Internet im Auto:Hotspot auf Rädern

Chrysler bietet in den USA den drahtlosen Internetzugriff im Auto an. Alle Passagiere sollen mit Laptop, iPhone oder anderen Geräten gleichzeitig surfen können. Bei uns spielt BMW den Vorreiter.

Von Sebastian Viehmann

2007 gab es in Deutschland 13.000 WLAN-Hotspots - Plätze im Café, am Flughafen oder auf einem Messegelände also, an denen man sich mit seinem Computer auch ohne UMTS-Karte drahtlos ins Internet einklinken kann. Auf 100.000 Einwohner kamen damit 16 Hotspots, rechnet der Branchenverband Bitkom vor. Und die Zahl der WLAN-Stationen steigt weiter rasant.

Internet im Auto: Internet im BMW: Die Webseiten werden auf dem Monitor in der Mittelkonsole angezeigt. Um kleine Texte besser lesen zu können, lässt sich der Bildschirmausschnitt um den Faktor 1,5 oder 2 vergrößern.

Internet im BMW: Die Webseiten werden auf dem Monitor in der Mittelkonsole angezeigt. Um kleine Texte besser lesen zu können, lässt sich der Bildschirmausschnitt um den Faktor 1,5 oder 2 vergrößern.

(Foto: Foto: BMW)

Dennoch liegt Deutschland bei der Liebe zum drahtlosen Surfen nur im Mittelfeld: In der Schweiz, in Frankreich oder den USA zum Beispiel gibt es deutlich mehr Hotspots pro Einwohner. In Großbritannien kamen schon 2007 laut Bitkom-Statistik 28 Spots auf 100.000 Einwohner. In den USA will der Chrysler-Konzern nun seine Autos zu rollenden WLAN-Hotspots machen.

In einem Umkreis von 30 Metern um das Fahrzeug sollen sich die Passagiere drahtlos ins World Wibe Web einklinken können - mit dem Laptop, dem iPhone, der Playstation oder sonstigen WLAN-fähigen Geräten. Damit könnte die ganze Familie auch beim Picknick im Grünen im Web einkaufen, die neuesten YouTube-Videos anschauen oder sich mit Online-Spiele verlustieren. Der Service "UConnect Web" soll es mit Mobilfunk- und WiFi-Technologie möglich machen und ab August als Uubehör für Chrysler-, Dodge- und Jeep-Modelle zu haben sein.

Chrysler USA verspricht in der Pressemitteilung einen "unbegrenzten und sicheren Internetzugriff im und um das Auto ohne Unterbrechungen." Das Router-Modul mit Antenne werde fest ins Fahrzeug eingebaut. Der Hersteller verspricht Übertragungsraten von 400-800 Kbps/sec. Damit wäre das System ähnlich schnell wie das Drahtlosnetzwerk zu Hause. Das System arbeite zudem mit mehreren Betriebssystemen zusammen - darunter Windows, Mac und Linux.

Hotspot auf Rädern

In den USA arbeitet Chrysler mit dem Internetanbieter Autonet Mobile zusammen. "Autofahrer können nun ihren Internet-Lebensstil auf ihr Fahrzeug ausweiten", glaubt der Autonet-Chef Sterling Pratz.

Die drahtlose Freiheit dürfte die Passagiere allerdings ziemlich teuer zu stehen kommen. Das Router-Modul soll laut Chrysler-Pressemitteilung für umgerechnet 284 Euro zu haben sein, dazu kommen noch die Einbaukosten beim Händler. Die monatliche Nutzungsgebühr veranschlagt Autonet Mobile mit umgerechnet 18 Euro.

In Deutschland will BMW Vorreiter beim Thema Internet im Auto sein. Statt der drahtlosen Freiheit gibt es allerdings ein System, das die Internetseiten auf dem Multifunktionsbildschirm in der Mittelkonsole anzeigt. BMW verspricht den uneingeschränkten Internetzugriff, der Download oder das Hochladen von Dateien sei aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Die Darstellung der Webseiten im Auto erfolgt nicht direkt aus dem Netz, sondern nimmt den Umweg über einen zentralen BMW-Server. Damit soll die Übertragung optimiert werden - Flash-Animationen zum Beispiel werden in animierte GIFs umgerechnet. Die Kosten des Systems wollen die Münchner noch bekannt geben.

BMW nutzt zur Übertragung die EDGE-Technik (Enhanced Data Rates for GSM Evolution). EDGE beschleunigt die Datenübertragung des Mobilfunkstandards GPRS und macht sie drei- bis viermal so schnell. Die Übertragung geht zwar nicht so flott wie mit UMTS, dafür ist EDGE aber zumindest in Deutschland flächendeckend verfügbar, während es bei UMTS noch viele weiße Flecken auf der Landkarte gibt.

Chrysler setzt in die WLAN-Aufrüstung große Hoffnungen. Amerikanische IT-Spezialisten sind allerdings skeptisch, dass das drahtlose Surfen im Auto ein Renner wird. Autokäufer liebten zwar drahtlose Freisprecheinrichtungen, sagt Doug Newcomb vom Wired Magazine. "Aber nichts deutet darauf hin, dass sie hinter dem Steuer auch surfen wollen", sagt Newcomb. "Der Internetzugriff im Auto steht auf der Prioritätenliste der Kunde ziemlich weit unten", zitiert auch das gewiß nicht Web-feindliche Wired Magazine den IT-Experten Thilo Koslowski vom Analystenhaus Gartner.

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