Eins gleich vorweg: Die Neuauflage des Hyundai-Bestsellers i20 ist wieder ein sehr gelungenes Auto geworden. Viel Platz, gute Komfortqualitäten, mehr als ausreichende Fahrleistungen, rundum überzeugende Qualitätsanmutung. So sehen Kleinwagen der aktuellen Mode aus.
Der offizielle Gattungsbegriff ist allerdings auch hier der buchstäbliche Witz auf Rädern. Der Hyundai i20 ist gemessen an den Längen- und Breitengraden (4,03 Meter und 1,73 Meter) ein erwachsenes Automobil, das die Reiseplanung für vier ebensolche Menschen samt 350 Liter Gepäck als realistische Option offeriert. Und auch die weiteren technischen Daten belegen, dass der kompakte Koreaner kein Kleinwägelchen, sondern ein gut im Futter stehender Kraftwagen ist. In der magersten Ausstattung wiegt er nämlich knapp 1,1 Tonnen. Und der schwächste für den Maschinenraum eingeteilte Otto leistet immerhin 75 PS (außerdem im Angebot: zwei Benziner mit 84 und 100 PS und zwei Diesel mit 75 und 90 PS). Das ist vielleicht nicht viel, aber es ist viel mehr, als für die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen benötigt wird.
Ein überzeugender Kompromiss - und deshalb so beliebt
Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses Produkt koreanischen Unternehmertums - entwickelt wurde der i20 in Deutschland, gebaut wird er im türkischen Werk Ismet - ist genauso wenig ein Kleinwagen wie ein Pudel ein Hamster ist. Was uns direkt zu den nächsten Fragen führt: Welcher Mensch braucht eigentlich einen Pudel? Und wäre so ein kleiner Pelzgeselle im Käfig nicht das viel praktischere Haustier? Und überhaupt: Welcher Kern steckt eigentlich in einem solchen Klon aus dem Hamsterrad der Industrie? Einfache Antwort: Die Viermeter-Kompakten sind deshalb so beliebt, weil sie einen überzeugenden Kompromiss verkörpern - wendig in der Stadt, aber auch jederzeit bereit zur großen Fahrt.
Weil sich gerade diese Fahrzeugklasse an Kunden richtet, die mit dem Euro rechnen müssen oder wollen, gilt die Aufmerksamkeit aber zunächst budgetären Überlegungen. Sorry, liebe Erbsen- und Scheinezähler und Schnäppchenjäger, Hyundai hat sein Billigheimer-Mäntelchen längst an der Garderobe der Automobilgeschichte abgegeben. Soll heißen: Der i20 ist nicht nur gut, er kostet auch eine hübsche Stange Geld. Beim Hersteller hören sie diese Vorhaltung zwar gar nicht so gerne - das Marketingmantra murmelt hier wie übrigens fast überall von den Produktfaktoren Qualität und Ausstattung -, aber der neutrale Beobachter kennt sich aus im Dickicht der Listen, der Preise und real verfügbaren Einkommen.
VW Passat Variant versus Hyundai i40cw:"Da scheppert nichts!"
Dank Youtube weiß die ganze Welt, dass sogar VW-Konzernchef Martin Winterkorn der Qualitätssprung von Hyundai aufgefallen ist. Der Kombi i40 cw ist Stellvertreter dieser neuen Generation. Kann er auch dem Platzhirsch Passat Variant gefährlich werden?
Verlockende Extras kosten Aufpreis
13 950 Euro lautet die Forderung für den i20 mit dem empfehlenswerten 84-PS-Benziner, wenn der Käufer eine Klimaanlage an Bord haben will. Dann muss der Wagen aber in der Farbe der Unschuld lackiert sein, denn jeder andere verfügbare Anstrich kostet 520 Euro Aufpreis. Weiß ist weiß Gott nicht die schlechteste Wahl, aber für Freunde des glänzenden Reifenträgers zum Beispiel ist das nur ein schwacher Trost: 16-Zoll-Leichtmetallräder kosten nämlich nicht nur weitere 600 Euro extra, sie verlangen zudem die Investition in die teurere Ausstattungslinie Trend (15 150 Euro). Wer darauf reinfällt, ist selber schuld, zumal der Fachmann weiß: 15-Zoll-Stahlräder sind einerseits ehrlich cool an einem Kompakten, und sie tragen zudem das Reifenformat 185/65 mit der höheren Schulter - das verbesserte den ohnehin guten Federungskomfort des i20 um eine weitere Nuance.
Der Preis ist also längst nicht mehr heiß bei Hyundai, auch wenn man sich im direkten Konkurrenzumfeld immer noch am unteren Rand bewegt. Wertvoller Bonuspunkt für Leute, die gerne auf Nummer sicher gehen: Auch der deutsche Hyundai aus der Türkei wird serienmäßig mit der markentypischen Garantie ausgeliefert - fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung.