Süddeutsche Zeitung

Honda Accord Coupé:Ohne Quotenregelung

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Ein großes Raumangebot für einen Preis von 38 640 Mark

(SZ vom 11.04.1992) Das Auto sieht aus wie die Limousine, verfügt über den Komfort einer Limousine und hat das Raumangebot einer Limousine - dennoch ist es ein Coupé: der jüngste Sproß in Hondas populärer Accord-Familie, das Accord Coupé. Die Ähnlichkeit ist in der Tat verblüffend. Einzig die Zahl der Türen macht beim direkten Vergleich auf Anhieb den Unterschied sichtbar. Wozu also der Aufwand? Die Erklärung ist simpel: Primär will Honda die älteren Semester bei der Stange halten, die sich bislang vorwiegend in der Prelude-Baureihe gut aufgehoben fühlten. Man fürchtet bei Honda, daß der neue Prelude nicht ganz dem Geschmack dieser konservativen Kunden entsprechen könnte. Zu deutlich ist er auf sportliche Jung-Dynamiker zugeschnitten.

Mit der Einführung des Coupés ist die Accord-Baureihe - zu der neben Limousine auch der Kombi Aero Deck gehört - nun komplett. Obendrein ergänzt der Zweitürer ideal das Coupé-Segment, in dem Honda ohnedies zu den größten Anbietern zählt. Inklusive Prelude, CRX und Legend Coupé verkaufte Honda seit 1979 immerhin 95 160 Fahrzeuge dieser Bauart. Natürlich hoffen die Japaner, den Coupé-Absatz durch das neue Accord- Modell nochmal steigern zu können.

Ein weiterer Grund, weshalb man sich für die Einführung des Coupés in Deutschland entschied, ist sicherlich dessen Herkunftsland. Wie der Aero Deck wird auch das Coupé im amerikanischen Marysville (Ohio) gebaut. Damit umschifft Honda ganz clever die sogenannte Quotenregelung, die es den Japanern erlaubt, nur eine bestimmte Anzahl von in Japan gefertigten Fahrzeugen nach Europa einzuführen. Nachdem die Stückzahlen reglementiert sind, bedienen sich die Nippon-Hersteller eines Tricks. Sie produzieren ihre Fahrzeuge außerhalb Japans, gelten somit als nicht japanisch und können beliebig verkauft werden.

Die Nummer fünf

1991 konnte Honda, die Nummer fünf unter den japanischen Importeuren in Deutschland, knapp 68 500 Neuzulassungen verzeichnen. Davon entfielen 15 000 auf die Modellreihe Accord - also inklusive Limousine und Aero Deck. Heuer sollen zusätzlich 1800 Accord Coupés in Deutschland an den Mann oder die Frau gebracht werden. Nun, am Preis wird dies kaum scheitern: 38 640 Mark hat Honda für das Coupé kalkuliert. Zum Vergleich: Das Audi Coupé schlägt mit etwa 41 000 Mark zu Buche - mit einer magereren Ausstattung. Bei Honda sind dagegen im Preis inbegriffen: ABS, Airbag auf der Fahrerseite, Servolenkung, elektrisch bedienbares Glasschiebedach, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber und vom Fahrersitz aus elektrisch verstellbare Außenspiegel. Als einziges Extra findet sich ein Automatik-Getriebe in der Aufpreisliste.

Das Platzangebot ist sehr geräumig - und das Reisen damit komfortabel. Untypisch für ein Coupé finden hier vier Personen von normaler Statur bequem Platz. Denn trotz geänderter Dachlinie und einer etwas kürzeren und flacheren Heckscheibe wurde die Kopffreiheit großzügig bemessen. Größer dimensioniert sind auch die beiden Türen. Dadurch gelingt es auch unsportlichen Naturen, ohne Verrenkungen einzusteigen. Obendrein präsentiert sich das Accord Coupé als überaus praktisch. Hier finden nicht nur vier Erwachsene für die sonntägliche Spazierfahrt Platz, der Kurztrip ließe sich sogar zum Wochenendausflug ausbauen. Der Kofferraum reicht mindestens für vier große Taschen. Umgerechnet ergibt dies 444 Liter nach VDA-Norm, nur sechs Liter weniger als in der Limousine. Wer mehr Platz benötigt, sollte sich auf einen Ausflug zu zweit einstimmen. Das vergrößert den Laderaum, denn beide Rückenlehnen sind umklappbar. Und es gibt noch eine typisch japanische Detaillösung: Der Umklappmechanismus läßt sich sogar abschließen. Damit ist der Zugang vom Innen- zum Kofferraum ausgeschlossen.

Abgesehen von der doch eher konservativen Optik ist am Accord Coupé nicht viel auszusetzen. Es fährt sich recht sportlich dank des 2,0-l-Motors, der 98 kW (133 PS) leistet, was immerhin für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h reicht. Durch das verbesserte Motordrehmoment läßt sich das Coupé sehr bequem fahren, ohne ständig das Fünfgang-Schaltgetriebe bedienen zu müssen. Sparsam ist es obendrein, im Drittelmix verbraucht es 8,6 Liter je 100 Kilometer.

Das Einparken entpuppt sich als ein Kinderspiel. Selbst engste Lücken lassen sich dank der Servolenkung, aber auch wegen der sehr guten Rundumsicht locker meistern. Das Coupé ist also ein wirklich praktisches Auto - und wird deshalb wahrscheinlich auch die Verkaufsziele erreichen.

Von Ina Reckziegel

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