Hollywoods Auto-König: Dennis McCarthy:Meister des Crashs

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Dennis McCarthy ist Hollywoods Auto-König: Wenn man cooles Blech für heiße Action braucht, ruft man ihn. Für den Film "Fast & Furious 5" hat er Hunderte Autos besorgt - und fast alle gecrasht.

Sebastian Viehmann

Am 28. April ist der fünfte Teil der "Fast & Furious"-Reihe in den Kinos angelaufen. Die Handlung wieder mal Nebensache - es geht allein um harte Männer, schöne Frauen und last but not least um Action auf vier Rädern. Trotzdem nahm der Film allein am Startwochenende in den USA 83,6 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein - das ist bisher für das Jahr 2011 der erfolgreichste Kinostart eines Films.

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Dennis McCarthy ist Hollywoods Auto-König: Wenn man cooles Blech und heiße Action braucht, ruft man ihn. Für den Film "Fast & Furious 5" hat er hunderte Autos besorgt - und fast alle gecrasht.

Der berühmte "Car Coordinator" Dennis McCarthy sorgt dafür, dass den Filmemachern nicht die Autos ausgehen. Er hat neben der "Fast & Furious"-Reihe auch den Film "The Green Hornet" ausgestattet und die Fahrzeuge für die Stunts vorbereitet. Und nicht immer lieben ihn die Fans klassischer Autos dafür.

sueddeutsche.de: Mr. McCarthy, wie viele Autos haben Sie als Kind im Sandkasten zerstört?

Dennis McCarthy: Unzählige, das kann ich Ihnen sagen!

sueddeutsche.de: Der neue "Fast & Furious"-Film ist schon der fünfte in der Reihe. Wie viele Autos gibt es diesmal?

McCarthy: Wir hatten 340 Fahrzeuge auf unserer Liste, insgesamt dürften im Film aber mehr als 500 Autos zu sehen sein. Am Ende der Dreharbeiten waren noch ungefähr 50 oder 60 Autos übrig.

sueddeutsche.de: Welcher Wagen war der teuerste?

McCarthy: Der Koenigsegg CCX Carbon Fibre Edition, er kostet mehr als zwei Millionen Dollar. Wir hatten auch einen Lexus LFA, der um die 500.000 Dollar kostet - ich weiß gar nicht, ob der schon auf dem Markt ist.

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sueddeutsche.de: Sie verwenden auch den Gurkha F5, einen Panzerwagen aus Kanada - war es schwer, an den heran zu kommen?

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McCarthy: Die Firma hatte nur einen Wagen verfügbar, den wir uns zum Glück gleich sichern konnten. Diesen Wagen haben wir gemietet, man hat für uns aber auch zwei leichtere Kopien des Wagens produziert. Sie sahen identisch aus, hatten aber ein anderes Chassis und nicht die komplette Panzerung.

sueddeutsche.de: In "Fast & Furious Five" gibt es zahlreiche Klassiker und Muscle Cars. Wo bekommen Sie die eigentlich her?

McCarthy: Im Lauf der Jahre habe ich mir ein großes Netzwerk aus Kontaktpersonen aufgebaut. Manche sind auf japanische Klassiker wie den Nissan Skyline spezialisiert, andere auf absolute Exoten. Manchmal kann es allerdings mehrere Wochen dauern, bis man bestimmte Autos aufgestöbert hat.

sueddeutsche.de: Viele der Autos hauchen ja auf der Leinwand ihr Leben aus. Bekommen Sie negative Reaktionen, zum Beispiel von Muscle-Car-Sammlern?

McCarthy: Ich bekomme in der Tat Hass-Mails, weil wir so viele Chargers gecrasht haben! Aber wir kaufen für diese Szenen natürlich keine perfekt restaurierten Autos im Originalzustand. Wir kaufen eher komplette Rostlauben, die ohnehin niemand mehr restaurieren würde. Und: Wir bauen sie für den Film so auf, wie wir sie brauchen. Ich glaube wenn die Sammler diese Autos sehen würden, wie sie vor den Filmaufnahmen aussahen, wären sie nicht mehr so sauer auf uns.

