Süddeutsche Zeitung

Jaguar XF 3.0d S:Die kaum gezähmte Raubkatze

Retro verschwand, der große Aufschrei blieb aus - Jaguar kehrte in die Erfolgsspur zurück. Auch, weil die Raubtierseele der Modelle erhalten blieb.

Retro verschwand, der große Aufschrei blieb aus - Jaguar kehrte in die Erfolgsspur zurück. Auch, weil die Raubtierseele der Modelle erhalten blieb. Noch der unmittelbare Vorgänger S-Type verkörperte die gute, alte Jaguar-Tradition: mit barocken Karosserieformen und einem Innenraum, der seinem dunklen Leder und dem schwerem Holz britische Club-Atmosphäre verströmte.

Als aber der XF als viertürige Limousine vor rund zwei Jahren präsentiert wurde, kam das einer Revolution gleich - Jaguar-Fans mussten aufgrund des drastischen Stilbruchs einen mittleren Schock verdauen. Der Neue gab sich unaufgeregt, musste bald spöttische Lexus-Vergleiche über sich ergehen lassen und polarisiert bie heute.

Selbst das alte Jaguar-Logo musste dran glauben - den neuen XF ziert ein reliefartiger und stark stilisierter Jaguar-Kopf.

Manche meinen, dass er und fast eine Spur zu unauffällig und geduckt dasteht.

Aber wehe, wenn er losgelassen: Dann warten 600 Nm darauf, die Kurbelwelle malträtieren zu dürfen.

Das aber geschieht mit einer Souveränität, das nicht nur ein britisches Fahrerherz vor Freude hüpft.

Beim Einsteigen fällt die Ruhe der Gestaltung auf, der elegante, bestens aufgeräumte Innenraum wahrt die Dezenz. Sehr britisch, diese Haltung.

Das ist er, der Drehknopf für die Getriebewahl ("Drive Selcector"), der erste nach dem Start aus seiner Versenkunf auftaucht.

Einer der ganz wenigen Kritikpunkte: Wer die Armlehne der Rücksitzbank nach unter klappt, dem gähnen zwei obszön offene Getränkehalter entgegen. Da gibt's wahrlich schönere Lösungen.

Wer immer einen XF fährt, betritt eine andere Welt. Und der versteht auch sofort, das Oberklasse-Limousinen nicht immer von Audi, Mercedes oder BMW kommen müssen. Mit dem neuen XF ist Jaguar auf Anhieb in der Moderne angekommen - kühl und mit viel Understatement. Und das ist doch irgendwie immer noch sehr britisch.

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