Honda FCX Concept:So fährt sich Zukunft

Bieder war gestern. Hondas neues Brennstoffzellenauto sieht nicht nur gut aus. Bei Testfahrten in Schweden stellte der FCX Concept unter Beweis, dass man auch mit Chemielabor an Bord viel Fahrspaß haben kann.

Von Susanne Kilimann

Dutzende von Windmühlen lassen ihre langen weißen Flügel rotieren. Mit stetem, monotonem Schnurren. Auf Gotland gehören Windkraftanlagen zum Landschaftsbild - ebenso wie ausgedehnte Nadelwälder und blumengesprenkelte Wiesen - man bemüht sich um den schonenden Umgang mit Ressourcen. Nachhaltigkeit ist die Devise. Genau die richtige Location, um Europäern das neue Brennstoffzellenfahrzeug FCX Concept näher zu bringen, entschieden Hondas Marketing-Strategen und luden zu Testfahrten auf die saubere Schwedeninsel ein.

Honda FCX Concept

Hinter der eindruckvollen und futuristischen Fassade steckt eine ganze Menge Power.

(Foto: Foto: Pressinform)

Auf den großen internationalen Automobilshows hat Honda den FCX concept bereits vorgestellt. Eine coupéartige Limousine mit dynamisch-energischer Linienführung. Extrem kurz die Nase, der Radstand lang, markant das Heck. Geringer Bodenabstand, niedrige Gesamthöhe (1,44 Meter) und bullige Breite (1,87 Meter) - eine Kombination, die der sportlichen Optik noch einen aggressiven Touch verleiht. Innen gibt sich die Flunder behaglich. Helles, geräumiges Ambiente, cremefarbene Sitzbezüge, ein aufgeräumtes Armaturenbrett mit nur wenigen sichtbaren Bedienelementen.

Autos mit emissionslosem Antrieb hatte man sich bis dahin anders vorzustellen. Das Bordkraftwerk - die riesige Box mit den Brennstoffzellen - und das Antriebselement brauchten enorm viel Platz. Da musste man in punkto Design gewisse Abstriche machen. Anders beim FCX Concept. Weil es Hondas Entwicklern gelungen ist, das Brennstoffzellenelement beinahe auf halbe Größe zu schrumpfen, konnten die Karosserie-Designer ebenfalls neue Wege gehen und der Brennstoffzellen-Limousine ein attraktives Outfit verpassen.

Dass hinter der eindruckvollen Fassade eine ganze Menge Power steckt, konnten die beiden FCX Konzeptfahrzeuge - derzeit noch die einzigen Exemplare ihrer Art - auf Gotlands Rennstrecke unter Beweis stellen.

So fährt sich Zukunft

Ein wenig befremdlich dabei ist der Start mit der neuen Honda-Flunda. Zumindest für alle, die Rückmeldung vom Motor erwarten (und den Prius nicht kennen). Sobald der Wählhebel des stufenlosen Automatikgetriebes in Fahrposition steht, ist der Motor (genau genommen sind es drei Aggregate) dienstbereit - ohne einen wahrnehmbaren Ton von sich zu geben. Doch schon beim leichten Druck aufs Gaspedal zeigen sich die Aggregate erstaunlich leistungsfreudig.

Honda FCX Concept

Innen gibt sich die Flunder behaglich, aufgeräumt - und entsprechend modern.

(Foto: Foto: Pressinform)

Der FCX Concept kommt spielend auf Touren. Selbst im höheren Drehzahlbereich ist kein Schwächeln zu spüren - bis bei Tempo 160 abgeregelt wird. Bei flotter Kurvenfahrt liegt der flache Wagen souverän auf der Bahn. Das Handling ist unkompliziert, die Lenkung angenehm direkt und die Bremsen packen anstandslos zu. Begleitet wird die Fahrt vom leichten Pfeifton des Kompressors - ein Sound im Hochfrequenzbereich, der irgendwie nach Zukunft klingt.

Den Strom beziehen die Motoren aus dem kompakten Brennstoffzellenstack, der hier im breiten Mitteltunnel Platz gefunden hat. Die Box enthält Hunderte von Zellen, deren Oberfläche eine chemische Reaktion auslöst, wenn Wasserstoff und Sauerstoff durchfließen. Dabei werden die Gase umgewandelt - in Strom und Wasser.

Schwerkraft hilft beim Entwässern

Dieses Wasser machte dem Vorgängermodell noch ordentlich zu schaffen, erklärt Honda-Chefingenieur Sachito Fujimoto bei der Präsentation in Schweden. Es sammelte sich in den Zellen an - vor allem bei geringer Belastung und im Leerlauf, was zu Spannungsschwankungen führte.

Im neuen Brennstoffzellen-Konzept konnte die Entwässerung nun verbessert werden. Durch die neue Anordnung der Elemente fließt der Wasserstoff hier nicht mehr seitlich durch die Zelle, sondern von oben nach unten. Damit hilft auch die Schwerkraft beim Entwässerungs-Prozess. In der Praxis heißt das vor allem eines: Das Auto lässt sich besser fahren. Vor allem bei frostigen Temperaturen.

So fährt sich Zukunft

Neu ist auch der Lithium-Ionen-Akku, der den Ultrakondensator des Vorgängermodells ersetzt und als Zwischenspeicher für die an Bord erzeugte Energie fungiert. Hondas Ingenieure haben ihn unter die Rückbank des FCX Concepts gepackt.

Direkt dahinter sitzt der ebenfalls geschrumpfte Wasserstofftank. Der fasst exakt 171 Liter Wasserstoff - womit eine Tankfüllung jetzt für 570 Kilometer reicht. Der Vorgänger, der noch zwei voluminöse Tanks an Bord hat, schaffte mit Komplettfüllung gerade mal 440 Kilometer.

Ab 2008 wird es ernst für Hondas neuen FCX. Rund 80 bis 100 Tester in Japan und den USA werden ihn im Alltagseinsatz prüfen. Europa bleibt weiter in der Warteschleife. Das Tankstellennetz ist den Japanern noch viel zu mager. So werden wohl noch Jahre vergehen, bis die flotte Brennstoffzellen auch über deutsche Autobahnen rollen.

Serie erst ab 2020

Zu welchem Preis die emissionsfreien Autos eines Tages auf den Markt kommen werden, darüber schweigt man sich bei Honda noch aus. Doch soviel steht fest: Die Kosten werden sich erst durch Massenproduktion auf ein wettbewerbsfähiges Niveau senken lassen.

Als Starttermin für die erste Bennstoffzellen-Großserie hat Honda ohnehin erst das Jahr 2020 avisiert. Bis dahin müsste sich auch im Preisgefüge an der Tankstelle noch einiges verschieben, damit die "Zelle" eine echte Chance hat. Derzeit müsste man für die Wasserstoffmenge, mit der FCX Concept 100 Kilometer weit kommt, noch knapp 70 Euro investieren.

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