Genfer Autosalon:Was lange währt, wird endlich elektrisch

Abgasskandal, Fahrverbote und strengere Klimaziele haben die Autobranche zum Umdenken bewegt. In Genf zeigt fast jeder Hersteller ein Elektroauto. Nur kaufen kann man sie noch nicht.

Von Felix Reek

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Autosalon Genf -  Erster Presetag

Quelle: dpa

Es hat lange gedauert, doch unter dem Druck von Fahrverboten, kaum zu erreichenden Klimazielen und einem Wandel des allgemeinen Zeitgeistes, scheint sie nun endlich da: die große Wende im Automobilbau. Zwar stehen auf dem Genfer Autosalon, der zweiten wichtigen Messe neben der IAA für Europa, wieder SUVs in allen erdenklichen Varianten, doch es ist nicht zu übersehen, dass sich die Branche in Richtung Elektromobilität umorientiert. Praktisch jeder Hersteller zeigt Stromer in verschiedenen Ausführungen, vom Kleinstwagen bis zum Supersportwagen. Auffällig ist dabei: Die Preise beginnen zu sinken, das Angebot wird größer. Aber auch: In den nächsten Monaten kommt kaum eines der Modelle auf den Markt.

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Polestar 2

Autosalon Genf -  Erster Presetag

Quelle: dpa

Polestar zum Beispiel, die ehemalige Sportmarke von Volvo, die nun Elektroautos bauen soll, wird ihr zweites Modell erst ab Anfang 2020 produzieren. Dafür bedient die Limousine ein Segment, in dem es bisher nur wenige Stromer gibt: die Mittelklasse.

Per Livestream stellte Volvo den Polestar 2 bereits vor einigen Wochen im Internet vor, jetzt ist der Fünftürer in Genf zu sehen. Mit einer 78 Kilowattstunden starken Batterie soll er eine Reichweite von 500 Kilometern schaffen, die Leistung liegt bei 408 PS. Das gilt aber nur für die etwa 60 000 Euro teure Version, die zuerst auf den Markt kommt. Ein 20 000 Euro günstigerer Basis-Polestar folgt nach, besitzt aber eine geringere Reichweite.

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e.Go Life

89th Geneva International Motor Show Press Days

Quelle: Getty Images

Mit dem e.Go Life zeigte der Produktionsexperte Günther Schuh der etablierten Konkurrenz, dass auch in Deutschland ein Start-up ein konkurrenzfähiges Elektroauto bauen kann. Bereits 2014 verkaufte er der Deutschen Post seinen Elektrotransporter Streetscooter, danach entwickelte er ein eigenes Auto. Der Zweisitzer e.Go Life kostet gerade einmal 16 000 Euro und erinnert in seinen Dimensionen an einen Smart.

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e.Go Elektrobus

Autosalon Genf -  Erster Presetag

Quelle: dpa

In Genf legt Schuh, der an der RWTH Aachen Produktionssystematik lehrt, jetzt nach. Auf dem Autosalon zeigt das Unternehmen eine Sportversion seines Life und einen Mini-Elektrobus (im Bild). Der basiert auf dem gleichen Konzept und ist als mobiles Konferenz- und Wohnzimmer gedacht. Die Produktion soll im April 2020 starten.

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Honda Prototyp

Elektrotechnik mit Bodenhaftung: Neuheiten vom Genfer Autosalon

Quelle: dpa-tmn

Honda, das bisher noch kein Elektroauto im Programm hat, will das im nächsten Jahr ändern. Dann kommt der Urban EV auf den Markt, ein Kompakt-Stromer, der mit seinem Retro-Design an den ersten Honda Civic erinnert. In Genf zeigen die Japaner einen seriennahen Prototypen, die endgültige Version feiert auf der IAA in Frankfurt im September Premiere. Die soll mindestens 100 PS leisten und eine Reichweite von 200 Kilometern bieten. Einen Preis nennt Honda bisher nicht.

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Audi Q4 e-tron

Elektrotechnik mit Bodenhaftung: Neuheiten vom Genfer Autosalon

Quelle: dpa-tmn

Das vierte Elektroauto von Audi neben e-tron, e-tron GT und e-tron Sportback ist ein SUV. Das liegt nahe, da die Geländewagen durch ihre Größe und die höhere Bodenfreiheit beste Voraussetzungen bieten, um viele Batteriezellen unterzubringen - und sie sich ungeachtet der Klimadiskussion weiterhin gut verkaufen. Technisch basiert der Q4 e-tron auf dem gleichen Baukasten (MEB, Modularer Elektrifizierungs-Baukasten) von Volkswagen wie der VW I.D. Neo, womit er sich je nach Batteriegröße auf eine Reichweite von 400 bis 600 Kilometer einpendeln dürfte.

Durch das Fehlen eines Verbrennungsmotors bietet der Q4 e-tron im Inneren mehr Platz als der nächstgrößere Q5, bei den Außendimensionen des kleineren Q3. Ereicht wurde dies, indem Audi die Armatur fünfzehn Zentimeter nach vorne verlegte. Auf den Markt kommen soll das Elektro-SUV 2020.

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Peugeot e-208

89th Geneva International Motor Show Press Days

Quelle: Getty Images

Auf dem Autosalon Genf zeigt Peugeot auch seinen neuen 208, der jetzt die deutlich aggressivere und kantigere Designlinie der größeren Modelle trägt. Besonders interessant sind die Motorisierungen: Erstmals gibt es den Kleinwagen als reines Elektroauto. Der soll an einer 100 kw-Säule innerhalb von 30 Minuten vollgetankt sein, an einer Haushaltssteckdose dauert der Ladevorgang acht Stunden.

Leisten soll der e-208 136 PS, die Reichweite liegt bei 340 Kilometern. Platz ist im Inneren des Kleinwagen genauso viel wie im Modell mit herkömmlicher Motorisierung. Ein Teil der Batterien wurde an der gleichen Stelle wie der Tank verbaut.

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VW ID Buggy

Elektrotechnik mit Bodenhaftung: Neuheiten vom Genfer Autosalon

Quelle: dpa-tmn

Es sieht erst einmal aus wie eine der typischen Spielereien auf Automessen, aber Volkswagen meint es mit der Neuauflage des Strandklassikers aus den Sechzigerjahren ernst. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll der ID Buggy mit Hilfe externer Partner produziert werden. Die Karosserie ist dabei individuell gestaltbar, da sie sich vom Rahmen trennen lässt. Möglich ist das durch die MEB-Plattform von Volkswagen, auf dem bisher alle Elektrostudien und das Serienfahrzeug ID Neo basieren.

Die Studie ist auf das Wesentliche reduziert, Gepäck wird zum Beispiel auf der Ladefläche mit Spanngurten befestigt. Leisten soll der Elektromotor 204 PS, die Reichweite liegt bei 250 Kilometer.

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Citroën Ami One Concept

Elektrotechnik mit Bodenhaftung: Neuheiten vom Genfer Autosalon

Quelle: dpa-tmn

Die kompakte Würfelform des Citroën Ami One lässt es bereits vermuten: Die Studie ist für die Stadt konzipiert. Die Franzosen denken dabei aber bereits ein paar Schritte weiter als die Konkurrenz. Sie verstehen den Ami One nicht als Smart-Konkurrenten, sondern sehen in ihm ein "Mobilitätskonzept". Das Kleinstauto ist nur 45 km/h schnell und lässt sich so auch ohne Führerschein fahren. Die Leistung: gerade einmal acht PS, mit einer Reichweite von 100 Kilometern.

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Fiat Centoventi

Autosalon Genf -  Erster Presetag

Quelle: dpa

100 Kilometer schafft auch der Fiat Centoventi, eine Elektroversion des Pandas, die in Genf debütiert. Da das den meisten Kunden allerdings zu wenig sein dürfte, hat sich der italienische Autobauer etwas einfallen lassen. Die Akkus sind modular erweiterbar. Unter dem Fahrzeugboden lassen sich dank eines Schienensystems bis zu drei Akkus mit einer Reichweite von jeweils 100 Kilometer Reichweite installieren. Eine weitere Batterie kann unter den Sitz geschoben werden. Insgesamt schafft der Elektro-Panda so einen Aktionsradius von bis zu 500 Kilometern.

Dieses Konzept setzt sich beim Rest des Autos fort: Es soll eine ganze Reihe an Zubehörteilen geben, die sich nach dem Lego-Prinzip vom Kunden selbst anbringen lassen. Das können Sitzpolster, ein Soundsystem oder auch Solarzellen für das Dach sein.

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Mercedes EQV

89th Geneva International Motor Show Press Days

Quelle: Getty Images

Vor allem an Lieferdienste richtet sich die elektrische Variante der V-Klasse, die Mercedes auf dem Autosalon Genf zeigt. Die sind bisher vor allem auf Dieselfahrzeuge angewiesen und sollen nun eine umweltfreundliche Alternative im Portfolio von Daimler finden. Das dürfte erklären, warum der EQV nicht ähnlich progressiv designt ist wie die anderen Modelle der EQ-Linie von Mercedes. Die Leistung des Konzeptfahrzeuges liegt bei 204 PS, die Reichweite bei 400 Kilometern. Wann die Serienversion der elektrischen V-Klasse folgt, ist noch unklar.

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Škoda Vision iV

SKODA auf dem Genfer Auto-Salon 2019

Quelle: obs

In Genf zeigt sich deutlich, dass sich Volkswagen nach dem Abgasskandal deutlich der Elektromobilität zuwendet. Jede der Tochter-Marken zeigt auf der Messe einen Stromer. Audi den Q4 e-Tron, Seat die Renault-Twizy-Kopie Minimo und Skoda mit dem Vision iV nun sein erstes Elektroauto.

Das Design entfernt sich dabei deutlich von den doch eher konservativen Formen der bisherigen Modelle von Škoda. Der Vision iV erinnert vielmehr an ein anderes SUV-Coupé, das bisher eher selten mit der Marke in Verbindung gebracht wurde: den Lamborghini Urus. Die Leistung des Škodas ist allerdings moderater: 306 PS bringen die beiden Elektromotoren auf die Straße, die Reichweite soll bei 500 Kilometern liegen.

Bis zur Marktreife dürfte die Studie viele seiner futuristischen Elemente noch verlieren. So öffnen sich die Türen gegenläufig, im Innenraum befinden sich zwei freistehende Bildschirme und die Mittelkonsole ist beweglich.

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Škoda Kamiq

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Quelle: Getty Images

Die meisten Elektrautos in Genf kommen erst im nächsten Jahr in den Handel oder sind noch Prototypen. Die bald zu kaufenden Neuheiten sind deswegen vor allem Modelle mit herkömmlichen Motoren, wie zum Beispiel der Škoda Kamiq, das mittlerweile dritte SUV der Volkswagen-Tochter.

Dieses bewegt sich mit einer Länge von 4,24 Meter in exakt den gleichen Dimensionen wie die Konzern-Konkurrenz aus VW T-Roc und der Seat Arona und soll im Spätsommer 2019 in vier Motorisierungen erhältlich sein. Die Benziner leisten zwischen 95 und 150 PS, ein Erdgasantrieb ist für Ende des Jahres angekündigt. Ein Preis steht noch nicht fest, aber es wird erwartet, dass die Basisversion des Škoda Kamiq knapp unter 20 000 Euro liegt.

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Mercedes CLA Shooting Brake

89th Geneva International Motor Show Press Days

Quelle: Getty Images

Mit der Kombiversion des CLA bleibt Mercedes dem sportlichen Look seiner aktuellen Designlinie treu. Der neue Kombi ist etwas größer (4,69 Meter), der Radstand ist ein wenig gewachsen (drei Zentimeter), der Kofferraum fasst einen Hauch mehr Gepäck (plus zehn Liter auf 505 Liter). Der Rest ist aus der A-Klasse bekannt, auf der auch der Shooting Brake basiert. Es gibt den Sprachassistenten, der auf "Hey, Mercedes!" reagiert und die freistehende Instrumententafel. Das Platzangebot im Inneren ist im Vergleich zum CLA-Coupé um um ein paar Zentimeter gewachsen.

In Genf war der Shooting Brake nur in der Topmotorisierung mit 225 PS zu sehen, zum Marktstart im September sollen weitere Aggregate folgen. Dem Coupé entsprechend wären dies Leistungsvarianten mit 136, 163 und 190 PS und ein Diesel mit 116 PS. Der Preis dürfte sich bei 32 000 Euro einpendeln.

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Renault Clio

89th Geneva International Motor Show Press Days

Quelle: Getty Images

Der Fokus von Renault liegt in Genf vor allem auf dem neuen Clio. Das Erfolgsmodell, das sich seit 1990 15 Millionen mal verkaufte, hat sich äußerlich im Vergleich zur letzten Generation kaum verändert, dafür wurde der Innenraum modernisiert. Statt dem bisherigen Sieben-Zoll-Diplay gibt es einen 9,3 Zoll großen Touch-Bildschirm, die Instrumententafel ist jetzt ebenfalls virtuell.

Da auch Renault den Flottenausstoß senken muss, haben sich die Franzosen vorgenommen, bis 2022 zwölf Modelle zu elektrifizieren. Im Falle des Clios ist das ein Hybridmotor, der aus einem 1,6-Liter-Benziner und zwei E-Maschinen besteht. Der Verbrauch soll so um 40 Prozent sinken. Weiterhin wird es reine Diesel- und Benzinaggregate zwischen 65 und 130 PS geben.

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Mazda CX-30

Mazda CX-30 soll Lücke zwischen CX-3 und CX-5 schließen

Quelle: dpa-tmn

Ums Spritsparen geht es auch beim Mazda CX-30, der die vermeintliche Lücke im SUV-Portfolio zwischen CX-3 und CX-5 schließen soll. Bisher bestätigt ist nur der neue Skyactiv-X-Motor der Japaner, der erste Benzinmotor, der ein Prinzip aus Diesel-Aggregaten nutzt: das Benzin-Luft-Gemisch zündet ohne Funken. Dadurch soll der Verbrauch im Vergleich zu den herkömmlichen Motoren von Mazda um bis zu 30 Prozent sinken. Zudem sollen alle Benziner zusammen mit einem Hybrid-System arbeiten, also einem integrierten Elektromotor. Der Mazda CX-30 könnte noch in diesem Jahr in den Handel kommen.

© SZ.de/mike
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