GMC Yukon Hybrid:Sparsamer Gigant

Allen Unkenrufen zum Trotz wollen die Amerikaner nicht auf ihre mächtigen Geländekreuzer verzichten. Der Mega-SUV GMC Yukon zeigt den deutschen Herstellern, dass es auch sparsam geht.

Stefan Grundhoff

In den Entwicklungsabteilungen in Europa, Asien und den USA glühen seit Monaten gleichermaßen die Schreibtische. Jeder sucht nach der Quadratur des Kreises - will den Wunsch nach Größe und Leistung mit einem vernünftigen Verbrauch und minimalen Abgasen kombinieren. Die als alles andere als innovativ bekannten Amerikanern sind gerade den deutschen Premiumherstellern einen mächtigen Schritt voraus.

GMC Yukon Hybrid: Sparsames Riesen-SUV: Der GMC Yukon Hybrid ist 3,2 Tonnen schwer, 5,13 Meter lang, Platz für acht Personen und verbraucht nur rund elf Liter Normalbenzin

Sparsames Riesen-SUV: Der GMC Yukon Hybrid ist 3,2 Tonnen schwer, 5,13 Meter lang, Platz für acht Personen und verbraucht nur rund elf Liter Normalbenzin

(Foto: Foto: Pressinform)

Die Nobel-Drillinge Cadillac Escalade, Chevrolet Tahoe und GMC Yukon sind seit einigen Monaten mit Hybridantrieb zu bekommen. Das Ergebnis kann sich sehen und fahren lassen. Einziger Unterschied von außen: ein kleines grünes "H" auf C-Säule und Heckklappe; doch das bewirkt konsumtechnisch kleine Wunder. Nur wer will, bekommt einen imageträchtigen "Hybrid-Schriftzug" aufs untere Türsegment geklebt. Das gute Gewissen ist serienmäßig.

Nicht nur Öko-Anhänger haben die großen SUV zu ihren Lieblingsfeinden auserkoren. Doch so sehr die einen auch schimpfen, so sehr genießen andere den grenzenlosen Komfort und die Platzverhältnisse in den beliebten Dickschiffen. General Motors zeigt jetzt als einer der ersten, dass effiziente Groß-SUV und sparsame Verbräuche kein Widerspruch sein müssen. "Die Amerikaner lieben große SUV. Ihren Platz, die Kraft und die Vielseitigkeit - doch sie hassen den Verbrauch", erklärt Bob Walczyk, bei Chevrolet als Produktsprecher für die Baureihen Tahoe, Suburban und Avalanche verantwortlich.

Seit Jahresbeginn bieten Chevrolet und GMC mit Tahoe und Yukon einen effizienten Doppelpack an. Der Hybridantrieb selbst ist platzsparend in der zugegeben betagten Viergangautomatik untergebracht, der 300-Volt-Akkupack versteckt sich unter der gigentischen Rückbank. Der alles andere als klein dimensionierte Laderaum ist somit ebenso ohne jede Einschränkung nutzbar wie die dritte Sitzreihe.

Sparsamer Gigant

Im Fahrbetrieb macht sich der Unterschied zwischen Hybrid und Standardmodell nach wenigen Metern bemerkbar. Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Meilen pro Stunde fährt der 3,2 Tonnen schwere Koloss lautlos mit elektrischer Energie. Auch das Anfahren geschieht nicht nur ungewohnt kraftvoll, sondern völlig geräuschlos. Auf zentralen Multifunktionsdisplay und einer kleinen Runduhr neben dem Tacho lässt sich dabei der aktuelle Energiefluss ablesen.

Zwei Elektromotoren mit bis zu 68 PS Leistung sind für den langsamen Fahrbetrieb und als Booster gedacht. Beim starken Beschleunigen auf der Autobahn oder Landstraße springen sie zur Unterstützung des sechs Liter großen V8-Triebwerkes imposant in die Bresche. Die Folge: Das tonnenschwere Ungetüm spurtet dank einer Leistung von 332 PS und 500 Nm Drehmoment von 0 auf 100 km/h in eindrucksvollen 8,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf dem US-Markt bei 170 km/h elektronisch abgeriegelt. Der neue Hybridantrieb im Chevrolet Tahoe soll dafür Sorge tragen, dass der gerade in der Innenstadt überdimensionale Kraftstoffdurst auf ein erträgliches Maß sinkt. Walczyk: "Unser Tahoe Two-Mode-Hybrid verbraucht in der Innenstadt nicht mehr als die Mittelklasselimousine Toyota Camry. Und das, obwohl der Wagen 3,2 Tonnen wiegt."

