Hyundai i30 N im Fahrbericht:Ein Hyundai, der den Herzschlag beschleunigt

Hyundai i30 N im Fahrbericht: Der Hyundai i30 N kostet mindestens 29 700 Euro. Die getestete Performance-Version ist 2500 Euro teurer.

Der Hyundai i30 N kostet mindestens 29 700 Euro. Die getestete Performance-Version ist 2500 Euro teurer.

(Foto: Hyundai Motor Europe)

Mit dem i30 N bietet Hyundai endlich einen Gegner für den Golf GTI an. Das Auto beweist, dass ein schneller Sportwagen auch Geld sparen kann.

Von Peter Fahrenholz

Wenn Markus Schrick, der Deutschland-Chef von Hyundai, über die Erfolge der koreanischen Marke spricht, hebt er gern die wachsenden Verkaufszahlen und die gestiegene Qualität hervor. Um zugleich zu beklagen, dass viele mit Hyundai noch immer nichts Rechtes anfangen können, vor allem nichts, was das Herz höherschlagen lässt. Um einer Automarke Emotionen einzuhauchen, reicht Marketing alleine, und sei es noch so geschickt, eben nicht aus. Es braucht dafür auch die richtigen Autos.

Und da sah es bei Hyundai bisher eher mau aus. Zwar hatten die Koreaner mit dem Veloster auch einen etwas pummeligen Sportwagen im Angebot, aber den kannte kaum einer und kaufte kaum jemand, weswegen er folgerichtig vor einem Jahr aus dem Programm flog. Doch nun könnte sich das ändern, denn Hyundai hat seit Oktober ein Auto am Start, das auf puren Fahrspaß setzt, ohne dabei die Grenzen preislicher Vernunft zu sprengen: den Hyundai i30 N.

Die Koreaner sind nicht die Ersten (und werden sicher auch nicht die Letzten sein), die mit dem i30 N auf ein Erfolgsrezept setzen, das Volkswagen mit dem Golf GTI allen anderen vorgemacht hat: aus einem Kompaktwagen ein Auto zu machen, das sich fährt wie ein Sportwagen, aber längst nicht so viel kostet wie ein Sportwagen. Auch wenn VW sein GTI-Konzept im Laufe der Jahre immer weiter verwässert (es gibt auch einen Polo GTI und jetzt auch einen Up GTI) und damit dem Golf ein Alleinstellungsmerkmal geraubt hat, bleibt der Golf GTI in diesem Segment das bislang unerreichte Vorbild für die Konkurrenz.

Doch mit dem i30 N bietet Hyundai der PS-affinen Hedonistengemeinde eine verlockende Alternative. Es gibt ihn als "normalen" i30 N mit 250 PS und als i 30 N Performance mit 275 PS. Die SZ hat die Performance-Variante getestet. Als Fazit lässt sich sagen: Die Arbeit an diesem Auto hat sich gelohnt. Und die war intensiv. Denn unter der Leitung von Albert Biermann, der zuvor Motorenentwickler bei der BMW M GmbH war, mithin also vom Aufpeppen von Trieb- und Fahrwerken eine Menge versteht, wurde der i30 N auf der Nürburgring-Nordschleife viele Runden lang getestet, gequält und perfektioniert, ehe er in Serie ging. Das "N" im Namen steht deshalb auch weniger für das Hyundai-Entwicklungszentrum in Namyang, sondern für den Nürburgring.

Imposanter Schub und jede Menge Technik

Angetrieben wird der Hyundai i30 N von einem 2,0 Liter-Benzindirekteinspritzer mit einem maximalen Drehmoment von 353 Newtonmeter, eine Overboost-Funktion erlaubt sogar kurzzeitig eine Steigerung des Drehmoments auf 378 Newtonmeter. Klar, dass mit diesen Leistungsdaten ein imposanter Schub verbunden ist. Von null auf 100 Kilometer pro Stunde dauert es 6,4 Sekunden, bei der Performance-Variante sogar nur 6,1 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 250 Kilometern pro Stunde.

Auch ansonsten haben die Hyundai-Entwickler alles getan, damit die Fahrer in jeder Kurve "ein Grinsen im Gesicht haben", wie sich Biermann im Pressetext zitieren lässt. Der i30 N hat ein Sportfahrwerk mit adaptiven Stoßdämpfern, eine Launch Control, die bei Beschleunigung aus dem Stand durchdrehende Räder verhindert, und ein präzises Sechsganggetriebe mit kurzen Schaltwegen. Außerdem gibt es eine Zwischengasfunktion, die den Gangwechsel beschleunigt und dabei zugleich ein sonores Röhren hören lässt. Weiß ja keiner, dass es von der Elektronik und nicht vom Fahrer erzeugt wird.

Mischung aus Sprotzen, Brabbeln, Bollern und Röhren

Der Performance-Variante wurde zudem eine elektronische Differentialsperre spendiert, die noch mehr Agilität in den Kurven erlaubt. Besonderes Augenmerk haben die Hyundai-Techniker dem Sound gewidmet. Normalerweise gelten ja möglichst leise Autos als Ziel der Ingenieure, aber Sportwagenfans stehen auf einen kernigen Sound. Und den bietet der i30 N: eine Mischung aus Sprotzen, Brabbeln, Bollern und Röhren, die auch weit teurere Sportkarossen nicht besser hinbekommen.

Das gilt vor allem für die Performance-Variante. Denn dort kann man über den Bordcomputer Motor, Fahrwerk und die Klappensteuerung der Auspuffanlage weiter anschärfen. Ist alles auf "Sport plus" gestellt, ist der Wagen von einem Komfortmodus zwar weit entfernt. Doch dafür liegt er wie ein Brett auf der Straße, nichts schaukelt oder wankt. Wer Kurven nicht als Angstmacher empfindet, sondern als Spaßfaktor, wird mit dem i30 N seine Freude haben. Daran ändert auch der Verbrauch nur wenig, der beim SZ-Testwagen bei 9,5 Liter auf 100 Kilometer lag und damit deutlich über den Werksangaben von 7,1 Litern im Schnitt.

So teuer wie ein GTI, aber voll ausgestattet

Die Preise beginnen bei 29 700 Euro für den normalen i30 N und 32 200 Euro für die Performance-Variante. Damit liegt Hyundai auf Golf-GTI-Niveau, doch im weiteren Preisduell zieht der VW schnell den Kürzeren. Denn während man beim i30 N Performance allenfalls noch ein Komfort- und ein Navigationspaket dazuordern muss, durchbricht der GTI mit unzähligen Sonderpaketen schnell die 40 000-Euro-Grenze.

Klar, einen Kompaktwagen mit 275 PS braucht im Alltag niemand. Aber wer gern flott unterwegs ist und auf Prestige verzichten kann, könnte sich auch eine ganz andere Frage stellen: Warum einen Premium-Sportwagen kaufen, der drei- bis viermal so teuer, weniger alltagstauglich und deutlich unbequemer ist, wenn man den gleichen Fahrspaß auch mit einem Kompaktsportler haben kann? Und der muss ja nicht in dem merkwürdigen Hellblau lackiert sein, mit dem Hyundai seine Testwagenflotte ausstattet. Laut Prospekt gibt es den i30 N glücklicherweise auch in den üblichen Farben.

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