Hybridauto im Test:Im Toyota Prius ist Autofahren ein Spritsparspiel

Das Hybridauto gleitet auch in seiner neuesten Version geradezu lautlos durch die Stadt. Doch sobald der Fahrer fest aufs Gaspedal tritt, wird es ungemütlich.

Test von Felix Reek

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Der neue Toyota Prius IV.

Quelle: dpa-tmn

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Die erste Frage beim Blick auf den neuen Toyota Prius ist: Warum? Obwohl Schönheit höchst subjektiv empfunden wird, dürften die meisten Betrachter den Japaner nie als ansehnliches Auto empfunden haben. Doch der Toyota Prius ist eines der wenigen Automobile, die es von Modellgeneration zu Modellgeneration schaffen, seltsamer auszusehen.

Vor 19 Jahren, als der Prius zum ersten Mal auf den Markt kam, sollte jeder auf den ersten Blick sehen, dass sich unter dem Blech eine neuartige und zukunftsweisende Technik befindet: der Hybridantrieb. Das funktionierte anfangs gut: Für ein paar Jahre tauschten sogar Hollywood-Stars wie Leonardo DiCaprio oder Arnold Schwarzenegger Sportwagen und SUV gegen den umweltfreundlichen Japaner. Dann wurde er vom Tesla Model S als angesagtestes Ökoauto abgelöst. Einfach so.

Toyota Prius

Quelle: Toyota

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Zwar verkaufte Toyota weltweit bisher mehr als 3,5 Millionen Exemplare des Hybriden, auf Deutschlands Straßen sieht man ihn trotzdem selten. Das liegt natürlich auch an der Optik, denn die hat neben der Ästhetik weitere Nachteile. Den Spoiler quer über die Heckscheibe gibt es seit der ersten Prius-Generation. Und er ist noch heute eines der größten Ärgernisse des Autos. Beim Blick in den Spiegel oder beim Einparken sieht man statt der Umgebung vor allem eines: den Spoiler. Er ist ein Manko, das Generationen überdauerte. Dabei wollte die neue Generation des Prius einiges besser machen.

Das Cockpit des Toyota Prius.

Quelle: Toyota

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Das zeigt sich vor allem im Innenraum. Der Prius ist geräumiger geworden. In den vorderen Reihen finden jetzt auch hochgewachsene Menschen bequem Platz. Auf den Rücksitzen heißt es wegen der abfallenden Dachlinie aber weiterhin: Kopf einziehen!

Der Innenraum des Toyota Prius.

Quelle: Toyota

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Neu ist auch die weiße Mittelkonsole, die wie eine Mischung aus einem iPhone und einer Nierenschale aus dem Krankenhaus aussieht. Was cool wirken soll, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Design-Totalausfall. Und zwar auch nach einigen Tagen noch.

Toyota Prius

Quelle: Toyota

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Entscheidend ist aber, wie sich der neue Prius fährt. Die vorangegangenen Generationen waren zwar sparsam, doch der Motor brummte beim geringsten Tritt auf das Gaspedal lautstark. Die gute Nachricht: Das hat sich gebessert. Die schlechte: Laut ist der Motor immer noch. Sobald der Prius auf eine Autobahn auffährt, ist es vorbei mit dem balancierten Zusammenspiel von Elektro- und Benzinmotor mit 72 und 98 PS.

Daran ändern auch die drei Fahrmodi "Eco", "Normal" und "Power" nichts. Der erste ist zum Spritsparen konzipiert. Der Toyota gleitet lautlos über die Autobahn. Allerdings nur, bis man beschleunigen will. Dann meldet sich der Benzinmotor lärmend zu Wort, als wäre er jetzt schon am Ende seiner Kräfte. In den anderen Fahrmodi ist es noch schlimmer. Jenseits von Tempo 120 heult der Prius wie ein verwundeter Samurai über die Autobahn.

Toyota Prius

Quelle: Toyota

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Ganz anders in der Stadt. Hier entfaltet der Prius seine Stärken und agiert angenehm ruhig und unaufgeregt. Bis Tempo 40 lässt sich der Toyota im "EV-Modus" rein elektrisch fahren, allerdings nut für wenige Sekunden. Bei schnelleren Geschwindigkeiten schaltet sich der Benzinmotor kaum hörbar dazu - so lange der Fuß das Gaspedal nur behutsam berührt.

Unzählige Anzeigen machen Vorschläge, wie der Fahrer und der Prius gemeinsam Sprit sparen können. Es gibt ein Eco-Protokoll, ein Display für den Energiefluss, einen Drive-Monitor und einen Bildschirm, der erklärt, wieviel man aktuell mit seiner Fahrweise spart. Gerade sind es 3,34 Euro auf den letzten 56 Kilometern. Im Vergleich zu was verrät die Anzeige aber nicht. Einem Diesel? Einem Benziner? Einem Porsche 911? Autofahren als Spritsparspiel.

Toyota Prius

Quelle: Toyota

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Doch nach ein paar Tagen im Prius gewöhnt man sich an diese spielerischen Erziehungsmaßnahmen. Und irgendwann macht es Klick. Dann begreift man, worum es beim Toyota geht. Den Prius fährt man nicht wie andere Modelle. Er ist kein Auto, bei dem es gilt, seinen bisherigen Fahrstil weiterhin auszuleben. Im Prius heißt es: entspannt fahren, vorausschauend. Kein hektisches Gas geben, Situationen vorher erkennen, gemächlich beschleunigen. So wie wir uns alle im Straßenverkehr verhalten sollten. Das belohnt der Prius mit einem Spritverbrauch von 4,5 Litern im Schnitt. In der Stadt.

Aber spätestens wenn es wieder auf die Autobahn geht, verflüchtigt sich die entspannenden Lautlosigkeit. Und der heulende Motor erinnert daran, dass die aktuelle Generation des Prius weit von davon entfernt ist, makellos zu sein.

Technische Daten Toyota Prius:

R4-Benzinmotor mit 1,8 Litern Hubraum (Leistung 72 kW / 98 PS) und permanent erregter Synchron-Elektromotor (Leistung 53 kW / 72 PS); Systemleistung Hybridantrieb: 90 kW / 122 PS; max. Drehmoment: 142 Nm bei 3600/min (Benzinmotor) und 163 Nm (Elektromotor); Leergewicht: 1450 - 1475 kg; Kofferraum: 501 - 1633 l; 0 - 100 km/h: 10,6 s; Vmax: 180 km/h; Testverbrauch: 4,5 l / 100 km (lt. Werk: 3,0 - 3,3; CO2-Ausstoß: 70 - 76 g/km); Euro 6; Grundpreis: 28 150 Euro.

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© Süddeutsche.de/harl/sks
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