Goodwood Festival of Speed:Happy End mit 22,7 Millionen Euro

Mieses Wetter, gewöhnungsbedürftiges Essen und zweifelhafte Gastfreundlichkeit: Vergessen Sie alle negativen Vorurteile über Großbritannien. Die Insel zeigte sich anlässlich des riesigen Goodwood Festival of Speed von seiner besten Seite. Und ein Silberpfeil ist von jetzt an der teuerste Wagen, der je versteigert wurde.

Von Jürgen Wolff, Goodwood

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Goodwood Festival of Speed, Goodwood, Festival of Speed, Oldtimer

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Mieses Wetter, gewöhnungsbedürftiges Essen und zweifelhafte Gastfreundlichkeit: Vergessen Sie alle negativen Vorurteile über Großbritannien. Die Insel zeigte sich anlässlich des riesigen Goodwood Festival of Speed von seiner besten Seite. Und ein Silberpfeil brach alle Rekorde.

Britain at it's best: Ein wolkenlos blauer Himmel über West Sussex, Temperaturen um die 30 Grad, Fish 'n Chips und freundliche Stewards, die geduldig den Weg zu den diversen Marken-Zelten erklären. Und natürlich Autos, Bikes und Düsenjäger, alles, was viel PS hat und Krach macht. Die Briten haben nach wie vor ein eher lustbetontes Verhältnis zum Auto. Das mag zwar aus deutscher Sicht nicht gerade ökologisch korrekt sein - beschert dem Festival aber jedes Jahr neue Besucherrekorde. Rund eine halbe Million Zuschauer dürften sich am vergangenen Wochenende auf dem weitläufigen Gelände getummelt haben.

Gartenparty

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Seit 1993 findet das Festival of Speed, das eigentlich ein Festival of Speed and Sound ist, jeden Sommer in der Nähe von Chichester im Südosten von England statt. Ringsum eine Bilderbuchlandschaft mit sanften Hügeln, Wäldern und Hecken, mit rustikalen Gasthöfen und schiefen Häusern. Jeden Moment erwarten Fremde, dass ein Hobbit aus dem Schatten der Bäume tritt oder Harry Potter vorbei fliegt. Selbst die Manufaktur von Rolls-Royce, nur einen Steinwurf weit entfernt, ist perfekt in die grüne Landschaft eingefügt.

Gartenparty

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Als der motorsportbegeisterte junge Charles Gordon-Lennox, Earl of March and Kinrara das Festival vor zwanzig Jahren startete, bekam er gerade eine Handvoll Autos zusammen. "Alain Prost gewann seine vierte Weltmeisterschaft, Bill Clinton war gerade US-Präsident geworden und Google gab es noch nicht", erinnert sich der Earl. Seither ist das Goodwood Festival of Speed zu einer riesigen Freiluftparty gewachsen. Bei der An- und Abreise entstehen inzwischen Staus auf den schmalen und kurvigen Landstraßen, die kilometerweit ins Umland reichen.

Bergwertung

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In Goodwood geht es um das Automobil gemäß den Idealen von gestern, um Kraft und Geschwindigkeit. Entsprechend stehen rund ums Schloss des Earl of March auch die Ikonen dieser Lust. Peugeot etwa hat frisch aus dem US-Staat Colorado den 208 T16 mitgebracht, mit dem Rallyefahrer Sebastian Loeb gerade in der Rekordzeit von 8:13 Minuten zum Gipfel des Pikes Peak gerast war. Ein anderer Bolide muss seine Geschwindigkeit Ende des Jahres erst noch beweisen: Der Bloodhound SSC bringt es auf absurde 135.000 PS und soll mit bis zu 1600 km/h den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge brechen. Im Bild: Sebastian Loeb im Peugeot 208 T16 bei der Zieleinfahrt am Pikes Peak.

Gartenparty

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Im Fahrerlager wimmelt es vor PS-starken Fortbewegungsmitteln. Formel-Rennwagen aus diversen Jahrzehnten sind dort zu finden, GT-Fahrzeuge, US-Stockcars, Supercars oder die Siegerautos von Le Mans. Mercedes hat über den Ärmelkanal geschifft, was gut, schnell und teuer ist und dazu das halbe Museum leergeräumt, um die Silberpfeile in Goodwood auf die Strecke zu schicken. Porsche feiert noch immer das 50-jährige Jubiläum des 911er. Drei 911er zieren die Spitze der himmelstürmenden riesigen Plastik vor dem Goodwood House, die anderen sind zweimal am Tag bei einer Parade vor den Zuschauern unterwegs. Dazu weiße Zelte von Volkswagen, Audi, Ford, Opel/Vauxhall, Skoda - kaum ein Hersteller fehlt. Abt hat seine Fahrzeuge, darunter ein 620 PS starker Audi R8 GTR auf eigener Achse nach Goodwood bewegt. Im Bild: Eine riesige Skulptur anlässlich des 50-jährigen Geburtstages des Porsche 911.

