Süddeutsche Zeitung

ILA-Schau:Giganten der Lüfte

Flugakrobatik und modernste Technik: In Berlin steigt eine Luftfahrtschau der Superlative - bei der auch das größte Passagierflugzeug der Welt offiziell seine Deutschlandpremiere feiern wird.

Andreas Spaeth

Mehr als 201.500 Fachbesucher und Flugbegeisterte pilgerten vor zwei Jahren auf die Südseite des Flughafens Schönefeld südlich von Berlin, um auf der ILA-Luftfahrtschau insgesamt 331 Fluggeräte vom Ultra-Leichtflugzeug bis hin zum gigantischen Antonow-Transporter zu bestaunen.

Von Dienstag an wollen die Organisatoren der ILA 2006 sich noch einmal selbst übertreffen: Erstmals werden mehr als 1.000 Aussteller auf der ältesten Luftfahrtausstellung der Welt präsent sein, die 1909 erstmals in Frankfurt stattfand und jetzt zum achten Mal in Schönefeld ihre Pforten öffnet.

Größte ILA der Geschichte

Mit einer um zehn Prozent größeren, auf nunmehr 250.000 Quadratmeter gewachsenen Ausstellungsfläche wird es auch die größte ILA der 97-jährigen Geschichte sein.

Zwar wird die Zahl der ausgestellten Fluggeräte leicht abnehmen, doch das ist einfach zu erklären: Der Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, feiert in der kommenden Woche in Berlin offiziell seine Deutschland-Premiere und braucht auf der stets knappen Freifläche mit seinen fast 80 Meter Spannweite viel Platz.

Der A380 wird an allen drei Publikumstagen zusammen mit dem längsten Flugzeug der Welt, dem vierstrahligen A340-600, sowie dem kleinsten Airbus-Jet A318 gemeinsam auch in der Luft sein. "Es wird nicht einfach sein, bei so viel begeistertem Publikum den Riesen überhaupt zur Startbahn zu bugsieren", ahnt Airbus-Sprecher David Voskuhl.

Und Insider sind sicher: Der A380 wird in Berlin zumindest teilweise in Lufthansa-Farben zu sehen sein - schließlich hat die Kranich-Linie 15 Exemplare für Ende 2007 fest bestellt und Airbus schmückt sein Flaggschiff bei Airshows stets mit den Kundenfarben der Gesellschaft des Gastgeberlandes.

Fest steht: Allein durch die A380-Präsenz wird der Besucheransturm vor allem am letzten ILA-Wochenende höher ausfallen als in früheren Jahren. Denn neben der Airbus-Präsentation werden Schaulustige auch durch die spektakuläre Airshow mit historischen und modernen Fluggeräten aller Größen und Kategorien gelockt.

So wird Kunstflugweltmeister Klaus Schrodt in einer Xtreme 3000 ebenso akrobatisch am Himmel unterwegs sein wie die österreichische Stuntfrau Peggy Krainz auf der Tragfläche eines Stearman-Doppeldeckers bei 300 km/h; Spektakuläres versprechen auch die Flugdemonstrationen des weltweit modernsten Hubschraubers Tiger - bekannt aus dem James-Bond-Film "Golden Eye" - und die Starts des NH-90 von Eurocopter.

Putin in Berlin

Höhepunkt des Schaufliegens wird wie auf der ILA 2004 die Schweizer Kunstflugstaffel Patrouille de Suisse auf ihren sechs F-5-Jets sein. Die Organisatoren haben sich in diesem Jahr besser gewappnet: Mit dem neuen Eingang West steht ein vierter Zugang bereit, die Zahl der Kassen und Sicherheitskontrollen wurde verdoppelt und das Gelände unmittelbar am Flugfeld wurde in beiden Richtungen erweitert, um mehr Logenplätze zu schaffen.

Bei aller Publikumsbegeisterung ist die ILA inzwischen eine bedeutende Fachmesse geworden - "der wichtigste Branchentreff des Jahres auf dem europäischen Kontinent", wie es Jens Krüger vom gastgebenden Branchenverband BDLI umschreibt. Und erstmals unterstreicht das offizielle Partnerland Russland die Funktion der ILA als Ost-West-Drehscheibe; allein 1.500 Quadratmeter Hallenfläche sind von russischen Firmen belegt, auch Präsident Vladimir Putin wird in Berlin erwartet.

Russische Großflugzeuge zeigen ebenfalls deutlich Präsenz: Mit der Iljuschin IL-76TD-90VD wird die neueste, stark modernisierte Variante dieser vierstrahligen Cargomaschine ebenso vorgestellt wie die Beriev Be-200ES - das einzige strahlgetriebene Amphibienflugzeug der Welt, das sich bereits im Löscheinsatz bewährt hat. "Auch die Raumfahrt ist bei uns so stark wie auf keiner anderen Messe", erklärt Jens Krüger und beschreibt die ILA selbstbewusst als führende Raumfahrtmesse.

Gezeigt werden in diesem Jahr zum Beispiel die knapp fünf Meter hohe Original-Oberstufe der Ariane-5-Rakete und mehrere geostationäre Satelliten.

"Wichtigste Branchenmesse auch für Helikopter"

Weiterer Schwerpunkt ist das Heli-Center mit insgesamt 60 ausgestellten Hubschraubern - "auch für Helikopter sind wir die wichtigste Branchenmesse und zeigen mehr Exponate als die meisten Spezialmessen in diesem Segment", so Jens Krüger.

Mehrere Premieren sind auf der ILA im Bereich der Geschäftsreiseflugzeuge zu verzeichnen: Die führenden Hersteller Bombardier und Embraer zeigen mit der Challenger 850 beziehungsweise der Legacy 600 ihre neuesten Spitzenmodelle im Rahmen einer Deutschlandpremiere. Das bayerische Unternehmen Grob stellt als Weltpremiere seinen SPn Utility Jet vor - den ersten Businessjet aus deutscher Produktion in Kunststoffbauweise mit extrem lärmarmen und sparsamen Flugeigenschaften.

Flugschau mit ungewisser Zukunft

Ein sehr altes Fluggerät aus deutscher Produktion zeigt dagegen erneut Iren Dornier, Enkel des Flugpioniers Claude Dornier: Er begann mit dem von Experten der Außenstelle Oberschleißheim des Deutschen Museums München restaurierten Flugboot Do-24 ATT aus den vierziger Jahren auf der ILA 2004 eine Welttournee zugunsten von Unicef und feiert nun in diesem Jahr den erfolgreichen Abschluss dieser Mammuttournee.

Bei allen Superlativen der diesjährigen Flugschau allerdings ist ihre längerfristige Zukunft in der Hauptstadt unklar, da in Berlin-Schönefeld demnächst der Bau des Großflughafens BBI beginnen soll. So wird zurzeit noch über neue Konzepte verhandelt: "Wir möchten die ILA in Berlin lassen, aber es muss weiterhin eine Flugschau unter menschenwürdigen Bedingungen sein und bei Regen kein Woodstock werden", formuliert BDLI-Sprecher Krüger die Forderungen.

Die ILA ist vom 16. bis 18. Mai ausschließlich für Fachbesucher geöffnet (Tageskarte 40 Euro, Dauerkarte 100 Euro), vom 19. bis 21. Mai dann für das breite Publikum (Eintritt 16 Euro), jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 13. /14. 5. 2006
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