, was bei der Klärung eines Unfalls helfen kann. Vor Gericht sind sie als Beweismittel aber wahrscheinlich ungeeignet. Kaum eine der aktuellen Dashcams wurde staatlich geeicht.

Hohe Auflösung, breiter Blickwinkel

In Preis und Ausstattung variieren die Modelle stark. Einfache Dashcams gibt es bereits ab 30 Euro, Geräte mit besserer Ausstattung können 250 Euro und mehr kosten. Sie verfügen oft über eine zweite Kamera, die auch das Geschehen hinter dem Auto aufzeichnet.

Zu empfehlen ist ein möglichst weiter Blickwinkel der Dashcam. 120 Grad sollten es mindestens sein, besser sind 170 Grad. Eine Auflösung in HD oder Full HD sorgt dafür, dass auf dem Filmmaterial auch Details wie Nummernschilder gut zu erkennen sind. Zudem bieten viele Kameras noch weitere Zusatzfunktionen.

Viele Funktionen neben dem Filmen des Verkehrs

Eines der günstigsten Einsteigermodelle ist das Navgear MDV-2850 für etwa 80 Euro. Wichtig, damit sie auch legal betrieben werden darf: Sie zeichnet nur kurze Abschnitte von maximal drei Minuten auf und speichert sie auf einer micro SD-Karte. Der Nachtmodus ist überdurchschnittlich gut und der Unfallrekorder startet in Gefahrensituationen automatisch die Aufnahme. Ein Bewegungssensor dokumentiert Zwischenfälle, wenn das Auto parkt. Das funktioniert aber nur begrenzt, da der Notfallakku des Navgears maximal 20 Minuten überdauert.

Wesentlich besser funktioniert das bei der Garmin Dash Cam 55 für etwa 180 Euro. Sie lässt sich mit der Stromversorgung des Autos verbinden und überwacht das Fahrzeug, wenn es abgestellt ist. Allerdings nur, wenn sich ein Auto von vorne im Sichtfeld der Kamera nähert. Außerdem ist das nötige Kabel nicht im Lieferumfang enthalten. Dafür bietet die Dashcam eine Reihe von Funktionen, die sonst beim Kauf eines Neuwagens ziemlich teuer werden können. Der Kollisionswarner zeigt an, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer zu schnell nähert, der Spurhalteassistent, wenn das Auto die Fahrbahnbegrenzungen überschreitet. Per Sprachsteuerung lässt sich die Kamera auch ohne Hände steuern und über die App von Garmin können die Videos per Wlan aufs Smartphone übertragen werden.

Aber Achtung: Die Dash Cam 55 zeichnet zwar nur Abschnitte von maximal einer Minute auf, dies jedoch ohne Unterbrechung. Die Kamera nimmt immer ab Fahrtbeginn auf und löscht das Material erst, wenn der Speicher voll ist. Wer sie juristisch einwandfrei einsetzen will, muss die Videosequenzen also regelmäßig manuell löschen.

Eine zweite Kamera filmt hinten mit

Eine Vielzahl der Funktionen bietet auch die Blackvue DR750S-2CH: GPS, G-Sensor, Wlan, Sprachsteuerung, Parküberwachung und sogar eine eigene Auswertungssoftware für Windows oder Mac OS. Die App von Blackvue informiert den Besitzer sogar per Smartphone permanent über den Zustand seines Autos. Parkt das Fahrzeug und wird von einem anderen touchiert, ertönt ein Warnsignal.

Der größte Vorteil dieser Dashcam ist aber die zweite Kamera, die das Verkehrsgeschehen hinten dokumentiert. Das hat allerdings seinen Preis: Mit etwa 390 Euro ist die DR750S-2CH eine der teuersten Dashcams auf dem Markt.

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