Global Vehicle Trust Ox:Ein Lkw wie ein Ikea-Regal

Global Vehicle Trust Ox Lkw

Die Idee zum Ox hatte Sir Torquil Norman (hinten im Bild), das Design übernahm der ehemalige Formel-1-Designer Gordon Murray.

(Foto: ; Global Vehicle Trust)
  • Die britische Firma Global Vehicle Trust hat einen Lkw speziell für den afrikanischen Markt entwickelt.
  • Dieser besteht aus 60 Einzelteilen, die in einem Paket verschickt werden, und soll sich von drei Personen in zwölf Stunden selbst zusammenbauen lassen.

Von Felix Reek

Normalerweise entwirft Gordon Murray Autos, die möglichst flach und schnell sind. In den Siebzigerjahren startete er seine Karriere als Designer in der Formel 1 beim Team Brabham. 1981 gewann Nelson Piquet mit einem seiner Autos die Weltmeisterschaft. Acht Jahre später erfand er am Reißbrett den ikonischen McLaren F1. Wie bei dem Supersportwagen aus den Neunzigern sitzt auch bei Murrays neuestem Projekt, dem Ox, der Fahrer in der Mitte. Doch da enden die Gemeinsamkeiten.

Der Ox ist ein Lastwagen, der aussieht wie eine fahrende Schrankwand. Quadratisch, praktisch, klobig. Ein Fahrzeug mit der Eleganz eines Ikea-Regals. Das kommt nicht von ungefähr. Der für den afrikanischen Markt entwickelte Lkw wird ebenso wie die Produkte des schwedischen Möbelhauses in einem flachen Paket ausgeliefert. Danach muss ihn der Käufer selbst zusammenbauen. Zwölf Stunden soll das laut Murray dauern, wenn drei Personen daran arbeiten.

Es gibt keine speziellen Autos für Afrika

Die Idee zum Ox hatte vor einigen Jahren der Philanthrop Sir Torquil Norman, nachdem ihm der Chedredakteur des britischen Mafazins Autocar, Steve Cropley, ein Buch über das Africar in die Hand drückte. Das modulare Auto wurde in den Achtzigern im Vereinigten Königreich speziell für Afrika konzipiert, floppte aber kolossal. Nur sechs Fahrzeuge wurden produziert. "Das Africar war nicht das, was ich im Sinn hatte, lieferte aber ein paar gute Ideen", erklärte Norman der Website Cardesignnews. "Also übernahm ich diese Ideen und kombinierte sie mit meinen", ergänzt der Millionär und ehemalige Chef einer Spielzeugfirma, der sein Geld heute vor allem in wohltätige Projekte investiert.

Leicht, simpel und robust sollte das Auto für den Einsatz in Afrika sein. Obwohl zehn Prozent der Weltbevölkerung dort leben, gibt es keine speziellen Autos für den Kontinent. Die dort eingesetzten Fahrzeuge sind oft zu schwer, zu kompliziert aufgebaut und nicht auf die dortigen Bedingungen abgestimmt.

"Niemand hat bisher einen Lkw aus dem Karton heraus gebaut"

Den Kontakt zu Gordon Murray stellte erneut Cropley her, obwohl Norman davon ausging, "dass er an nichts interessiert sei, was nicht mindesten 320 km/h schnell ist." Der ehemalige Formel-1-Designer war wider Erwarten begeistert. Ein Jahr lang arbeiteten er und sein Team an einem ersten Entwurf.

Dass es so lange gedauert hat, ist nicht weiter verwunderlich. Den Ox zeichnete Murray wie gewohnt am Computer. Doch danach musste er sich überlegen, wie er das Auto möglichst platzsparend wieder auseinandernimmt. "Niemand hat bisher einen Lkw aus dem Karton heraus gebaut", erklärte er Wired. "Da steht man vor ganz anderen Problemen, als bei Bausätzen für Möbel oder Fertighäuser."

"Es war klar, dass es am Ende hässlich wird"

Die Materialien unterscheiden sich deswegen auch von denen herkömmlicher Autos. Neben dem üblichen Metallrahmen besteht der Ox vor allem aus Sperrholzplatten, die beim Aufbau zusammengesetzt werden. Das erklärt das quadratische Design des Lasters. Schön ist das natürlich nicht. "Ehrlich gesagt folgt die Form einfach der Funktion", so Murray zu Cardesignnews. "Mir war immer klar, dass es am Ende 'hässlich' sein würde. Aber bisher hat sich noch niemand beschwert."

Die kastenförmigen Teile ermöglichen, den Ox einfach in seine 60 Einzelteile zu zerlegen. Demontiert und verpackt sieht der Lkw wie ein riesiges Ikea-Paket aus. Mit enormer Platzersparnis. Sechs Ox statt zwei herkömmlicher Lkw passen in einen Standard-Schiffscontainer. Bei einem Gewicht von gerade einmal 1,6 Tonnen pro Auto.

Global Vehicle Trust Ox: Der Ox ist leichter als vergleichbare Lkw und lässt sich in 60 Einzelteile zerlegen.

Der Ox ist leichter als vergleichbare Lkw und lässt sich in 60 Einzelteile zerlegen.

(Foto: Global Vehicle Trust)

"Es gibt nichts Vergleichbares"

Beim Triebwerk greift Global Vehicle Trust auf bewährte Technik zurück. Der 2,2-Liter-Dieselmotor stammt von Ford und ist wie das Getriebe auf den Rahmen vormontiert. Allradantrieb gibt es nicht. Die Recherchen von Murray und seinem Team ergaben, dass der nur in zwei Prozent aller Fälle genutzt wird.

Zwar ist der Ox funktionsfähig, aber bisher gibt es nur drei Prototypen. Torquil Norman investierte bisher drei Millionen Pfund, umgerechnet 3,5 Millionen Euro, in das Projekt. Jetzt benötigt er noch einmal die gleiche Summe, um in zwei Jahren eine Kleinserie zu produzieren. Dass der Lkw aus der Schachtel auch außerhalb Afrikas ein Erfolg werden kann, da ist sich zumindest Murray sicher. "Alles ist schwer und kompliziert", so der Designer. "Der Ox ist anders. Es gibt nichts Vergleichbares."

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