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sueddeutsche.de: Wie werden die alten Autos für den Film modifiziert?

McCarthy: Wir bauen sie von Grund auf neu zusammen. Sie bekommen neue Motoren und Getriebe, viele Teile kommen von Rennfahrzeugen. Die neuen 2011er Dodge Charger, die wir für den Film benutzt haben, kamen allerdings mehr oder weniger so aus dem Laden. An denen haben wir nicht mehr viel gemacht außer ein Sperrdifferenzial einzubauen und die Lenkung zu modifizieren. Wir hatten auch Ingenieure von Dodge dabei, die für uns die Motorsteuerung oder die Traktionskontrolle umprogrammiert haben.

sueddeutsche.de: Warum sind die Leute heute eigentlich noch so fasziniert von Muscle Cars - gerade in den USA, wo schon immer die strengsten Tempolimits galten?

McCarthy: Die Autos aus den späten 60er- und frühen 70er-Jahren markieren das Ende einer Ära. Auch heute gibt es wieder Dodge Charger und Challenger, aber die Leute vermissen wohl trotzdem die alten Zeiten.

sueddeutsche.de: Welche Szene war die schwierigste in diesem Film?

McCarthy: Das war die Actionszene mit einem Zug in Arizona. Wir hatten Temperaturen von mehr als 40 Grad, sind durch trockene Flussbetten gefahren. Da haben die Autos definitiv am meisten gelitten. In Südamerika hatten wir das Glück, dass uns die Behörden sehr unterstützt haben. Wir konnten zum Beispiel eine Szene auf dem Highway im echten Verkehr drehen.

sueddeutsche.de: Wie hoch ist der Anteil von digitalen Effekten im Film, und was ist noch handgemacht?

McCarthy: Die Stunt-Szenen sind zu 95 Prozent real. Jedesmal, wenn Sie ein Auto irgendwo hineinfahren oder sich überschlagen sehen, wurde das auch wirklich mit echten Autos gedreht. CGI-Effekte haben wir vor allem dazu benutzt, Hintergründe zu ändern oder bestimmte Charaktere digital in die Autos zu platzieren. Dass fast alle Stunts echt sind, unterscheidet uns auch von anderen Auto-Filmen wie zum Beispiel "Speed Racer".

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sueddeutsche.de: Haben auch Schauspieler ihre eigenen Stunts gemacht?

McCarthy: Wir haben ja verschiedene Drehteams - zum Beispiel First Unit und Second Unit - und die Schauspieler sind zu 99 Prozent bei der First Unit dabei, wo keine Actions-Szenen gedreht werden. Aber manchmal gibt es das schon. Vin Diesel zum Beispiel hat ein paar Auto-Stunts in Puerto Rico selbst gemacht, Paul Walker ebenfalls. Als fähiger und enthusiastischer Rennfahrer kann er das auch.

sueddeutsche.de: Es kommen im Film, abgesehen von einem Porsche, übrigens kaum deutsche Autos vor.

McCarthy: Wir hatten einige VW Touareg mit Dieselmotoren, die man ursprünglich für das Pikes Peak-Bergrennen gebaut hatte. Wir hätten eigentlich gerne einen Mercedes-Geländewagen gehabt, aber der hätte uns ungefähr das 2,5-fache gekostet. Wenn man von einem Fahrzeug 15 Stück kaufen muss, ist das natürlich eine Menge Geld.

sueddeutsche.de: Wenn Sie ein Auto aus der gesamten "Fast and the Furious"-Reihe behalten können, welches wäre das?

McCarthy: Mein Lieblingsauto ist der Chevrolet Monte Carlo aus der Eröffnungssequenz von "Tokio Drift". Natürlich sind auch die Chargers klasse, aber ich bin eher ein Chevy-Typ als ein Dodge-Typ.

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