Gebrauchte der Woche (10):Luxus aus zweiter Hand

Audi A8, BMW Siebener und Mercedes S-Klasse locken mit günstigen Preise - das dicke Ende kommt nach dem Kauf.

Klaus Justen

Wer den Kauf eines Gebrauchtwagens plant und kein ausgeprägt grünes Gewissen hat, kann sich durchaus überlegen, ob er sich nicht den Luxus einer großen Familienlimousine leisten möchte. Denn der allgemeine Trend hin zu kleineren Autos mit weniger Verbrauch hat breite Preisschneisen in das Segment der Oberklasse geschlagen. Die war zwar schon immer für exorbitante Wertverluste bekannt, aber der aktuelle Preisverfall ist rekordverdächtig - mehr als ein Drittel des einst stolzen Neupreises muss der Käufer beim Händler nicht mehr zahlen.

Gebrauchte der Woche (10): Luxus: Gebrauchtwagenkäufer können sich nicht nur im Audi A8 über hochwertige Ausstattung und gute Verarbeitung freuen.

Luxus: Gebrauchtwagenkäufer können sich nicht nur im Audi A8 über hochwertige Ausstattung und gute Verarbeitung freuen.

(Foto: Foto: oh)

Dabei gibt es aber feine Unterschiede zwischen den großen drei deutschen Premium-Oberklasselimousinen. Während sich die Einstiegsversionen des Audi A8 nach fünf Jahren noch bei einem durchschnittlichen Restwert von 30 Prozent halten, ist der Zwölfzylinder bereits unter 25 Prozent gelandet. Bei BMW stellt sich die Situation auch bei den kleineren Motoren anders dar: Ein 730i des Jahrgangs 2004 kostet beim Händler knapp mehr als 15.000 Euro - bei einem Neupreis von einst 61.500 Euro also weniger als ein Viertel. Und auch bei Mercedes ist die Lage aus Käufersicht erfreulich: Während der Diesel sich bei knapp 30 Prozent Restwert behauptet, sind die Benziner nach fünf Jahren bei nur noch 25 Prozent angelangt.

Viel Auto gibt es also fürs Geld, aber natürlich auch hohe Folgekosten. Dies ist nicht nur ablesbar an den Verbräuchen, die sich bei den Benzinern je nach Fahrzeugnutzung und gewähltem Motor immer jenseits der zehn Liter auf 100 Kilometer einpendeln werden, bei besonders üppiger Motorisierung gerne auch zwischen 15 und 20 Liter. Bremsen, Reifen und Inspektionen schlagen ebenfalls auf Oberklasse-Niveau aufs Konto durch, Reparaturen erst recht.

Das gilt vor allem für Verschleißteile, die deshalb vor dem Kauf besonders gründlich geprüft werden sollten. So stellen die Prüfer der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) bei der Mercedes S-Klasse als häufigsten Mangel Bremsenverschleiß in Form von abgefahrenen Belägen und eingelaufenen Scheiben fest. Dahinter folgen ausgeschlagene Radlager und andere schadhafte Fahrwerkskomponenten sowie vor allem bei älteren Modellen Ölundichtigkeiten am Motor. Ansonsten aber bietet die S-Klasse den Prüfern vergleichsweise wenig Grund zur Klage.

Probleme können teuer werden

Probleme, die teuer werden können, finden sich auch beim BMW Siebener, weshalb ein Gebrauchter vor dem Kauf grundsätzlich auf die Hebebühne und gründlich geprüft gehört. Ausgeschlagene Lager, verschlissene Spurstangenköpfe und poröse Gummilager gehören praktisch zum Alltag bei der Hauptuntersuchung, wie die Protokolle der GTÜ zeigen. Auch ungleichmäßig abgenutzte Bremsen können den Spaß an der Neuerwerbung schnell dämpfen. Ansonsten bietet der luxuriöse BMW viel Fahrspaß - vorausgesetzt, man toleriert das komplizierte iDrive und ebenso die umständliche Sitzverstellung.

Aufmerksamkeit verlangt auch der Audi A8, obwohl er mit hoher Verarbeitungsqualität und ausgezeichneter Fahrdynamik glänzt. So ist die Aluminiumkarosserie zwar immun gegen Rost, fordert aber bei Reparaturen ihren finanziellen Tribut. Besonders bei jüngeren Fahrzeugen bemängeln die GTU-Prüfer überdurchschnittlich oft verschlissene Bremsen und defekte Abgasanlagen, jenseits der fünf Jahre fallen vor allem Ölundichtigkeiten an Motor und Antrieb sowie ausgeschlagene Spurstangenköpfe auf.

Fazit: Räumt man Schwachpunkte bei Fahrzeugcheck und Probefahrt aus, kann die gebrauchte Oberklasse eine Überlegung wert sein. Und der Tankwart wird sich freuen.