Gartenparty

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Das eigentliche Rennen ist für die Fahrer ein eher kurzes Vergnügen. Erst einmal warten sie in ihren Autos bis zu einer Stunde, bis sie überhaupt an den Start rollen dürfen. Dann dauert es dort noch einmal eine halbe Stunde, bis es wirklich losgeht.

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Als Strecke dient eine 1,87 Kilometer lange Bergpiste mit sehr mäßiger Steigung und gerade mal fünf Kurven hinter dem Pace Car (stilecht: ein Rolls-Royce) hinauf, Auto abstellen und noch einmal eine halbe Stunde warten, bis man wieder zurück zum Paddock rollen kann. Die reine Fahrzeit beträgt weniger als eine Minute.

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Aber diese eine Minute hat es in sich: Links und rechts der Strecke winkende, jubelnde und fotografierende Zuschauer, entspannte Streckenposten - und ein Gefühl, auf der schmalen, komplett von Strohballen gesäumten Strecke 50 Jahre in der Zeit zurückversetzt zu sein. Auf diesem kurzen Stück Asphalt sind vier Tage lang die legendärsten, teuersten, schönsten und wahnsinnigsten Fahrzeuge unterwegs, die dieser Planet zu bieten hat. Zum Beispiel ein von Pferden gezogener römischer Streitwagen oder ein Dragster, für den sich die fünf Kurven des "Hill Climb" eher als Stop-and-Go-Veranstaltung erweisen. Sehr zur Freude des Publikums, das jedes neue, von infernalischem Motorenlärm begleitete Beschleunigen des Dragsters mit frenetischem Applaus belohnt.

Gartenparty

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Was das Festival rund ums "Goodwood House" für die Besucher so besonders macht ist nicht nur, dass sie kaum je irgendwo sonst auf der Welt so viele so legendäre Automodelle gleichzeitig sehen können, umrahmt von Flugvorführungen etwa der Düsenjägerstaffel Red Arrows, von Stunts auf dem Motorradgelände oder spektakulären Sprüngen auf dem Rallye-Parcours. Was Goodwood auch so besonders macht, ist die Nähe zu den Fahrzeugen, die hier möglich ist. Mal ins offene Cockpit eines Le Mans-Boliden kann man praktisch nur hier fotografieren.

Goodwood Festival of Speed

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Rennfahrerlegenden wie Hans Herrmann, Lewis Hamilton, Nelson Piquet (im Cockpit), David Coulthard oder Sir Stirling Moss die Hand zu schütteln und gleichzeitig das Vibrieren des Bodens gleich neben einem Formel 1-Rennwagen zu spüren, das ist nur in Goodwood möglich.

Neuer SKODA Octavia RS - Weltpremiere in Goodwood

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Da sich das Festival längst auch eine Automobilausstellung ist, präsentieren immer mehr Hersteller dort auch ihre neuen Modelle. Skoda zum Beispiel ist nicht nur der Sponsor der Rallye-Strecke ganz oben im Norden des Geländes - im Vorfeld des Festivals hatten die Tschechen auch ihren neuen Octavia RS (im Bild) mitgebracht und ein paar Runden über die Rennstrecke bewegt. Peugeot hatte die R-Version des RCZ im Gepäck, Citroën eine Kombination aus DS3 Racing und DS3 Cabrio. Erstmals in voller Fahrt zu sehen war der 4C von Alfa Romeo.

Bentley verkündet die Daten des Continental GT3

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Auch britische Hersteller nutzen das Heimspiel in Goodwood: Jaguar zeigte den Projekt 7 und Aston Martin den CC 100 Speedster. Bentley feierte sein Comeback im Rennsport und ließ den Continental GT3 (im Bild) auf die Strecke. Auch noch in der Premieren-Liste: der Caterham Seven 620R mit 312 PS.

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In einem großen Zelt direkt hinter dem Goodwood House versteigert das Auktionshaus Bonhams klassische automobile Kostbarkeiten, denn eine Oldtimer-Börse ist Goodwood inzwischen auch. Dort stehen vergammelte Scheunenfunde mit Rost am Rahmen und Moos am Fenster neben einem Jaguar E-Type, der so frisch aussieht, als sei er gerade vom Band gerollt. Daneben eine offene Staatskarosse des jugoslawischen Ex-Präsidenten Tito oder ein bestens restaurierter Rolls-Royce, dessen Kühlerfigur man vorsichtshalber gleich festgebunden hat.

Gartenparty

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Das Prunkstück der Bonhams-Versteigerung auf einem ausgeliehenen Mercedes-Renntransporter: der W196 Silberpfeil aus dem Jahre 1954, mit dem Juan Manuel Fangio einige seiner Siege eingefahren hat. Der Wagen ist noch genau so erhalten, wie er zuletzt über die Ziellinie gerollt ist. Er brachte in der Versteigerung einen neuen Rekordpreis: Ein unbekannter Bieter erhielt den Zuschlag bei 19.601.500 Pfund - umgerechnet 22,7 Millionen Euro. Auch das passiert in Goodwood.

© Süddeutsche.de/pi/goro/mike
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