ILA Berlin: DLR:"Hilfsarbeiter" fürs All

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert eine ganze Flotte von Forschungsflugzeugen - und "SpaceJustin", ein Hightech-Wesen für Arbeitseinsätze im Orbit.

S. Kilimann

Zu den Stars am Stand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt dürfte in diesem Jahr eine Maschine namens Dassault Falcon 20E gehören. Das Flugzeug ist zwar längst keine Weltneuheit mehr, rückte aber jüngst als "Asche-Jäger" mit Aufklärungsflügen im Luftraum über Europa ins Blickfeld der Flugverkehrsexperten.

Das fliegende Labor für Umwelt- und Klimaforschung kann höher aufsteigen als die meisten Verkehrsflugzeuge und ermöglich zum Beispiel Messungen in der Nähe von Gewittern. Die Gipfelhöhe der Falcon reicht aus, um in mittleren Breiten die untere Stratosphäre zu erreichen. Vor dem Einsatz in Sachen Aschewolke wurde die Maschine in den vergangenen Jahren vor allem zur Beobachtung der schwindenden Ozonschicht eingesetzt.

Eine Neuheit präsentieren die DLR-Experten mit der Antares DLR-Hs, dem weltweit ersten pilotengesteuerten Flugzeug mit Brennstoffzellenantrieb. Die innovative Technologie, mit der auch die Automobilindustrie experimentiert, macht Start, Flug und Landung völlig CO2-frei.

In neuem Dress zeigt sich das größte Mitglied aus der DLR-Forschungsflotte, der Airbus A320-232 ATRA - was für Advanced Technology Research Aircraft, zu deutsch für hochentwickeltes Forschungsflugzeug steht. Der Airbus bietet ein breites Nutzungsspektrum von der reinen Grundlagenforschung bis hin zu Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Europäischen Luftfahrtindustrie.

Leichtbau, alternative Antriebe - alles ist Thema

Ebenfalls in Berlin zu Gast : HALO, das neue deutsche Forschungsflugzeug für die Atmosphärenwissenschaft und die Erdbeobachtung. Die Kombination aus Reichweite bis 8000 Kilometer, maximaler Flughöhe, Nutzlastaufnahme bis 3000 Kilogramm machen den umgerüstetem Business-Jet des Typs Gulfstream G550 zu einem weltweit einzigartigen fliegenden Labor.

Alle Regionen der Erde von Nord- und Südpol bis zum Äquator - und sogar die abgelegenen Regionen des Pazifiks können mit HALO erreicht werden. Zudem kann HALO auch Messungen in der forschungsrelevanten Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre durchführen.

In der ILA-Halle 9 zeigt das DLR ein breites Portfolio seiner Forschungsaktivitäten. Seit Jahren arbeiten die DLR-Experten an alternativen Treibstoffen. Ein erster kommerzieller Linienflug mit einer 50-prozentigen Beimischung des synthetischen Gas to Liquid (GtL) Treibstoffs zum üblichen Kerosin fand bereits 2009 in Zusammenarbeit mit Shell, Rolls Royce plc und Qatar Airways statt. Auf der Berliner Luftfahrtschau zeigt das Luftfahrtzentrum jetzt einen Demonstrationsbrenner, der das Brennverhalten unterschiedlicher alternativer Treibstoffe, die in der Luftfahrt von morgen zum Einsatz kommen könnten, verdeutlichen soll.

Ein anderes großes Thema, dem sich die DLR-Forscher widmen, ist die Kohlefaserverbund-Bauweise. Gemeinsam mit Partnern aus dem Flugzeugbau hat die Forschungseinrichtung einen Vorflügel aus dem neuen Werkstoff entwickelt. Diese Vorderkanten des Flügels sind besonderen Belastungen ausgesetzt, müssen Vogelschlag standhalten und dürfen nicht vereisen.

Ein Serviceroboter fürs All

Die Bruchgefahr bei dem gefürchteten Vogelschlag konnte durch den Einsatz von kohlenfaserverstärktem Poly-Ether-Ether-Keton deutlich reduziert werden. Das Material ist elastischer als andere Kunststoffe und zudem recht leicht. Der Kohlefaserverbund-Flügel wiegt etwa 20 Prozent weniger als das konventionell hergestellte Pendant. Um das lästige Problem der Vereisung in den Griff zu kriegen, haben die Kooperationspartner für die Tragfläche auch noch ein elektro-thermisches Heizelement entwickelt, das ebenfalls auf der ILA vorgestellt wird.

Das Leistungsspektrum des Luftfahrtzentrums reicht aber noch viel weiter. Als Schlüsseltechnologie der Raumfahrt sehen die DLR-Wissenschaftler ihren Roboter "SpaceJustin". Als humanoider Serviceroboter kann Justin - von der Erde aus gesteuert - auch im Orbit agieren. Mit seinen beiden Fünf-Finger-Händen führt er menschenähnliche Bewegungen aus. Der Operator kommandiert die Bewegung der Arme, Finger und des Kopfes durch eine haptische Mensch-System-Schnittstelle. Im Gegenzug gibt die dem steuernden Menschen Informationen zum aktuellem Kraft- und Bewegungseinsatz des Roboters.

Durch SpaceJustins "Augenpaar" kann dieser sich selbst ein dreidimensionales Bild seiner Umgebung machen und seinem Operator übermitteln, was er gerade "sieht". Dem Menschen auf der Erde kommt es durch die Teamarbeit mit SpaceJustin so vor, als sei er selbst an der Weltall-Einsatzstelle "präsent" - Telepräsenztechnologie nennen die Forscher das. SpaceJustin wird ihrer Ansicht nach bald in der Lage sein, komplexe Reparaturaufgaben im All durchzuführen und Astronauten bei risikoreichen Arbeiten zu entlasten.

Erstmals stellt das DLR auch ein Modell des Weltraumteleskops AsteroidFinder/SSB vor. Dessen Aufgabe ist es, das Wissen über Anzahl, Größe und Bahnverlauf

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