Harley-Davidson-Museum:Gemeinde-Zentrum

An diesem Wochenende eröffnet Harley-Davidson, der weltweit älteste Motorradhersteller, in Milwaukee das neue Werksmusem.

Ulf Böhringer

"Es geht uns nicht alleine um das, was seit 105 Jahren hier entstanden ist. Es geht uns auch darum, das Lebensgefühl zu dokumentieren, das Harley-Fahrer in der ganzen Welt verbindet" - für Firmenpatriarch Willie G. Davidson ist das neue Werksmuseum, dass Harley-Davidson an diesem Wochenende am Firmensitz in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin eröffnet, so etwas wie das Herz der traditionsreichen Biker-Gemeinde.

Harley-Davidson-Museum: Das Harley-Davidson-Museum: 81.000 Quadratmeter groß, 75 Millionen Dollar teuer, Platz für über 500 Bikes

Das Harley-Davidson-Museum: 81.000 Quadratmeter groß, 75 Millionen Dollar teuer, Platz für über 500 Bikes

(Foto: Foto: Harley-Davidson)

1000 Besucher pro Tag werden erwartet - mindestens

Also scheute Harley-Davidson, der weltweit älteste Motorradhersteller, weder Kosten noch Mühen: 75 Millionen Dollar und jahrelange Vorbereitung waren nötig, um 170 Motorräder, tausende Dokumente, Plakate, Ausrüstungsgegenstände und persönliche Erinnerungsstücke in den Hallen zu arrangieren.

Wie eigentlich alles in Amerika, ist auch das Harley-Davidson-Museum etwas größer. Doch nicht alleine die Geländefläche von fast 81.000 Quadratmetern ist beeindruckend, auch ihre Gestaltung besticht. Auf dem nahe dem Stadtzentrum von Milwaukee gelegenen Areal erhebt sich ein in drei Blocks gegliederter zweistöckiger Museumsbau aus Stahl, Ziegeln und Glas. Zu der Anlage gehören auch weitere Gebäude, die Platz bieten für Archive - dort werden 370 Motorräder aufbewahrt -, und Zusatzausstellungen; hier finden sich auch ein Restaurant, ein Café und eine Eventfläche für Veranstaltungen mit bis zu 1000 Personen. Auf den orange eingefärbten Parkflächen haben bis zu 1000 Motorräder Platz.

Natürlich beginnt die Darstellung der 105-jährigen Firmengeschichte mit der berühmten Serial One, die 1903 in einer barackenähnlichen Garage in Milwaukee von den drei Davidson-Brüdern und William Harley gebaut worden war. Wie eine Ikone thront sie in einem Glaskasten, kann von allen Seiten betrachtet werden. Allerdings wohl kaum in Ruhe, denn: Der Andrang, so hofft Museumsdirektorin Stacey Schiesl, dürfte beträchtlich werden; tausend Besucher pro Tag gelten als Untergrenze der Erwartungen.

Gemeinde-Zentrum

Auf zwei Stockwerken erstrecken sich die ideenreich gestalteten Ausstellungsflächen, deren Exponate teils chronologisch, teils nach Themenschwerpunkten gegliedert sind. So findet sich ein Raum, in dem sämtliche je gebauten Motorentypen zu finden sind. Auf Knopfdruck entwickeln sie ihren individuellen Sound - ein Ohrenschmaus für viele Fans der Marke. Einige Schritte weiter findet sich die Motorsportgeschichte der Traditionsmarke, die schon 1916 zu Bahnrennen antrat. Und in die Zukunft weisen eindrucksvolle Beispiele aus dem firmeneigenen Entwicklungszentrum, in dem mittlerweile mehr als 500 Ingenieure arbeiten.

Bekanntlich bleibt ja kaum eine ausgelieferte Harley so, wie es der Serie entspricht. "Der individuelle Umbau der Bikes bringt uns zusammen mit dem Verkauf von Fahrerausstattung mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz", weiß Harley-Sprecher Bernhard Gneithing. Kein Wunder, dass auch eine Vielzahl extrem veränderter Harleys den Weg ins Museum gefunden hat.

Und dazu gehört nicht nur Captain America aus dem mythenbildenden Peter-Fonda-Film "Easy Rider", sondern auch sehenswerte, aber weithin unbekannte Maschinen: Zum Beispiel King Kong und The Rhinestone Harley - beides sind von Privatleuten in jahrelanger, besessener Arbeit aufgebaute Einzelstücke.

Mit King Kong baute der Amerikaner Felix Predko 1948 das längste Motorrad der Welt; es besitzt zwei Motoren, zwei Tanks und zwei Lenker, alles in einen einzigen Rahmen integriert. The Rhinestone Harley war 1973 als Neufahrzeug von Russ Townsend aus Northampton (Pennsylvania) gekauft und dann einige Jahre regulär gefahren worden; dann begann Russ, die Electra-Glide mit gläsernen Edelstein-Imitationen zu verzieren. Er investierte mehr als 3000 Dollar in die winzigen Glassteinchen, die von mehr als 200 Lämpchen illuminiert werden.

Gemeinde-Zentrum

Wie die Serial One hat auch die 1981 entstandene Heritage Edition FLH 80 einen Ehrenplatz. Es war die erste Maschine, die von Harley-Davidson nach der Ausgliederung aus dem AMF-Konzern baute. Dieses Bike steht auch für den Erfolg der Privatisierung, die seinerzeit 80 Millionen Dollar kostete: Der Börsenwert der Motor Company ist in den letzten 27 Jahren annähernd um das 170-fache gestiegen.

Dass man bei Harley weiß, wie sich viel Geld verdienen läßt, beweisen auch die Rivet genannten Metalldeckelchen, mit denen Harley-Fans ihre Zuneigung beweisen können. Für 250 Dollar kann man im Internet ein Rivet mit 7,5 Zentimeter Durchmesser kaufen, in das ein Text nach Wahl eingraviert wird; die größeren 15-Zentimeter-Rivets gibt es für 1500 Dollar. Diese Rivets werden auf einer stählernen Wand montiert, die Platz für tausende solcher Deckel bietet. Mehr als 400 solcher Liebesbeweise sind bereits weltweit verkauft worden.

Wer hofft, im Rahmen der 105-Jahr-Feier Ende August ins Museum zu kommen, hat sich getäuscht: Zugang finden nur jene, die bei der Ticket-Verlosung Glück haben. Denn für die halbe Million Harley-Fans, die am Jubiläumswochenende erwartet werden, ist einfach kein Platz - so groß ist das Museum nun auch wieder nicht.

Infos: www.h-dmuseum.com

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