(SZ vom 02.05.2001) Die SUV-Lawine, die in den USA losgetreten wurde, ist inzwischen auch über Europa hereingebrochen. Die jüngsten Mitstreiter auf dem Markt der Kombis, die ihren Pkw-Charakter hinter einer rustikalen Fassade verstecken und deshalb der Gruppe der sportlichen Mehrzweckfahrzeuge (Sports Utility Vehicles) zugeordnet werden, heißen Mazda Tribute, Ford Maverick und Hyundai Santa Fe. Sie weisen beträchtliche Gemeinsamkeiten auf: Sowohl bei der amerikanisch- japanischen als auch bei der koreanischen Interpretation der SUV-Idee kann der Käufer zwischen Allrad- und Frontantrieb wählen und findet ein separat zu öffnendes Heckfenster vor.
Beim Grundkonzept herrscht gleichfalls Einigkeit, wenngleich Hyundai statt des Kürzels SUV lieber den Begriff Sportsroader verwendet. Dieser Fahrzeugtyp soll vor allem auf der Straße eine gute Figur machen. Deshalb ist der Santa Fe, genau wie seine Konkurrenten, mit Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie ausgestattet - zwei Konstruktionsmerkmale, die Pkw-Fahrern vertraut, echten Geländefahrern hingegen ein Gräuel sind.
Hyundai muss das nicht kümmern: Dass ein SUV-Käufer seinen Wagen stundenlang über Stock und Stein jagt, ist äußerst unwahrscheinlich. Gelegentliche Fahrwerkserprobungen auf holprigen Feldwegen steckt der Santa Fe dank 19 Zentimeter Bodenfreiheit problemlos weg. Selbst schwierigeren Aufgaben ist er gewachsen - zumindest dann, wenn er mit dem von Steyr-Daimler-Puch entwickelten Allradantrieb ausgerüstet ist. Dann verteilt eine Viscokupplung am Mittendifferenzial die Kräfte variabel zwischen Vorder- und Hinterachse.
Bei normalen Witterungsbedingungen und mit Asphalt unter den Rädern werden 60Prozent der Kräfte an die Vorderachse geleitet. Dabei reagiert die stämmige Allradversion kaum anders als der Fronttriebler oder ein beliebiger Pkw. Auch die Geräuschentwicklung und der Fahrkomfort bewegen sich auf diesem Niveau - zweifellos angenehme Begleiterscheinungen des SUV-Konzepts. Passanten erschließt es sich allerdings nicht: Nicht zuletzt wegen seiner mächtigen Stoßfänger werden sie den Santa Fe für einen Offroader halten.
Ganz falsch ist dieser Eindruck übrigens nicht - zumindest dann nicht, wenn man den Einsatz als Zugfahrzeug als wichtigste Aufgabe eines Geländewagens ansieht. Der Santa Fe mit Vierradantrieb füllt diese Rolle vortrefflich aus; an zwölfprozentigen Steigungen dürfen ihm - je nach Motorisierung - 1650 oder 2380Kilogramm gebremste Anhängelast zugemutet werden. Außerdem sind zwischen 531 und 662Kilogramm Zuladung erlaubt. Stattlich ist allerdings auch das Leergewicht. Hyundai zu Folge liegt es bei der 4WD-Versionen je nach Ausstattung zwischen 1643 und 1763Kilogramm, doch schon die 1553 bis 1634 Kilogramm des Fronttrieblers deuten an, dass die Reduzierung der Massen nicht oberstes Entwicklungsziel war. An der Grund- und Sicherheitsausstattung kann das relativ hohe Gewicht nicht liegen; sie ist zwar üppig, doch nicht außergewöhnlich. Im 4,5Meter langen und 1,85Meter breiten Neuling, der ohne Dachreling 1,66Meter hoch ist, finden sich ABS, Front- und Seitenairbags, elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel und eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung.
Hervorzuheben ist das stattliche Kofferraumvolumen von 469Liter. Obendrein gibt es viele kleine Ablagen und diverse Möglichkeiten, das Fassungsvermögen des Ladeabteils zu variieren. Die 60:40 teilbaren Rücksitzlehnen sind nicht nur umklappbar, sondern auch neigungsverstellbar.
Als Antrieb hält Hyundai einen 2,4-Liter-Vierzylindermotor mit 107 kW (146PS) und einen 2,7-Liter-V6 mit 127kW (173PS) bereit. Beide Benzinmotoren verfügen über vier Ventile pro Zylinder und erfüllen die D4- Abgasnorm. Als Durchschnittsverbrauch wurden 9,8 und 11,4Liter Benzin je 100Kilometer ermittelt. Weil diese Werte im Verkehrsalltag leicht zu überbieten sind, folgt demnächst ein 2,0-Liter-Turbodiesel mit Common-Rail- Direkteinspritzung.
Mit Frontantrieb und 2,4-Liter-Benziner ist der Santa Fe für 36163 Mark zu haben. Sind an Stelle von Pneus der Dimension 215/70R15 vier Räder des Formats 225/70R16 montiert und werden die Luftströme an Bord klimatisiert, kostet dasselbe Modell 43987 Mark. 50050 Mark sind für die V6-Version zu zahlen, bei der die serienmäßige Fünfgangschaltung einer Vierstufen-Automatik Platz gemacht hat.
Von Gerlinde Fröhlich-Merz