Jaguar XF:Die Schrumpfung des Selbstzünders

Jaguar besinnt sich auf die Bedürfnisse des Marktes und schiebt für den XF einen kleinen und effizienten Diesel nach.

Michael Specht

Vor acht Jahren fiel konservativen Jaguar-Fahrern noch die Pfeife aus dem Mund, wenn sie das Wort Diesel nur hörten. Heute wissen auch die letzten Traditionalisten unter ihnen, dass ihre geliebte Car Company mit der Raubkatze im Logo ohne den Selbstzünder längst auf die Liste der untergegangenen britischen Autobauer zu setzen wäre. Der Diesel hat dem Unternehmen das Überleben gesichert.

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Leicht überarbeitet: Jaguar XF

Am deutlichsten dokumentiert dies der XF, Jaguars kleinste und volumenstärkste Baureihe. In Europa entscheiden sich mehr als 80 Prozent der XF-Kunden für einen Dieselmotor. Die Businesslimousine ist seit 2008 auf dem Markt und fährt im Premiumsegment hauptsächlich gegen die etablierte deutsche Konkurrenz, namentlich Mercedes E-Klasse, Audi A6 und Fünfer-BMW.

Diese aber haben im Zuge der Downsizingstrategie inzwischen allesamt kleine und sparsame Vierzylinder-Dieselaggregate unter der Haube, während Jaguar im XF ausschließlich einen Dreiliter-Sechszylinder anbietet. Viele Dienstwagen-Aspiranten und Fuhrpark-Manager müssen daher notgedrungen einen Bogen um die britische Marke machen, weil entweder der Preis oder der CO2-Ausstoß zu hoch ist.

So entschied man sich in der Firmenzentrale in Gaydon, zusammen mit einer gründlichen Modellpflege (Facelift) den XF ebenfalls mit einem Vierzylinder-Selbstzünder anzubieten. Eine aufwendige Neukonstruktion brauchte man dabei nicht, denn bei der Schwester Land Rover fand sich eine gute Basis. Im Freelander und vom Herbst an auch im Range Rover Evoque arbeiten bereits ein effizienter 2,2-Liter-Diesel mit immerhin 190 PS und 450Newtonmeter Drehmoment.

Vergangene Woche stellte Jaguar auf der New York Auto Show die aufgefrischte Version des XF vor, die im September zu den Händlern kommen soll. Die SZ erhielt schon jetzt Gelegenheit, den Wagen während einer kurzen Ausfahrt rund um das Jaguar-Entwicklungszentrum in Witley kennenzulernen.

Hierbei hinterließ der Vierzylinder einen guten Eindruck. Ein Gefühl von zu wenig Leistung kommt nicht auf. Schon von 1500 U/min an nimmt der 2,2-Liter nachdrücklich Gas an. Auch die Laufruhe ist ohne Tadel. Die Entwickler haben sich den Selbstzünder - er stammt ursprünglich aus einem Joint Venture mit Ford und dem französischen PSA-Konzern - besonders in dieser Disziplin nochmals gründlich zur Brust genommen.

Vier Zylinder, acht Gänge

Die Geschmeidigkeit der britischen Katze fördert zudem die erstmals verwendete Achtgangautomatik von ZF. Das Hightech-Getriebe wechselt die Gänge intelligent und fast unmerklich und verfügt darüber hinaus über eine Software, die den Einsatz eines Start-Stopp-Systems ermöglicht (BMW verbaut das gleiche Getriebe schon in seiner Fünfer-Baureihe).

Die Motoren-Ingenieure von Jaguar wählten jedoch eine andere Abstimmung. So reicht es im XF schon, den Fuß nur ganz leicht von der Bremse zu lupfen, um den Motor zu starten, ohne jedoch den Wagen schon rollen zu lassen. Von Vorteil ist dies zum Beispiel, wenn sich der Fahrer aus einer Seitenstraße heraus zügig in den fließenden Verkehr einordnen möchte.

Doch trotz aller Bemühungen um Kraftstoffeinsparung, auf die Pole Position fährt Jaguar mit dem neuen XF 2.2 Diesel nicht. 5,4 Liter pro 100 Kilometer gibt das Werk an. Die genannten deutschen Konkurrenten liegen - zumindest auf dem Papier - etwa acht Prozent darunter. Locken können die Briten allerdings mit einem attraktiven Einstiegspreis. Er soll mit 44.000 Euro beginnen und läge damit um 6000 Euro tiefer als für den Sechszylinder-Diesel.

Erkennen wird man den neuen XF vor allem an seinen schärfer profilierten Scheinwerfern, die der Limousine ein sportlicheres Gesicht geben. Die nach oben hin halbkreisförmigen Ausformungen - ein Relikt des Vorgängers S-Type - sind fort. Geändert wurden zudem Motorhaube, Kotflügel, Grill (etwas quadratischer) und die gesamte Frontschürze.

Hinten spendierte Designchef Ian Callum neu gezeichnete LED-Rückleuchten, die das Heck breiter und flacher wirken lassen. Mit dem kleinen Diesel will Jaguar die Verkaufszahlen des XF erheblich steigern.

"Wir erwarten einen Anteil von 49 Prozent", sagt Markenchef Adrian Hallmark. Und um noch besser gegen Audi und Co. dazustehen, wird die XF-Baureihe nächstes Jahr um einen eleganten Kombi erweitert.

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