Nach einer Fahrtstrecke von über 3200 Kilometern bewahrheiten sich die Versprechungen aus dem Hause General Motors. Endlose kalifornische Highways, bergige Landstraßen, Pässe bis über 3300 Meter Höhe und die alles andere als staufreien Innenstädte von Los Angeles und San Francisco brachten einen Durchschnittsverbrauch von gerade einmal 11,2 Litern (20,2 Meilen pro Gallone) zu Tage. Damit kratzte der Sechsliter-Yukon an der ambitionierten Werksangabe von 21 Meilen pro Gallone (3,8 Liter).

Das heißt, dass der Yukon Hybrid im Vergleich zum schluckfreudigen Zwilling ohne Hybridmodul durch Elektroantrieb, regeneratives Bremssystem und Teilabschaltung von vier Zylindern mehr als 30 Prozent spart. Im nervigen Innenstadtverkehr sind es sogar mehr als 40 Prozent. Der Durchschnittsverbrauch ist in der Innenstadt nahezu auf dem gleichen Niveau wie auf Landstraßen und Highways - das bietet kaum ein anderer. Das macht sich letztlich an der Zapfsäule deutlich bemerkbar. Mit einem vollen Tank lassen sich bis zu 500 Meilen zurücklegen.

Sparsamer Gigant

In Sachen Fahrdynamik ist es für den Yukon und seine Brüder so oder so nicht zum Besten bestellt. Die Dämpfung ist nach europäischen Maßstäben allzu schwammig, jedoch ungemein komfortabel. Gerade bei Bodenwellen und kurvenreichen Pisten kann der Yukon sein Lebendgewicht nicht verheimlichen. Die knapp 200 Kilogramm Mehrgewicht, die der Hybridantrieb kostet, wurden jedoch nahezu vollständig eingespart. Sitze und Dämpfungselemente sind dünner als gewohnt und die Passagiere müssen auf Komfortextras wie eine elektrische Heckklappe, Sitzlüftung und eine elektrische Bedienung der dritten Sitzreihe verzichten. Trotzdem gibt es für die zweite und dritte Reihe eine getrennte Klimaregelung und ein separates Soundsystem.

War der Hybrid-Yukon anfangs nur als Hecktriebler zu bekommen, so wurde schnell nachgelegt. Sowohl Chevrolet Tahoe als auch GMC Yukon sind seit wenigen Wochen auch mit Allradantrieb zu bekommen. Nach den Sommerferien folgt Nobelbruder Cadillac Escalade, der auch in Deutschland angeboten wird. Er bekommt ebenfalls einen Hybridantrieb, der den 6,2 Liter großen Achtzylinder mit 403 PS zum Sparmeister der Luxusliga machen soll.

Auf dem deutschen Markt soll das ab Frühjahr ebenfalls keine Zukunftsmusik mehr sein. Zwar werden weder GMC Yukon noch der bauähnliche Chevrolet Tahoe oder die Langversion Suburban in Deutschland angeboten, doch die Hybridtechnik für die Giganten kommt dennoch nach Deutschland. Cadillac-Sprecher Manfred Daun: "Bei uns wird der neue Cadillac Escalade Hybrid zum Anfang 2009 ebenfalls verfügbar sein." Auch sein Verbrauch soll trotz Vollausstattung und Platz im Überfluss auf rund zwölf Liter Super pro 100 Kilometer sinken.

In den USA gibt es die Hybridtechnik zu einem eigentlich fairen Preis. In der sehr kompletten Basisausstattung kostet der heckgetriebene GMC Yukon Hybrid knapp 51.000 US-Dollar - der empfehlenswerte Allradler knapp 3000 Dollar mehr. Der geringere Durst schont Umwelt und Geldbeutel. Doch die Saubermann-Technologie lässt sich GMC mit einem Aufpreis von rund 12.000 Dollar bezahlen - die normalen Yukon-Modelle liegen zwischen 37.000 und 41.500 Dollar. Um die Ersparnis herauszufahren, muss man also etliche tausend Meilen zurücklegen. Abwarten, wie teuer die Hybridtechnik für den Cadillac Escalade in unseren Breiten wird.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: