Honda Shuttle / Ford Galaxy:Raumschiffe auf Erden

Galaktisches Raumgefühl und fast grenzenlose Variabilität

(SZ vom 10.02.1996) Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise . . . Die Zeiten von Kapitän Kirk und Mr. Spock sind vorbei, aber die oft lebensgefährlichen Abenteuer der neuen Crew sind nicht weniger faszinierend. Und nicht nur die Enterprise geistert über die Bildschirme, die SeaQuest zeigt das künftige Leben unter Wasser und Earth 2 läßt die Menschen Hoffnung schöpfen. Visionäre Bilder aus der Zukunft der Menschheit - was im Fernsehen gut ankommt, das kann woanders auch nicht ganz schlecht sein. Und so springt die Automobilindustrie auf den Zug der Zeit auf und gibt den neuen Modellen zukunftsweisende Namen.

Denn noch klappt es mit dem Beamen nicht so recht, und wer von A nach B will muß zwangsläufig auf andere Fortbewegungsmittel zurückgreifen, sei es auf den futuristisch anmutenden ICE oder auf ein Auto wie zum Beispiel den Ford Galaxy oder den Honda Shuttle. Beide sind Großraumlimousinen (Minivans auf Neudeutsch), und beide sehen wirklich so aus, als könnten die Enterprise-Crews damit auf irgendwelchen abgelegenen Planeten unserer Galaxis auf Entdeckungsreise gehen. Dabei erinnert der Honda von vorne eher an einen Turnschuh, während der Ford ein geradezu außerirdisches Grinsen auf der Kühlerhaube trägt.

Um die Gunst buhlen

Doch Spaß beiseite: Beide Hersteller haben wirklich überlegt und durchdachte Minivans ins Rennen um die Gunst der Großfamilie geschickt. Das Raumgefühl in beiden Gefährten ist - vor allem für Limousinen-Fahrer - wahrlich galaktisch. Der Kollege mit den drei Kindern hat beschlossen, auch in der Zukunft mit dem VW-Bus weiterzufahren, denn die Kofferraumfrage ist für ihn nicht eindeutig gelöst: Die weit nach vorne gezogene Nase mit dem Motorraum darunter nimmt in den neuen Vans nämlich den Platz weg, der im bewährten VW-Bus mit der platten Front hinten übrig bleibt.

Was die Innenausstattung angeht, kann man Interessenten nur raten, sich selbst einmal in beide Vans zu setzen. Sie sind beide elegant und übersichtlich gestaltet, der eine hat hier ein wenig mehr Schnickschnack, der andere dort. Der Honda kostet mit der üppigen Serienausstattung 40 550 Mark, der Preis des Ford mit der 2,0-Liter-Maschine liegt bei 51 480 Mark.

Für den Honda Shuttle 2,2i ES spricht unter anderem die Lösung für die Schaltung: Der Wählhebel des Automatikgetriebes wurde rechts neben dem Lenkrad angebracht, dadurch ist der Platz zwischen den beiden Vordersitzen ganz frei und man kann durchsteigen. Auch die Motorisierung des 1535 Kilogramm schweren Japaners überzeugt: Der kultivierte Vierzylinder aus der Accord-Baureihe mit 2,2 Litern Hubraum leistet 110 kW (150 PS), erreicht damit laut Werksangaben eine Höchstgeschwindigkeit von 183 Stundenkilometern, sorgt aber vor allem im Alltagsgebrauch für eine mehr als ausreichende Motorisierung. Auch die Drittelmixangabe von zehn Litern pro 100 Kilometer scheint durchaus realistisch. Weiter interessant ist bei dem Sechssitzer die Lösung für die hinteren Passagiere. Die Mitfahrer in der zweiten Reihe haben Einzelsitze mit Armlehnen. Als letzte Reihe dient eine Sitzbank, die sich komplett versenken läßt - sogar die Kopfstützen sind geschickt an der Seite verstaut.

Beim Ford Galaxy ist die Innenausstattung tatsächlich so, wie es die Werbespots im Fersehen versprechen: Ob fahrendes Büro (mit den umgeklappen Mittelsitzen als Tischen) oder Raumwunder für weitere Reisen und den Transport von sperrigen Sportgeräten - der Wagen ist sehr wandlungsfähig. Weniger überzeugt hat uns die Motorisierung unseres Fahrzeugs. Der 2,0 i DOHC wiegt samt Fahrer immerhin 1665 Kilogramm und dafür sind die 85 kW (115 PS) nicht allzu üppig. Den Drittelmixverbrauch gibt Ford mit 9,1 Litern an.

Beide Vans haben allerdings eins gemeinsam, sie sind überraschend handlich und eigentlich nicht länger als normale Limousinen (Honda 4,75 Meter; Ford 4,61 Meter). Ungewohnt ist nur die abfallende Schnauze, die beim Einparken zum Schätzen zwingt. Doch nach kurzer Eingewöhnungszeit erwiesen sich beide Autos auch im dichten Stadtverkehr als völlig problemlos im Handling.

Die Wahl fällt also schwer, vor allem, weil Ford noch zwei andere Motorisierungsvarianten anbietet, einen Turbodiesel (66 kW/90 PS) und einen 2,8i CD-V6- Motor mit 128 kW (174 PS). Aber nachdem Beamen auf der intergalaktischen Reise von Geretsried nach Garching noch nicht möglich ist, bleiben als zukunftsweisende Transporthilfen eben nur Shuttle oder Galaxy.

Von Petra Payer

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