Honda Transalp:Über alle Berge

Auch die neue Honda Transalp ist kein Temperamentsbündel, macht aber ihrer Handlichkeit wegen Spaß.

Ulf Böhringer

Als die Honda XL 600V mit dem Beinamen Transalp 1987 erstmals auf dem Pariser Salon auftauchte, galt sie als echte Überraschung - ein bescheidenes und mit 8300 D-Mark preiswertes Bike mit 55 PS starkem Zweizylindermotor und einer rahmenfesten Cockpitverkleidung.

Und die Reiseenduro wurde zum Erfolg: In den vergangenen 20 Jahren entschieden sich mehr als 170.000 Motorradfahrer für die Transalp. Im Jahr 2000 dann wurden aus den 600 Kubik etwas kräftigere 650 und nun hat sich die dritte Generation vorgestellt: 60 PS aus 680 Kubik.

Sie hat ihren Charakter beibehalten

Ihren grundsätzlichen, fast etwas demütigen Charakter hat sich auch die neue Transalp, die inzwischen 7690 Euro kostet, erhalten; denn das Plus an Motorkraft steht gegen das auf 219 Kilo gestiegene Leergewicht.

Die Ur-Version beschied sich noch mit 195 Kilo, hatte dafür aber auch nur eine einzige Scheibenbremse im Vorderrad und hinten eine Bremstrommel. Jetzt verzögern drei Scheiben im Verbundsystem und ABS, der Umwelt dient ein Kat.

Das V2-Aggregat hat nun vier Ventile im Zylinderkopf (früher waren es drei), jetzt zerstäubt eine Einspritzanlage das Benzin-Luft-Gemisch, bislang taten dies Vergaser. Verloren hat die Transalp das ehemals für sie typische 21-Zoll-Vorderrad; jetzt sind es 19 Zoll, was die Handlichkeit auf kurvenreichen Strecken verbessert.

Wieder zurückgekehrt ist Honda dagegen zur ursprünglichen Hinterradgröße 130/80-17; viele Jahre musste man mit einem zehn Millimeter schmaleren Pneu auskommen. Und einen Wechsel gibt es auch bei der Bereifung: Die Radialreifen sorgen für ein weitaus besseres Fahrverhalten als dies die einstigen Diagonalpneus jemals vermochten.

Nach wie vor aber ist die Transalp kein Ausbund an überschäumendem Temperament. Deutlich fünf Sekunden für den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h sind für ein Motorrad unserer Tage eher bescheiden, die Spitze von 173 km/h ist es auch.

Doch dafür kann man mit diesem Bike lustvoll Gas geben, ohne gleich den Führerscheinverlust zu provozieren. Denn das Triebwerk verfügt über ein bemerkenswert breites Leistungsspektrum zwischen knapp 2000 bis 8000 Touren, die Drehwilligkeit ist weitaus höher denn je.

So bleibt es auf kurvigen Strecken allein dem Spaß und dem fahrerischen Vermögen des Fahrers vorbehalten, beispielsweise einem schnell gefahrenen Porsche 911 oder Golf R32 Widerstand zu leisten - die Transalp jedenfalls hat es drauf. Denn das Fahrwerk ist ausgesprochen stabil, die Handlichkeit vergleichsweise vorbildlich. Die Fahrsicherheit ist tadellos, sieht man einmal davon ab, dass das Federbein unterschiedlichen Belastungen nicht angepasst werden kann und deshalb den Soziusbetrieb nur unvollkommen bewältigt. Bei Solofahrten dagegen ist, eine korrekte Dämpferjustierung an der Hinterhand vorausgesetzt, alles ohne Tadel.

Eine überzeugende Vorstellung gibt die neue Transalp auf dem Bremsen-Sektor: Das Kombinations-Bremssystem in Verbindung mit ABS vermittelt unter allen Umständen ein vorzügliches Sicherheitsgefühl - gleich, ob ein wenig erfahrener Pilot in die Eisen steigt oder ein versierter Motorradfahrer den spätestmöglichen Bremspunkt sucht. Gut versorgt werden auch jene, die mit der Transalp ihrem Beinamen folgend unterwegs sein wollen: Sowohl ein Gepäcksystem wie eine besser schützende, weil höhere Scheibe finden sich im Zubehörangebot.

Alles in allem stellt die Transalp ein vorzügliches Angebot von Honda dar, denn sie gibt sowohl in den Händen von Wenigfahrern wie von versierten Zweiradliebhabern eine prima Figur ab. Und: Dieses Motorrad macht jedem leicht, den Beinamen Transalp in die Realität umzusetzen - draufsetzen, abfahren und los über alle Berge.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: