Wenn es in der Weltgeschichte seit 1941 darum ging, Schlamm, Staub und Gefahren zu durchqueren, war dafür meist ein Auto zuständig: ein Jeep. Amerikanische Soldaten fuhren damit durch Kriegsgebiete. Winston Churchill beobachtete zigarrerauchend aus einem Jeep heraus die Landung in der Normandie. Queen Elizabeth fuhr 1942 per Jeep durch Nordirland. Und Franklin Roosevelt besuchte seine Truppen in Marokko im Jeep. Jeeps waren klein, kompakt und vergleichsweise leicht, sie ließen sich per Fallschirm abladen und waren gut in allerlei Gelände.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entschied Jeep, auch Autos für den Privatgebrauch zu bauen - das kam gut an bei den Amerikanern: Jeep war das Auto, das half, den Krieg zu gewinnen. Plötzlich tauchten die Autos in Filmen auf, in "Terminator", in "Jurassic Park", als Tornado-Jäger in "Twister" und in allerlei anderen Abenteuerfilmen, meist sind die Autos im Extremeinsatz und dreckverkrustet.
Keine klar umrissene Zielgruppe
Zum Glück für Mike Manley ist der Jeep nicht mehr auf Kunden beschränkt, die Schlamm und Staub durchqueren, dann wäre die Zielgruppe des Jeep-Chefs relativ klein. Inzwischen kaufen auch Familienväter und -mütter seine Autos, um genug Platz für die Hockeyausrüstung der Kinder zu haben. Oder ältere Menschen, für deren Rücken hohe Fahrersitze beim Ein- und Aussteigen angenehmer sind. Oder Vorstädter, die von Ausflügen in Matsch und Schlamm träumen, aber dann mit dem Jeep nur zur Arbeit fahren. "Eigentlich kauft heute fast jeder Typ Jeep", sagt Manley. "Die Zielgruppe ist nicht klar umrissen, sie hat nur eines gemeinsam: das Jeep-Lebensgefühl. Bei unserer Marke geht es um Erlebnisse, um Möglichkeiten und um Freiheit."
Das klingt wie eine PR-Floskel, doch der Bedarf ist da: 2014 hat Jeep erstmals mehr als eine Million Autos verkauft, ein Wachstum von 39 Prozent. In den USA lief es dank niedriger Spritpreise gut. Aber Jeep wächst weltweit, dabei war das Unternehmen lange auf seinen Heimatmarkt konzentriert. "Wir sind die am schnellsten wachsende Marke in Europa", sagt Manley. Allerdings von niedrigem Niveau aus. Das gilt auch in Deutschland: Im vergangenen Jahr sind 3,04 Millionen Pkw neu zugelassen worden, davon waren 10 269 Jeeps - ein Wachstum um 48,8 Prozent, schneller als jede andere Marke.
Manleys Chef gerät ins Schwärmen
Manley, ein schmaler Engländer, der seit 1986 in der Autobranche arbeitet, ist so etwas wie ein Star in seinem Konzern. Sein Chef Sergio Marchionne lässt keine Gelegenheit aus, von ihm und von Jeep zu schwärmen, der großen Vorzeigemarke von Fiat-Chrysler. Der italienisch-kanadische Manager hat aus Fiat und dem insolventen amerikanischen Hersteller Chrysler mitsamt aller Tochtermarken einen Konzern geschmiedet und seine großen Ziele lautstark verkündet: Sieben Millionen Autos der Marken Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Lancia, Ram, Jeep, Maserati und Ferrari soll das FCA abgekürzte Unternehmen im Jahr 2018 verkaufen, 2013 waren es nur 4,4 Millionen. Manley soll dabei für das Wachstum sorgen - und dabei gleich noch zweistellige Margen einfahren.
Marchionne hat ihm vorgegeben, 2018 1,9 Millionen Jeeps zu verkaufen - eine gigantische Steigerung. "2013 haben wir auch dreimal so viel verkauft wie 2009", sagt Manley. "Wir werden in den kommenden Jahren viele neue Käufer in China und Südamerika gewinnen." Jeep eröffnet mehrere neue Fabriken, darunter in diesem Jahr eine in Brasilien und eine in China.