Steckbrief Audi A8

Modelle Der Audi A8 kam 1994 auf den Markt, die als Gebrauchtwagen interessanteste zweite Baureihe wurde von 2002 bis 2009 gebaut. Rund 40.000 Exemplare wurden in Deutschland verkauft, die starken Versionen überwiegend als Quattro mit Allrad. Das Verhältnis Diesel zu Benziner liegt bei 2:1, bei jüngeren Jahrgängen sogar bei 3:1.

Motoren Benzin-Sechszylinder mit 210 PS (2.8 FSIe), 220 PS (3.0), 260 PS (3.2 FSI). Achtzylinder mit 280 PS (3.7), 334 PS (4.2), 350 PS (4.2 FSI). Zehnzylinder mit 450 PS (S8 5.2 FSI), Zwölfzylinder mit 450 PS (6.0, W12). Diesel-Sechszylinder mit 233 PS (3.0 TDI), Achtzylinder mit 275 PS (4.0 TDI) und 326 PS (4.2TDI). Empfehlenswert: Aus jüngeren Jahrgängen der 3.2 FSI (9,9 l/100 km, 235 g/km CO2), als kleinster Achtzylinder der 3.7 Quattro (11,7 l, 278 g/km), als Diesel der 3.0 TDI (8,5 l, 225 g/km).

Preise Audi A8 3.0 17.200Euro, 3.7 Quattro 18.900 Euro, 4.2 Quattro 20.300 Euro (Langversion 19.900 Euro), 6.0 Quattro 27.100 Euro, 3.0 TDI DPF Quattro 19.800 Euro (ohne Partikelfilter 900 Euro weniger), 4.0 TDI Quattro 23.700 Euro. Alle Preise beziehen sich auf Erstzulassung 2004 und eine Laufleistung von rund 100.000 Kilometer bei den Benzinern und 1100.00 km bei den Diesel-Versionen.

Stckbriefe: Mercedes S-Klasse / BMW 7er

Steckbrief BMW 7er

Modelle Die vierte Generation des BMW Siebener wurde zwischen 2001 und 2008 gebaut; rund 50.000 Exemplare wurden bei uns verkauft. Der Dieselanteil liegt bei rund 60 Prozent.

Motoren Benzin-Sechszylinder mit 231 PS (730i), 258 PS (730i). Achtzylinder mit 272 PS (735i), 306 PS (740i), 333 PS (745i), 367 PS (750i), Zwölfzylinder mit 444 PS (760i). Diesel-Sechszylinder mit 218 und 231 PS (730d), Achtzylinder mit 258 PS (740d), 300 und 330 PS (745d). Empfehlenswert, auch unter dem Aspekt Betriebskosten: 730i mit 231 PS (10,6 l/100km, 251 g/km CO2) und vor allem der gleich starke, kultivierte 730d (8,5 l, 225 g/km).

Preise 730i (231 PS) 15.300 Euro, 730Li 16.800 Euro, 735i 16.600 Euro, 745i 20.300 Euro, 745Li 20.700 Euro. 730d (218PS) 17.300 Euro, 740d 21.900 Euro. Alle Preise beziehen sich auf Erstzulassung 2004 und eine Laufleistung von rund 100.000 Kilometer bei den Benzinern und 110.000 km bei den Dieseln.

Steckbrief Mercedes S-Klasse

Modelle Die siebte Generation der Mercedes S-Klasse, Werkskürzel W220, wurde zwischen 1998 und 2005 mehr als 70.000 Mal in Deutschland verkauft. Das Verhältnis der gebraucht angebotenen Motorisierungen liegt bei der S-Klasse deutlich auf Seiten der Benziner (etwa 2:1). Die Allradversion firmiert unter den Bezeichnung 4Matic.

Motoren Sechszylinder-Benziner mit 224 PS (S320) und 245 PS (S350). Achtzylinder mit 279 PS (S430), 299 PS (S500), 306 PS (S500) und 500 PS (S55AMG). Zwölfzylinder mit 367 PS (S600). Diesel-Sechszylinder mit 197 und 204 PS (S320CDI), Achtzylinder mit 250 und 260 PS (S400 CDI). Empfehlenswerte Motoren: S350 mit 245 PS, gute Fahrleistungen bei akzeptablem Verbrauch (11,1 l/100 km, 263 g/km CO2) und der kultivierte Diesel S320 CDI mit 204PS (7,7 l, 204g/km).

Preise S350 17.300 Euro, S350L 19.200 Euro, S350 4Matic 17.200 Euro, S430 19.900 Euro, S500 21.300Euro, S500L 22.900 Euro, S320 CDI 18.800 Euro, mit Partikelfilter 19.300 Euro, S400 CDI (250 PS) 20.900 Euro, S400 CDIL 22.200 Euro, S400 CDI mit 260 PS 22.200 Euro. Alle Preise beziehen sich auf EZ 2004 und eine Laufleistung von rund 100.000 Kilometer bei den Benzinern, 110.000 km bei den Dieseln.

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