Wobei: Individualismus und Oberklasse geht auch dann zusammen, wenn man zu einem deutschen Modell greift. Jedenfalls dann, wenn es sich um einen Audi V8 handelt. Audi, damals eine Marke im Aufschwung, griff damit 1988 die Mercedes S-Klasse und den 7er BMW direkt an. Wenn auch ehrlicherweise etwas halbherzig, schließlich war der Neuling lediglich ein leicht ummodellierter, luxuriöser ausstaffierter Audi 200, der wiederum ein leicht ummodellierter, luxuriöser ausstaffierter Audi 100 war. Markeninternes Alleinstellungsmerkmal war der V8-Motor, der aus 3,6 Litern Hubraum 250 PS schöpfte und nach vier Jahren durch ein 280 PS starkes 4,2-Liter-Pendant ergänzt wurde.
Es lag weniger an den Motoren, dass der V8 mit nur gut 20 000 verkauften Exemplaren in sechs Jahren ein Misserfolg wurde. Klar, die großvolumigen Triebwerke der S-Klasse und des 7ers waren durchzugsstärker, außerdem gab es den Münchner bereits mit V12-Motor, genau wie den Stuttgarter kurze Zeit später. Den Erfolg verhinderte eher das gesamte Look and Feel des V8, das zu viele potenzielle Kunden zu sehr an schnöde Mittelklasse erinnerte. Und das damalige Markenimage der vier Ringe, das noch nicht ganz mit dem des Sterns oder Propellers vergleichbar war. Das hat sich längst gewandelt, weshalb der V8 heute ein interessanter Kauf sein kann. Wer ein wenig Mut beweist, kann für etwa 10 000 Euro das souveräne Fahrgefühl eines Autos erleben, das Kenner schätzen und dem durchaus Wertsteigerungspotenzial innewohnt.